Pastor am Scheideweg
So auf Erden (Mi., ARD, 20.15 Uhr)
– Stuttgart ist wohl nicht ganz zufällig als Handlungsort für diesen Spielfilm um eine Freikirche gewählt worden. Schließlich gibt es in der Landeshauptstadt einige Kreise, die sich streng an die Bibel halten und diese auch reichlich eng auslegen. Auch Johannes führt ein Leben als sehr frommer Mann (Edgar Selge). Er ist Pastor einer Freikirche und versteht es, mit seinen Predigten die Gläubigen zu fesseln. Seine Frau Lydia (Franziska Walser, auch im richtigen Leben mit Selge verheiratet) steht ihm treu zur Seite. In ihrem Gemeindezentrum wird vor allem das Thema Nächstenliebe groß geschrieben. Erst als der Straßenmusikant und Junkie Simon (Johannes Niewöhner) in ihr geordnetes Leben einbricht, geraten sie mit ihrem Glauben in Konflikt. Denn Simon ist homosexuell, und Johannes fühlt sich mehr und mehr zu ihm hingezogen. Wie nicht anders zu erwarten, liefert Selge unter der Regie von Till Endemann eine rundum überzeugende Studie dieses in seinen Grundfesten erschütterten Mannes am Scheideweg. Am Ende stellt seine Frau, von Franziska Walser stark gespielt, die alles entscheidende Frage nach Vergebung – nicht nur an sich, sondern auch an die Gemeinde. Ein passender Film auch zum Reformationsjahr, in dem Luthers These von der Freiheit eines Christenmenschen in Verbindung mit der HomoEhe ohnehin für Diskussionen sorgt.