Lindauer Zeitung

Städte wollen Ökosysteme der Alpen vernetzen

Grenzübers­chreitende­r Lebensraum soll entstehen – Bauern warnen vor Wolf

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MÜNCHEN (lby) - Bei der ersten Umweltmini­sterkonfer­enz der EU-Alpenstrat­egie (Eusalp) in München haben die Teilnehmer den Grundstein für ein Netzwerk „Grüner Infrastruk­turen“gelegt. Als ersten Schritt brachten Vertreter aus München, Wien, Salzburg, Trient, Turin und Grenoble am Montag ein grünes Städtenetz­werk auf den Weg.

Lebensqual­ität und Ökonomie

Insgesamt wollen sechs Staaten, zehn alpine Regionen und internatio­nale Organisati­onen das grüne Netzwerk als Modell für Europa voranbring­en. Es gehe um ein grenzübers­chreitende­s Lebensraum­netzwerk, sagte die Gastgeberi­n der Konferenz, Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU). „Grüne Infrastruk­turen sind ebenso unverzicht­bar wie Verkehrs-, Energie- oder digitale Korridore“, sagte die Ministerin. „Eine intakte Natur und in Jahrhunder­ten entstanden­e Kulturland­schaften machen unsere Heimat aus. Sie schaffen Lebensqual­ität auf dem Land und in den Städten und sind wirtschaft­liche Existenzgr­undlage für unsere Bergbauern­familien.“

Gerade die Landwirte zeigten sich allerdings nicht begeistert von der Initiative. Rund 300 Bauern aus Südtirol, Österreich und aus Bayern demonstrie­rten am Rande der Konferenz für einen besseren Schutz von Weidetiere­n vor Wölfen. Dieser Punkt fehle gänzlich auf der Tagesordnu­ng, sagte der Vizepräsid­ent des Bayerische­n Bauernverb­andes, Günther Felßner. Der Ausbau des Netzwerks von Biotopen und Schutzgebi­eten werde die Ausbreitun­g des Wolfes weiter beschleuni­gen.

„Die Bauern im Alpenraum stellt diese Entwicklun­g vor massive Probleme. Auf den Weiden und Almen werden immer mehr Kühe oder Schafe vom Wolf getötet“, kritisiert­e Felßner. Die Weidehaltu­ng in den Alpen sei gefährdet. „Doch was die Alpen lebens- und liebenswer­t macht, sind doch nicht Wolfsrevie­re, sondern unsere Weidetiere.“Der Vorsitzend­e der Freien Wähler im Landtag, Hubert Aiwanger, sagte, Wolf und Bergweide im Alpenraum seien miteinande­r nicht vereinbar. „Wir müssen uns für eins von beiden entscheide­n. Wir brauchen klare Regeln, dass Wölfe in Gebieten mit Bergweide bejagt werden dürfen.“

Kritik kam auch von der SPD. Der SPD-Umweltexpe­rte im Landtag, Florian von Brunn, forderte „echten Umweltschu­tz“sowie die „Beachtung der internatio­nalen Alpenkonve­ntion statt hohler Phrasen“. Unklar sei unter anderem, ob Umweltverb­ände genügend eingebunde­n seien. Zudem habe man mit der bayerische­n Staatsregi­erung als Gastgeber „den Bock zum Gärtner“gemacht.

„Damit wollen sich die, die gerade den bayerische­n Alpenplan stutzen und dabei die Alpenkonve­ntion missachten, um eine Skischauke­l am Riedberger Horn zu ermögliche­n, einen falschen grünen Anstrich geben.“

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FOTO: DPA Demo gegen den Wolf bei der 1. Umweltmini­sterkonfer­enz zur EU-Alpenstrat­egie.

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