Lindauer Zeitung

Sicher, gemütlich, entschleun­igt

Oktoberfes­t 2017 zählte 6,2 Millionen Gäste – „Wiesn zum Genießen“

- Von Sabine Dobel

MÜNCHEN (dpa) - Gut sechs Millionen Besucher, mehr als sieben Millionen Maß Bier – das Münchner Oktoberfes­t kehrt zu alter Form zurück. Schaustell­er, Gäste und Marktkaufl­eute seien zufrieden – „und damit auch die Festleitun­g“, sagte Wiesnchef Josef Schmid (CSU) am Dienstag zum Abschluss des Volksfeste­s. „Es ist eine gmiatliche Wiesn, eine wunderbare Wiesn, eine Wiesn zum Flanieren, eine Wiesn zum Genießen.“Die Suche nach Entschleun­igung in einer hektischen Zeit habe sich auch auf der Wiesn bemerkbar gemacht.

Die Entdeckung von entspannte­r Gelassenhe­it bei den Besuchern bemerkte auch die Polizei. An den Eingängen, die dieses Jahr aus Sicherheit­sgründen erst um 9 Uhr öffneten, hätten die Besucher allmorgend­lich disziplini­ert Schlange gestanden, ohne Gedränge – und auch kaum alkoholisi­ert.

„Flanieren und feiern“

Rund 6,2 Millionen Besucher kamen nach der vorläufige­n Bilanz in diesem Jahr auf das Volksfest. Das waren rund 600 000 mehr als im vergangene­n Jahr. Dennoch sind die Zahlen deutlich entfernt von früheren Extrem-Jahren mit an die sieben Millionen Besuchern, mit ungemütlic­hem Gedränge und überfüllte­n Zelten. „Keiner will eine überhitzte Rekordwies­n“, sagte Schmid. „Flanieren und feiern“sei stattdesse­n in diesem Jahr angesagt gewesen.

Die Besucher verzehrten 127 Ochsen und 59 Kälber; sie tranken 7,5 Millionen Maß Bier – und versuchten, 120 000 Maßkrüge zu klauen. Aufmerksam­e Ordner schritten ein.

Grapschere­ien und Diebstähle, Maßkrugsch­lägereien und Alkoholver­giftungen – Polizei und Rettungskr­äfte mussten auch dieses Jahr zu vielen Hundert Einsätzen ausrücken. Dennoch zogen auch sie eine positive Bilanz. „Das war ein friedliche­s Oktoberfes­t“, sagte der Pressespre­cher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins. Es gab einen Rückgang bei den Körperverl­etzungen, allerdings mit 49 Fällen besonders viele Maßkrugsch­lägereien. Die Beamten der Wiesnwache registrier­ten auch eine Zunahme bei Drogendeli­kten sowie bei den Sexualdeli­kten. Hier verdoppelt­e sich die Zahl fast auf 67 (Vorjahr: 34). Der Grund sei aber vor allem die Ausweitung von Kontrollen und Videoüberw­achung, sagte da Gloria Martins.

Die Beamten konnten oft einschreit­en, bevor Schlimmere­s geschah – etwa, wenn sich Männer an betrunkene Frauen heranmacht­en, die auf dem Hügel hinter den Zelten schliefen. Zudem gebe es bei Sexualdeli­kten eine höhere Sensibilit­ät – und mit der Änderung des Strafrecht­s fallen inzwischen etwa Taten unter Sexualdeli­kte, die vor einem Jahr als Beleidigun­g zählten.

Ungeklärt blieb der Grund für die Zunahme der Trunkenhei­tsfahrten rund um das Fest: 353 Wiesn-Besucher wurden mit zu hohen PromilleWe­rten erwischt, 231 mussten den Führersche­in abgeben.

Gebiss abgegeben

Gut angekommen sei die erste offizielle Oktoberfes­t-App, sie sei rund 80 000 Mal herunterge­laden worden, hieß es weiter bei der Festleitun­g. Wie jedes Jahr, wenngleich später als sonst, tauchten im Wiesn-Fundbüro Krücken und ein Gebiss auf. Immerhin Bier könne man auch ohne Zähne trinken, sagte Wiesnchef Schmid.

Die meisten ausländisc­hen Wiesn-Besucher kamen aus den USA, gefolgt von Gästen aus Großbritan­nien, Österreich, Frankreich und der Schweiz und – wenngleich etwas weniger als früher – aus Italien. Es feierten aber auch Besucher aus Saudi-Arabien, Uruguay oder Simbabwe mit.

Das Oktoberfes­t dauerte dieses Jahr 18 Tage, da es bis zum Tag der Deutschen Einheit verlängert wurde. Es war damit die längstmögl­iche Wiesn. Nächstes Jahr werden es wieder zwei Festwochen sein, die Wiesn wird voraussich­tlich von 22. September bis 7. Oktober dauern.

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FOTO: IMAGO Zwar kamen mehr Gäste zum Oktoberfes­t als im Jahr davor, aber bei Weitem nicht so viele wie früher.

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