Für Starke und alle, die es noch werden wollen
Junge Heimenkircher verwirklichen ihre Vision vom Fitnesspark
HEIMENKIRCH - Jeder soll hier seinen Spaß haben: Kleine und Große, Jungs und Mädels, Junge und Alte, Starke und solche, die es noch werden wollen. Der neue Fitnesspark in Heimenkirch ist gestern, 24. September, eröffnet worden. Geboren aus der Idee einiger junger Männer, ist er in Gemeinschaftsleistung und durch Unterstützung von Gemeinde und Gönnern innerhalb weniger Monate entstanden und steht jetzt allen Leuten zur Verfügung, die etwas für ihre Kraft, Ausdauer und Gesundheit tun möchten – und zwar unter freiem Himmel.
Die „human flag“, also menschliche Flagge, schaffen nur die Fortgeschrittenen. André Denz ist einer. Mit beiden Armen hält er sich an einer senkrechten Stange fest und stemmt seinen Körper im rechten Winkel davon ab, sodass er einige Sekunden parallel zum Boden in der Luft schwebt. Bis der Riedhirscher so weit war, hat er lange trainiert – in Fitnessparks in Lindau, Lochau und Bregenz. Nun führt der 33-Jährige die „human flag“in Heimenkirch vor. „Wir haben alles selbst gemacht“, sagt André Denz und schaut dabei ebenso stolz wie seine Freunde Julian und Matthias Übelhör.
Angefangen hat alles mit einer kaputten Rutschbahn auf dem Spielplatz unterhalb des Edekamarkts. Da traten die drei jungen Männer an Bürgermeister Markus Reichart heran und schlugen ihm vor, hier einen Trainingspark zu bauen. Angesichts der Tatsache, dass kleine Kinder den Spielplatz kaum mehr nutzten, ließen sich Bürgermeister und Gemeinderat begeistern. Denz und die Brüder Übelhör, die ihre Idee bei einer Sitzung im März vorgeschlagen hatten, machten sich nach dem positiven Beschluss sofort ans Werk. Ihre bereits skizzierten Pläne feilten sie aus, legten Höhe der Geräte, Anzahl der Stangen und Abstände fest, besprachen mit dem Heimenkircher Metallbauer Artur Prinz Materialanforderungen, bestellten verzinkte Stahlträger und Edelstahlstangen und begannen in Prinz’ Werkstatt zu sägen, zu schweißen und zu lackieren.
12 000 Euro kostet der Fitnesspark
Die Sportart, die die jungen Heimenkircher mitten im Dorf betreiben und zu der sie andere einladen möchten, heißt „Calisthenics“. Als Geräte dienen Reckstangen, Barren, Sprossenwände und Hangelleitern, an denen jeder nach eigener Lust und Fähigkeit trainieren kann. Etwa 12 000 Euro kostet der Fitnesspark, der auf der zur Verfügung stehenden zehn mal zehn Meter großen Fläche Platz hat. Die Gemeinde schießt die 6000 Euro zu, die die Rutschbahn gekostet hätte, und die Sportler haben Sponsoren für ihre Idee gewonnen: 25 Namen und Firmenlogos finden sich auf der großen Tafel, die alle Förderer nennt. Neben Geld stellten sie Arbeitskraft und Sachleistungen zur Verfügung.
Den größten Kraftakt stemmten die Initiatoren selbst, häufig griffen ihnen Helfer unter die Arme. Darunter sind Freunde ebenso wie andere Sportler, die von dem engagierten Projekt erfahren haben. Viele Stunden haben sie im Sommer auf dem Platz verbracht, der künftig ihr Treffpunkt ist, „ oft noch fünf/sechs Stunden nach der Frühschicht“, erzählt Denz. „Jeder Arbeitsschritt war für uns Neuland“, sagt Matthias Übelöhr und schildert, wie vor einigen Wochen die Motivation einen Knick bekam: Die tiefen Löcher, die sie von Hand für die Fundamente gegraben hatten, brachen nach Regen wieder ein. Mehrmals mussten sie nacharbeiten., bis sie ihre Gestänge in die Löcher versenken und diese mit Beton auffüllen konnten. Zuletzt schaufelten sie das 40 Zentimeter tiefe Kiesbett auf die Trainingsfläche, das die Gelenke der Sportler schont und vor Verletzungen schützt.
Schweiß vergießen werden die jungen Heimenkircher hier noch oft. Ein Sicherheitsfachmann hat die Geräte abgenommen, und damit kann das Training beginnen. Beobachter, die ehrfürchtig verfolgen, wie Denz und die Brüder Übelhör scheinbar unermüdlich mit Klimmzug, Stütz und Dip ihre Muskeln stärken, ermuntern die Sportler, es selbst zu versuchen: „Man kann das so erleichtern, dass es jeder schafft“, sagt Denz. Das Trainieren im Calisthenic-Park ist laut Julian Übelhör ein Gemeinschafts-Erlebnis: „Man schaut von einander ab, gibt einander Tipps und muntert sich auf.“
Zu den Zaungästen, die sich schon an den Stangen hochziehen, gehören übrigens auch Buben und Mädchen aus der Nachbarschaft. Eine Rutsche vermisst hier niemand.