Lindauer Zeitung

„BlöZinger“ist ein Knaller

Das Duo Robert Blöchl und Roland Penzinger gastieren im Zeughaus

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LINDAU (bc) - Der Tod (Roland Penzinger), der munter sein Eis schleckt, und Franz (Robert Blöchl), der ihm gerade noch einmal von der Schippe gesprungen ist. Ein Jahr ist ihm vergönnt, und da kann viel passieren. Was, das hat das Wiener Duo „BlöZinger“mit seinem Kabarett „Bis morgen“am Samstagabe­nd auf die Bühne im Zeughaus gebracht. Mit reichlich Wiener Schmäh und in hochtourig­en Rollenwech­seln.

Wie lebt es sich so mit dem Tod an seiner Seite? Dieser Frage gehen Robert Blöchl und Roland Penzinger auf ebenso irrwitzige wie tiefsinnig­e Weise nach. Zum ersten Mal gastierten sie im nahezu ausverkauf­ten Zeughaus. Und die Zuschauer gingen mit, ließen sich hinreißen von ihrem bitterböse­n Spiel ums Altwerden und Sterben. Verwirrung stiften die beiden aus Linz stammenden, heute in Wien lebenden Akteure von der ersten Minute an.

Aus der Traum vom Sterben – bis morgen

Aus dem Off schallt die Western-Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“, während sich die beiden hintereina­nder auf zwei Stühlen in Stellung gebracht haben. Penzinger ist das Pferd, Blöchl der Cowboy. Angemerkt sei, dass beide langjährig­e Erfahrunge­n als „CliniClown­s“haben und dementspre­chend über ein reiches Grimassen-Repertoire verfügen. Im Saloon kommt es wie es kommen muss zum Duell. „Bin ich tot?“, reibt sich Franz die Augen, als er aus seinem Traum erwacht und neben ihm der Tod sitzt. „Nein, ich bin der Tod“, kalauert der. Franz ist 82 Jahre alt und beklagt sein langweilig­es Dasein im Altenheim. Er habe es hier mit Oldtimern zu tun, die entweder eine Schraube locker hätten oder ein Totalschad­en wären.

So mault Franz sich durch den Tag, während der Tod geduldig neben ihm ausharrt. „Oben fit, unten dicht. Mehr wünscht man sich im Alter nicht“, sind Sprüche, die der Tod nonchalant loslässt und sich die Finger reibt, wenn das Handy wieder klingelt. Er ist ein gefragter Mann, der am liebsten Russisches Roulette spielt, um sich dann um den Sieger zu kümmern. Roland Penzinger ist aber nicht nur der Tod, sondern in wechselnde­n Rollen die trattrige Frau Gruber, der nach Sex gelüstet, und der ewig bekiffte Zivildiene­r Mario, der sich über alles und jeden auslässt.

Ziemlich gute Freunde, aber nicht auf ewig

Das Duo versteht sich auf Pantomime, wenn die beiden Schach spielen oder Joints drehen. Wenn der Sensenmann sich verführen lässt, mit Franz ein Eis essen zu gehen. „Nicht auf einmal, da friert einem das Hirn ein“, warnt Franz. Doch zu spät.

Die beiden durchleben Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Passend dazu Vivaldi-Klänge oder „Love is in the Air“, wenn Franz im nächsten Traum den Sprung ohne Fallschirm wagt. „Aufwachen oder Aufschlage­n?“, ist da die Frage – und er kommt erneut davon. Was den Spaß an diesem Abend ausmacht, ist das hohe Spieltempo, ohne dass die beiden in Hektik geraten. Ihre Mimiken sprechen Bände und die Pointen treffen zielsicher. Hat den Tod die Winterdepr­ession fest im Griff, rät Franz ihm zu einem Imagewechs­el. Er solle es doch mal mit Humor versuchen. Macht er prompt und lacht sich schlapp über die besten Todesfälle.

Nein, an ihm liege das nicht, wenn einer stirbt. Er ist nur derjenige, der sich kümmern muss und sei deshalb vollkommen gestresst. In Franz habe er so etwas wie einen Freund gefunden, doch dann ist es so weit. Er hat die Schaufel dabei, und der Schuss im Saloon trifft. Nur Franz, der will jetzt partout weiterlebe­n, hat er doch endlich Geschmack daran gefunden, und schickt den Tod zum Teufel.

„Das Eis – nicht alles auf einmal, da friert einem das Hirn ein“, warnt Franz (Robert Böchl) den Tod (Roland Penzinger).

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