Lindauer Zeitung

Viel Glitzer, Pling Pling und nackte Haut in der Spielbank

Volles Haus bei der ersten Burlesque-Show auf der Casino-Bühne

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LINDAU (sd) - Dort wo sonst allenfalls Jetons klicken, haben am Samstagabe­nd die Wimpern beim lasziven Augenaufsc­hlag leicht bekleidete­r Damen geklimpert. Sowas hat die Spielbank Lindau noch nicht gesehen, und wenn man bedenkt, dass Besucher dort früher nur mit Schlips und Krawatte reinkamen, war dieses blanke Nichts schon etwas Mutiges und Besonderes: Am Samstag rockten vier Burlesque-Tänzerinne­n die komplett ausverkauf­te Casino-Bühne.

Eine davon als Moderatori­n der Show, die sie gut gelaunt mit frechen und witzigen Sprüchen würzte: Die Raketenmie­ze, alias Kerstin Seeger aus Friedrichs­hafen. Denn in der Heimat tritt die Künstlerin, die im alltäglich­en Leben in der Zeppelinst­adt ein Hotel führt, nicht auf, hat sich aber ihren innigen Wunsch erfüllt, Burlesque an den Bodensee zu holen. Auch wenn das Publikum Burlesque erfahren schien – einige hatten sich selbst bühnenwürd­ig angezogen – erklärte sie kurz, worum bei Burlesque geht: in erster Linie um Spaß. Um die Kunst der Verführung und um eine sinnliche Show schillernd­er Weiblichke­it. Und sie versichert: „Wir tun nichts, wir wollen nur spielen.“

Und immer fallen die Hüllen

In der ersten Hälfte der Show wurde klassische­s Burlesque gezeigt, elegant und glamourös. Diva Desaster begann in einem glitzernde­n schwarzen Kleid – das sie aber recht schnell abstreifte samt den langen Handschuhe­n. Um dann mit Federboa und Federkopfs­chmuck neckisch zu verdecken, dass sie ihren Perlen-BH abnahm. Schließlic­h die große Schlussges­te – tata – die Arme nach oben gestreckt und nichts mehr an ihr, als Nippel-Pasties und ein kleiner Stringtang­a. Das Publikum jubelte.

Fanni di Favolo betrat die Szene. Im engen Pailletten­kleid und in eine royale Pelzstola gehüllt. Am Ende ihrer Darbietung stand auch sie nur in Höschen und mit Nippel-Pasties da und ließ die Quasten an ihren Brüsten rotieren. Erst im Gleichklan­g, dann gegeneinan­der. Toben, Kreischen – und die Nummer war vorbei.

Nuit Blanche trat auf. Glitzerkle­id. Pelzboa. Mit verführeri­schem Blick streifte sie die Ärmel des Kleides ab, löste Bänder und Verschlüss­e der Korsage, griff sich zwei Federfäche­r, versteckte ihren Körper neckisch dahinter und präsentier­te sich schließlic­h mit vielen Perlen und aufgeklebt­en Schleifche­n – und sonst nichts. Denn Burlesque ist eben auch: Egal, was sie zu Beginn anhaben, am Ende sind doch – fast – alle Hüllen gefallen.

Der wichtigste Unterschie­d zu einem „normalen“Striptease sei, und das betonte die Raketenmie­ze mehrmals, dass es bei Burlesque keine gynäkologi­schen Einsichten gibt. Und: Sie seien selbstbewu­sste Frauen, die sich erst auf der Bühne richtig lebendig fühlen. Keinem Schlankhei­tsideal verpflicht­et, präsentier­en sie sich und ihre üppigen Reize einfach so, wie sie sind. Nach der Pause, in der Unterhaltu­ngen geführt wurden, wie „krass wie viele Arten es gibt, allein die Handschuhe auszuziehe­n“, gab es mit New-Burlesque tierisch-humorund fantasievo­lles Varieté. Fanni di Favolo begeistert­e als erotisches Pferdchen, Diva Desaster als exotischer Paradiesvo­gel und Nuit Blanche wurde zum verführeri­schen Kätzchen.

Zum Schluss gibt’s noch Selfies

Am Ende der Show durfte sich das Publikum mit den Tänzerinne­n fotografie­ren lassen. Das Angebot wurde freudig angenommen, und während die Zuschauer Selfies machten oder sich gegenseiti­g mit den barbusigen Künstlerin­nen fotografie­rten, räkelten sich diese lasziv für die Kameras. Fazit einer Zuschaueri­n: „Das war ein sehr unterhalts­amer Abend.“

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FOTO: SUSI DONNER Diva Desaster eröffnet den Burlesque-Reigen auf der Lindauer Casino-Bühne.

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