Ohne Strom und doch voller Energie
Im hitzigen Baden-Derby feiert Freiburg durch ein 3:2 gegen Hoffenheim den ersten Saisonsieg in der Liga
FREIBURG - Nur dem Stadionsprecher ging früh der Saft aus. Weil im Freiburger Schwarzwaldstadion ein Stromausfall Lautsprecheranlage und Anzeigetafel lange Zeit lahmlegte, blieb die Stimme von Claus Köhn an diesem Sonntag häufig stumm. Spieler und Fans jedoch standen dank eines hitzigen Baden-Derbys bis zum Schlusspfiff unter Spannung. Das 3:2 (2:1) gegen die bis dahin in der Liga noch ungeschlagene TSG Hoffenheim bedeutete den ersten Bundesligasieg für den SC Freiburg in dieser Saison. „Von der Einstellung und auch vom Spielerischen her – viel mehr geht nicht“, meinte Freiburgs Trainer Christian Streich.
Weder die Misserfolge in den ersten Saisonspielen noch die kuriosen Erinnerungen an die jüngsten Begegnungen mit Hoffenheim verunsicherten Freiburg. In sechs der letzten sieben Spiele gegen die Kurpfälzer war der Sportclub in Führung gegangen – und gewann doch keine dieser Partien. Dieses Mal lief es umgekehrt: Hoffenheims 19-jähriger Debütant Robin Hack, der später bei einem Kopfballversuch mit Mitspieler Kevin Vogt zusammenrauschte und ins Krankenhaus gebracht werden musste, sorgte mit einem satten Distanzschuss für das 0:1 (14.). Nur 72 Sekunden später demonstrierte Florian Niederlechner die Freiburger Entschlossenheit. Eine Flanke von Christian Günter hatte der Wangener Janik Haberer verlängert, Niederlechner schlug im Strafraum einen Haken und schoss zum 1:1 (15.) ein. Drei Minuten später lag Freiburg vorne: Abwehrspieler Caglar Söyüncü köpfte beim 2:1 (18.) sein erstes Tor für Freiburg. „Der Wille auf dem Platz hat heute gesiegt“, erklärte Söyüncü nach dem Abpfiff. „Wir wollten unbedingt.“
Mit dieser Leidenschaft hielt Freiburg gegen stark aufkommende Hoffenheimer dagegen. „Wir waren in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, da haben wir super gespielt, von daher gibt’s keinen Vorwurf“, sagte TSG-Trainer Julian Nagelsmann. Erst mit dem 3:1 (87.) nach einem Flachschuss von Pascal Stenzel war die Partie entschieden, das 3:2 (90.+1) fiel durch ein Eigentor von Julian Schuster, der seinen Fauxpas mit Humor nahm: „Ich habe nichts mitbekommen.“Auch seine eigenartige Begegnung mit Kevin Vogt, der dem SC-Kapitän bei einem Gerangel in der 28. Minute in den Schritt gekniffen hatte, wollte Schuster nicht mehr kommentieren: „Das bleibt auf dem Platz.“
Schmerzunempfindlich schien nach dem Spiel auch Nagelsmann zu sein. „Mir geht es heute besser als nach der Europa-League-Niederlage gegen Rasgrad“, sagte er. „Mir ist Freiburg sympathisch, mir ist der Trainer sympathisch, da muss man auch mal gönnen können.“Streich bedankte sich mit einer herzlichen Umarmung und bekannte: „Hoffenheim war in der zweiten Halbzeit einen Tick besser, aber heute waren wir mal die Glücklicheren.“Besonders freute ihn, „dass nicht nur Nils Petersen und Florian Niederlechner die Tore machen können, sondern auch die anderen. Das gibt uns Vertrauen und Kraft.“Der Ex-Heidenheimer Niederlechner drückte es so aus: „Man sieht einfach, wie die Mannschaft lebt.“
Ohne Strom und doch voller Energie – im Breisgau gehen die Bundesliga-Lichter noch lange nicht aus.