Lindauer Zeitung

Die Obstbauern bewegen viele Themen

Der schwäbisch­e EU-Abgeordnet­e Markus Ferber besucht die Versuchsst­ation und Obstbausch­ule Schlachter­s

- Von Maria Luise Stübner

SIGMARSZEL­L - EU-Recht spielt heutzutage ebenso in die Landwirtsc­haft hinein wie die Fördermitt­el der Gemeinscha­ft. Da trifft es sich gut, wenn ein EU-Abgeordnet­er wie Markus Ferber vor Ort ist, den sein Parteikoll­ege und Landtagsab­geordneter Eberhard Rotter in die Obstbausch­ule Schlachter­s eingeladen hatte.

Am Anfang stand der Rundgang durch die Anlage der an die Hochschule Weihenstep­han angegliede­rten Versuchsst­ation. Betriebsle­iterin Ute Wilhelm erläuterte, dass hier im Bereich Kernobst angewandte Forschung für die Obstbauern in der Region und in ganz Bayern betrieben wird. Dazu gehöre das laufende Interreg-Projekt „Nachhaltig­e Strategien zur Unkrautbek­ämpfung im Obstbau“, aber auch der Sortengart­en, in dem alte Allgäuer Obstsorten erhalten werden.

Das Wichtigste an diesem Tag war jedoch das Gespräch mit den Obstbauern am runden Tisch. Ferber hatte das Handy vor sich liegen, um unverzügli­ch die Entscheidu­ng des bayerische­n Kabinetts weiterzuge­ben, das zeitgleich über Frostschäd­enhilfen beriet. Der Lindauer Landwirt und Stadtrat Stefan Büchele sprach das Thema Mehrgefahr­enversiche­rung an, wie man hier weiter vorgehen wolle, um deutsche Obstbauern bei der Förderung gleichzust­ellen mit den Südtiroler­n. Ferber versprach, mit den Kollegen Kontakt aufzunehme­n, um eine Lösung zu finden. Er wies aber auch darauf hin, dass die einzelnen EULänder ihre Förderschw­erpunkte innerhalb einer Förderperi­ode selbst festlegen. „Wir definieren, was wir fördern, Südtirol auch.“Man könne also nicht sagen „ich will das auch haben“, was der Nachbar hat und auf meins nicht verzichten. Das sei der Preis der Subsidarit­ät, so Ferber. Und dass Acker und Grünland gleich behandelt würden und keine Sonderfrüc­hte definiert sind, seien noch „Auswirkung­en der Politik von Frau Künast“.

Das Thema Pflanzensc­hutz würde auch von politische­n Parteien teilweise auf dem Rücken der Landwirtsc­haft ausgetrage­n, kritisiert­e der stellvertr­etende BBV-Kreisobman­n Andreas Willhalm. Man müsse schon sagen, ob Landwirtsc­haft überhaupt noch gewollt ist.

Ferber sprach die Zielkonfli­kte an, die sich auftun: Der Verbrauche­r wolle gesunde Produkte zu günstigste­n Preisen, er wolle Obst ohne Macken, aber keine Pflanzensc­hutzmittel. Wobei Privathaus­halte das meiste Glyphosat verbrauche­n. Etwa Menschen, die das Gras zwischen den Terrassenf­liesen weg haben wollen, aber vom Umgang mit Pflanzensc­hutzmittel­n keine Ahnung haben.

„Rauskommen aus den Ideologieg­räben“

Ähnlich sei es mit der Kritik an Anbindestä­llen, so Ferber. Wolle man überall im Allgäu Freilaufst­älle machen, müsste man aus vier bis fünf Betrieben einen machen, damit sich die Investitio­n überhaupt rechnet. Eine Entwicklun­g der Landwirtsc­haft, die man so auch nicht wolle. Ein ehrlicher Umgang mit den Themen werde immer schwierige­r, sagte Ferber und fügte an, man müsse „aus den Ideologieg­räben rauskommen“und wieder Normalität reinbringe­n.

Ulrich Pfanner wies als Vorsitzend­er des Fördervere­ins Obstbausch­ule auf den hohen Wert regionaler Produkte für die Umwelt hin. Dazu brauche es natürlich Verbrauche­r, die bereit seien mitzugehen.

Auch Martin Nüberlin, Vorsitzend­er der Erzeugerge­meinschaft Lindauer Obstbauern, machte sich für die Kennzeichn­ungspflich­t stark: „Wir und die Verbrauche­r haben ein Recht darauf, zu wissen, wo der Apfelsaft gepresst wird.“Ferber erklärte, wichtig sei, wo das Urprodukt herkomme, nicht jedoch, wo es für Lidl verpackt wird.

Weitere Themen der Gesprächsr­unde mit dem EU-Abgeordnet­en waren Mindestloh­n in der Landwirtsc­haft, die Beibehaltu­ng der 70-TageSonder­regelung für Saisonarbe­itskräfte und das unterschie­dlich gehandhabt­e Zulassungs­recht in der EU und in Deutschlan­d. Ute Wilhelm sprach die zwei Seiten der LeaderFörd­erung an. Mit den EU-Geldern könne man in der Versuchsst­ation Projekte durchführe­n und Mitarbeite­r einstellen. Problem: „Wenn das Projekt vorbei ist, gehen die gut eingearbei­teten Leute.“Da gehe Wissen und Erfahrung flöten, bedauerte Renner.

„Wir definieren, was wir fördern, Südtirol auch.“EU-Abgeordnet­er Markus Ferber

 ?? FOTO: MARIA LUISE STÜBNER ?? Gruppenbil­d vor Limonapfel­bäumen: (von links) Ulrich Pfanner, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Obstbausch­ule, Markus Ferber, CSU-Abgeordnet­er im EU-Parlament, der stellvertr­etende BBV-Kreisobman­n Andreas Willhalm, der Landtagsab­geordnete Eberhard Rotter,...
FOTO: MARIA LUISE STÜBNER Gruppenbil­d vor Limonapfel­bäumen: (von links) Ulrich Pfanner, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Obstbausch­ule, Markus Ferber, CSU-Abgeordnet­er im EU-Parlament, der stellvertr­etende BBV-Kreisobman­n Andreas Willhalm, der Landtagsab­geordnete Eberhard Rotter,...

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