Fast alle jubeln – bis auf die SPD-Frau
Auch die Allgäuer Direktkandidaten von FDP und AfD werden über die Listen in den Bundestag einziehen
LINDAU (ee/jule/roi/tel/dik) - Bei allen politischen Meinungsverschiedenheiten sind sich die Direktkandidaten im Wahlkreis Oberallgäu-Lindau einig: Aus ihrer Sicht war die Wahl ein Erfolg. Nur SPD-Frau Katharina Schrader ist enttäuscht. Wegen der hohen Verluste ihrer Partei hat sie es trotz guten Listenplatzes nicht in den Bundestag geschafft.
„Wir sind in Feierlaune“, sagt Peter Felser, der als Kreisvorsitzender der AfD in den Bundestag einziehen wird. Alle Wahlziele seien damit erreicht: zweistelliges Ergebnis und drittstärkste Fraktion. Felser fährt am Montag mit dem Zug nach Berlin, wo er sich mit den anderen elf bayerischen AfD-Abgeordneten treffen wird. Dienstag oder Mittwoch soll es schon die erste Fraktionssitzung geben. Und Felser schaut nach vorne, denn am Montag soll auch der Wahlkampf für die bayerischen Landtagswahlen beginnen, die in einem Jahr auf dem Terminplan stehen: „Wir werden die CSU vor uns hertreiben.“
„Das hätten wir kaum zu träumen gehofft“, sagte Stephan Thomae, der mit der FDP wieder in den Bundestag einziehen wird. Nach den neuesten Umfragen hatte er mit knapp neun Prozent für die Liberalen gerechnet. Dass es nun doch mehr geworden sind, kommentiert er mit „super“. Allerdings sei es ein „bitterer Wermutstropfen“, dass die AFD drittstärkste Partei geworden ist. Jetzt müsse man sie „inhaltlich stellen“, so Thomae weiter. Da Jamaika rein rechnerisch möglich wäre, erwartet der Jurist aus Kempten entsprechende Sondierungsgespräche. Drängt es die FDP nach vier Jahren Abstinenz von der Bundespolitik also gleich wieder in die Regierungsverantwortung? „Wir streben das nicht an, aber wir drücken uns auch nicht davor“, sagt Stephan Thomae, der den Wahlabend in der Skylounge in Kempten verbracht hat. Groß feiern konnte er allerdings nicht, ein Schluck Sekt musste reichen: Sonntagabend hatte Thomae noch ein Fernsehinterview in Augsburg, und am Montag geht es gleich ab nach Berlin zur Bundesvorstandssitzung. „Wir müssen ja handlungsfähig sein.“
„Das ist eine herbe Niederlage“, das gibt die SPDDirektkandidatin für Allgäu, Katharina Schrader, unumwunden zu: „Da müssen wir nicht drumherumreden.“Die Politologin sieht im schlechten Wahlergebnis ihrer Partei „eine klare Ansage, dass man keine große Koalition mehr will“. Schrader hatte sich vor kurzem noch angesichts ihres Listenplatzes bei der bayerischen SPD reelle Chancen ausgerechnet, nach der Wahl jetzt als Abgeordnete in den Bundestag einzuziehen. Trotz der bundesweit rund fünf Prozent weniger Wählerstimmen für die Sozialdemokraten sieht die 36-Jährige „noch eine kleine Chance“für sich: „Wir müssen einfach noch abwarten, wie sich die Zahlen letztlich im Einzelnen auswirken“, sagte sie am Sonntagabend im Gespräch mit der LZ.
Erna-Kathrein Groll ist mit dem Ergebnis der Grünen zufrieden. „Wir haben vor allem im Lindauer Raum sehr gute Ergebnisse“, sagt sie. Vor allem in kleineren Orten wie Hergatz habe ihre Partei viele Stimmen geholt. „Da kann man wirklich zufrieden sein.“Eine mögliche JamaikaKoalition, wie sie am Sonntagabend bereits im Gespräch ist, bereitet ihr Bauchschmerzen. „Ich glaube nicht, dass die FDP mit unseren Werten klarkommt“, sagt Groll. „Sie negieren die Dinge, die uns wichtig sind.“Als Beispiel nennt die Grünenpolitikerin den Klimawandel. „Wesentlich ist jetzt, die Ergebnisse abzuwarten und Gespräche zu führen.“Groll feiert mit ihren Parteifreunden im Symposium in Kempten.
Xaver Merk von der Linkspartei blickt überwiegen positiv auf die Wahl. „Nur die AFD ist ein Wermutstopfen“, sagt Merk. „Die werden uns noch lange zu schaffen machen.“Vor allem freue er sich darüber, dass Susanne Ferschl so überzeugend in den Bundestag gewählt wurde und dass die Linke bei deutlich mehr Stimmen in Bayern bekommen hat als noch vor vier Jahren. „Das ist ein riesen Erfolg“, sagt Merk.