Mitarbeiter sind kompetenter als Stadträte
Zum Bericht „Stadt sucht weiter nach Ort für die Tourist-Info“; LZ vom 2. Oktober: Nein, man darf von Stadträten nicht erwarten, dass sie zu jedem Thema Kompetentes zu sagen haben. Eher schon, dass sie es dann doch bitte auch bleiben lassen, wenn dem so ist. Jüngstes Beispiel: Verschiedene Beiträge zum möglichen Umzug der Tourist-Info in das städtische (!) Gebäude der Schiffswerften, das ab Oktober größtenteils frei wird. Problem: Das jetzige Gebäude am Bahnhof muss die LTK demnächst verlassen. Und der favorisierte Umzug in den Bahnhof kann frühestens dann ins Auge gefasst werden, wenn die künftige Bahnhofsnutzung geklärt ist. Die aber wird erst in einigen Jahren von der DB und deren Preisvorstellungen bestimmt.
Vor diesem Hintergrund war es interessant zu hören, welche althergebrachten Ansichten diese über Gästebedürfnisse, Lage, Erreichbarkeit und Aufgabenstellung einer Tourist-Info zum Ausdruck brachten. Aus der BU-Ecke, die stets um möglichst großen Gegensatz zur CSU – und zur Stadtverwaltung sowieso! – bemüht ist, klang die absurde Überzeugung durch, dass sie in jedem Fall mit dem Auto erreichbar sein müsse. Warum dann eigentlich nicht gleich ins Industriegebiet damit!? Nur, weil ein Stadtrat seine Feriengäste offenbar immer noch mit dem handgeschriebenen Meldeschein auf die Insel schickt, damit die dort ihre Gästekarte erhalten, sollte man weiteren Verkehr wirklich nicht ins Zentrum schicken.
Vielleicht handelt es sich ja bei diesen Stadträten und der Müller/Jöckel-Fraktion um die typischen Strandurlauber, die ganz offensichtlich nicht wissen, wo und wie Städteund Altstadtbesucher eine örtliche Tourist-Info aufsuchen: Die orientieren sich nämlich an den typischen Hinweisschildern oder einem stadtweiten Infosystem, um sie an einer gut auffindbaren Gasse oder einem schönen Platz aufzufinden. Hier bekommen sie schließlich die Empfehlungen und Prospekte, die ihnen das Entdecken einer Stadt, ihrer Veranstaltungen und Besonderheiten schmackhaft machen. Dass dafür jetzt ein günstiges (!) Gebäude mit erneuter Seenähe, interessanten Gestaltungsmöglichkeiten und entlang des Touristenflusses zur Verfügung steht, sollte gerade die erwähnten Stadträte fröhlich stimmen, die stets mit genießerischer Lust auf den Schuldenstand der Stadt verweisen und höhere Steuern selbstverständlich ablehnen.
Es ist traurig, wenn die immer gleichen Stadträte alles dafür tun, um die Kompetenz der zuständigen Mitarbeiter zu untergraben. Den Nachweis allerdings, dass diese Stadträte über Fragen des Tourismus und seine aktuellen Herausforderungen besser Bescheid wüssten als die motivierte und engagierte LTK-Mannschaft, hat bisher noch keiner von denen erbracht. Winfried Hamann, Lindau