Nonnenhorn hat höchste Wahlbeteiligung und zählt am schnellsten
Trotz Stimmenverlusten erreicht CSU-Mann Gerd Müller eines der besten Direktmandatsergebnisse in ganz Deutschland
LINDAU (ee) - So mancher politisch Interessierte atmet jetzt durch. Auch im Kreis Lindau haben CSU und SPD spürbar Wähler verloren. Als Gewinner der Bundestagswahl im Wahlkreis 256 kann sich die FDP betrachten: Sie hat mit jetzt 10,8 Prozent Zweitstimmen ihr Ergebnis aus dem Jahr 2013 fast verdoppelt. Im Kreis Lindau hat sie vor allem in den Seegemeinden gepunktet. Wobei sich Nonnenhorn bei dieser Bundestagswahl mit zwei Fakten besonders hervortut: Die Gemeinde weist mit 86,6 Prozent die höchste Wahlbeteiligung im Kreis Lindau auf, und die Wahlhelfer dort haben diese Stimmen am schnellsten ausgezählt.
Auch wenn der für Lindau zuständige Allgäuer CSU-Bundestagsabgeordnete Gerd Müller über das Abschneiden seiner Partei „schockiert“ist, wie er in einer ersten Stellungnahme der LZ gesagt hat: Mit dem eigenen Abschneiden als Direktkandidat zeigt sich der bisherige Bundesentwicklungsminister einigermaßen zufrieden. So hat er zwar im Vergleich zu 2013 gut zehn Prozentpunkte weniger Stimmen erhalten. Aber mit seinen 50,4 Prozent hat er zum einen deutlich mehr Wähler als seine Partei (41,5 Prozent) erreicht und ist damit zugleich einer der stimmenstärksten direkt gewählten Abgeordneten – deutschlandweit haben nur zehn Unionspolitiker mehr Erststimmen als Gerd Müller bekommen.
SPD: Schrader schafft es nicht, aber Brunner bleibt im Bundestag
Im Landkreis Lindau erweist sich wie gewohnt das Westallgäu als CSU-Hochburg: In Stiefenhofen entfallen 53,5 Prozent der Zweitstimmen auf die Christsozialen, in Gestratz sind es 52,8 Prozent und in Oberreute 51,5 Prozent. Dennoch hat die CSU auch in diesen Gemeinden im Durchschnitt etwa zehn Prozentpunkte der Wähler im Vergleich zur Wahl 2013 verloren, ein ähnliches Ergebnis wie im gesamten Wahlkreis Oberallgäu. Das geringste Wählerpotenzial für die CSU gibt es im Kreis Lindau in den beiden Städten Lindenberg (36,6) und Lindau (37,0 Prozent), wobei dort die Verluste mit rund acht Prozentpunkten etwas geringer ausfielen.
Wunden lecken dürfte jetzt bei der SPD angesagt sein. Deren Direktkandidatin Katharina Schrader wollte über die Landesliste in den Bundestag einziehen. Doch da die bayerische SPD voraussichtlich nur noch 18 Abgeordnete nach Berlin schicken wird, und Schrader im Vergleich zu ihrer letzten Kandidatur 2013 fünf Prozentpunkte weniger Stimmen erhalten hat, wird daraus nichts. Immerhin kann die Kemptenerin indirekt weiter an der Bundespolitik teilhaben: Sie ist bekanntlich Mitarbeiterin des in Lindau aufgewachsenen Neu-Ulmer SPD-Abgeordneten Karl-Heinz Brunner – und der bleibt angesichts seines Listenplatzes 15 auch in der neuen Legislaturperiode Mitglied des Bundestags.
Im Kreis Lindau bleibt Lindenberg SPD-Hochburg – wobei die jetzt erreichten 17,5 Prozent Zweitwähler keinen Jubel bei den Genossen auslösen werden. Vor vier Jahren hatte die Partei dort noch 21,8 Prozent der Stimmen erhalten. Den geringsten Zuspruch für die SPD auf Kreisebene gab es in Grünenbach und Nonnenhorn mit jeweils nur 8,4 Prozent.
Jeder sechste Hergatzer hat am Sonntag grün gewählt
Deutlich zufriedener dürften die Grünen im Wahlkreis sein: Direktkandidatin Erna Groll bekam mehr Erststimmen als ihr Vorgänger, und auch bei den Zweitstimmen haben die Grünen im Wahlkreis mit 11,3 Prozent jetzt zwei Prozentpunkte besser abgeschnitten. Im Landkreis Lindau haben Hergatz (16,0 Prozent) und Maierhöfen (15,0 Prozent) den höchsten Anteil an Zweitstimmen für die Grünen, gefolgt von der Stadt Lindau (14,5) und Weißensberg (14,2 Prozent).
Die FDP hat im Kreis Lindau bei dieser Bundestagswahl zu einem neuen Höhenflug angesetzt: In Nonnenhorn gaben ihr 16,7 Prozent der Wähler ihre Zweitstimme, in Bodolz 13,8 Prozent und in Wasserburg 13,2 Prozent. Doch selbst in Stiefenhofen (7,4), Gestratz und Heimenkirch (7,6 Prozent) wählten dieses Mal mehr Bürger die Liberalen als noch vor vier Jahren überhaupt im Wahlkreisdurchschnitt. So freut sich ihr Direktkandidat Stephan Thomae, dass er sich angesichts der guten Wahlergebnisse seiner Partei zum zweiten Mal über die bayerische Landesliste auf den Weg nach Berlin machen darf.
Was bayernweit beobachtet wird, ist übrigens auch im Kreis Lindau nachlesbar: Da, wo die CSU stark ist, wie in Gestratz, tut sich die AfD deutlich schwerer. Dort erhielt sie nur sieben Prozent Zustimmung. Ihre höchsten Ergebnisse erzielte die AfD in Opfenbach, wo jeder achte Wähler für sie stimmte, und in Heimenkirch mit 11,9 Prozent der Zweitstimmen. Der AfD-Mann Peter Felser wird so dritter Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Allgäu-Lindau.