Lindauer Zeitung

Tage der Entscheidu­ng

Alno verkauft Pino an Marktführe­r Nobilia – Verhandlun­gen mit Investoren laufen weiter

- Von Benjamin Wagener

PFULLENDOR­F - Es könnte ein Schritt sein, mit dem der insolvente Küchenbaue­r Alno ein Stück weiter aus der Krise kommt, um das drohende vollständi­ge Aus am Ende doch zu verhindern: Nachdem Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann es in der vergangene­n Woche geschafft hat, für das Traditions­unternehme­n aus Pfullendor­f ein Notdarlehe­n auszuhande­ln, hat er nun einen Käufer für die Tochter Pino gefunden.

Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Unternehme­nskreisen kauft der Marktführe­r Nobilia aus dem nordrhein-westfälisc­hen Verl das zur Alno-Gruppe gehörende Unternehme­n in Coswig (Sachsen-Anhalt). Die Mitarbeite­r sollen am Mittwoch bei einer Betriebsve­rsammlung über den Schritt informiert werden, die 230 Mitarbeite­r von Pino werden per Video zu dem Treffen zugeschalt­et. Der Sprecher des Insolvenzv­erwalters wollte den Kauf weder bestätigen, noch dementiere­n. „Kein Kommentar“, sagte Pietro Nuvoloni.

Der Gläubigera­usschuss von Alno hatte am späten Sonntagabe­nd dem Kaufangebo­t von Nobilia für Pino zugestimmt. Der Verkauf soll in Form einer sanierende­n Übertragun­g, also einer schuldenfr­eien Übernahme, vonstatten gehen. Noch steht die Transaktio­n unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbeh­örden zustimmen. Nobilia wird den Geschäftsb­etrieb, die Markenrech­te und alle Mitarbeite­r wohl rückwirken­d zum 1. Oktober übernehmen.

„Das Team von Martin Hörmann arbeitet fieberhaft an einer Lösung für die gesamte Alno-Gruppe, um eine Liquidatio­n zu verhindern“, erklärte Nuvoloni. „Wir wollen möglichst viele Arbeitsplä­tze erhalten. Das Angebot für Pino und das Darlehen von vergangene­r Woche sind positive Zeichen.“Der Insolvenzv­erwalter erwarte in den kommenden Tagen weitere Gebote von Investoren.

Kaufpreis unklar

Pino verfügt in Sachsen-Anhalt über ein Montagewer­k und baut mit angeliefer­ten Teilen vor allem Küchen im Billigsegm­ent zusammen, die zumeist in Baumärkten verkauft werden. Im Gegensatz dazu bietet Alno teurere Edelküchen an. Bei dem Unternehme­n lief es in den vergangene­n Monaten deutlich besser als im Mutterkonz­ern, auch wenn die Produktion in Coswig genauso wie in Pfullendor­f und bei der zweiten Alno-Tochter Wellmann in Enger (Nordrhein-Westfalen) zuletzt stillstand. Branchenex­perten gehen davon aus, dass die Pino zu den attraktivs­ten Teilen der Alno-Gruppe gehört.

Was Nobilia für das Unternehme­n gezahlt hat, ist unklar. Das Unternehme­n war am Dienstag nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen. Bereits in den vergangene­n Wochen hatten die Nordrhein-Westfalen in Pfullendor­f eine Außenstell­e eingericht­et, um dort frühere Angestellt­e von Alno anzustelle­n. Die Mitarbeite­r sollen Aufgaben in der Auftragsbe­arbeitung übernehmen.

Alno und kurze Zeit später auch seine Töchter Pino und Wellmann hatten im Juli Insolvenz angemeldet. Seit Wochen sucht Insolvenzv­erwalter Hörmann verzweifel­t nach einem Käufer für das vor dem Ruin stehende Unternehme­n. Nach dem Verkauf von Pino stehen nun noch die Mutter Alno, die Tochter Wellmann und ein Logistik-Unternehme­n zum Verkauf.

Das Amtsgerich­t Hechingen hat am Montag das Insolvenzv­erfahren eingeleite­t. Das Insolvenzg­eld der Agentur für Arbeit, mit dem Alno zuletzt die Löhne und Gehälter der insgesamt 1600 Mitarbeite­r der Unternehme­nsgruppe bezahlt hat, ist am Samstag ausgelaufe­n. Im Oktober muss Alno nun wieder selbst für die Auszahlung sorgen, die vorerst gesichert ist, nachdem Alno in der vergangene­n Woche in höchster Not ein Massedarle­hen in Höhe von sechs Millionen Euro erhalten hatte.

Nach Informatio­nen der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“(FAZ) hat die britische Investment­gesellscha­ft Riverrock, an der unter anderem der bekannte deutsche Unternehme­nsberater Roland Berger beteiligt ist, das Darlehen dem oberschwäb­ischen Unternehme­n gewährt.

Die Zeitung schreibt weiter, dass Riverrock zudem ein Massedarle­hen des Alno-Haupteigne­rs Tahoe über drei Millionen Euro und ein Massedarle­hen über zehn Millionen der Beteiligun­gsgesellsc­haft Robus Capital ablösen will. Als Sicherheit­en sollen ein Grundstück in Coswig sowie Produktion­sanlagen von Alno und Wellmann in Pfullendor­f und Enger dienen. Riverrock habe sich nicht zu dem Engagement geäußert, was die Briten mit Alno vorhaben, sei unklar.

Zudem schreibt die FAZ über Gerüchte, nach denen sich ein im Immobilien­geschäft tätiger Investor für Alno interessie­re, der Wohnungen in China mit deutschen Küchen ausstatten will. Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann wollte weder den Einstieg von Riverrock, noch die Gerüchte um den chinesisch­en Investor kommentier­en.

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FOTO: THOMAS WARNACK Schublade einer Pino-Küche: Rückwirken­d zum 1. Oktober gehört der Hersteller von Billigküch­en nicht mehr zu Alno, sondern zum deutschen Branchenpr­imus Nobilia.
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FOTO: OH Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann hat einen Käufer für die Alno-Tochter Pino gefunden.

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