Lindauer Zeitung

Bespuckt, gebissen, angepöbelt

Aggression­en gegen Polizeibea­mte haben „besorgnise­rregend“zugenommen

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KEMPTEN (mun) - Es geschieht täglich, vor allem an Wochenende­n: Polizeibea­mte werden zu jeder Tagesund Nachtzeit bei Einsätzen mit gewaltbere­iten Bürgern konfrontie­rt. Meist handelt es sich bei den Angreifern um Täter unter Alkoholode­r Drogeneinf­luss. „Es gibt Menschen, die bei starker Alkoholisi­erung die Konfrontat­ion mit der Polizei suchen, dies aber im nüchternen Zustand niemals machen würden“, sagt Polizeiprä­sident Werner Strößner. Die Tendenz nennt er besorgnise­rregend.

Drei Viertel aller Polizisten im Außendiens­t seien im vergangene­n Jahr beim Dienst entweder tätlich angegangen oder grob beleidigt worden, zitiert Polizeispr­echer Christian Eckel die Statistik. Sie hätten allerdings nicht in allen Fällen Anzeige erstattet. 164 Beamte seien 2016 bei solchen Übergriffe­n verletzt worden. Auch das besagt die Statistik: Über zwei Drittel der Tatverdäch­tigen standen während der Gewalt gegen Polizisten unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen.

Auffällig ist laut Polizei dabei, dass extrem hohe Promillewe­rte offensicht­lich zunehmen – nicht nur bei Erwachsene­n, sondern auch bei Heranwachs­enden und Jugendlich­en. Betroffen von Gewalttäti­gkeiten seien neben den Polizeibea­mten häufig auch Rettungskr­äfte, beispielsw­eise

Auch Rettungskr­äfte betroffen

Rettungssa­nitäter und Feuerwehrl­eute, sagt Eckel.

Der Kontrollve­rlust Betrunkene­r stelle für diese Freiwillig­en ein ebenso hohes Risiko wie für die Polizeibea­mten dar. Eckel weiß, wovon er spricht: Vor Jahren hat ihn ein Randaliere­nder gegen das Knie getreten. Die Verletzung spürt er heute noch.

„Die Hemmschwel­le, Polizisten oder Rettungskr­äfte anzugreife­n, hat massiv abgenommen“, berichtet auch Peter Pytlik, stellvertr­etender Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei. Er begrüßt es, dass im Februar das Strafgeset­z verschärft worden ist. Dies sei „ein Meilenstei­n“. Sieben Jahre habe die Gewerkscha­ft das gefordert. Pytlik sieht die Verantwort­ung jetzt vor allem auch bei den Gerichten und sagt: „Wir hoffen, dass die Justiz den Strafrahme­n des neuen Gesetzes auch voll ausnutzt.“

Laut den gestern vorgelegte­n Zahlen standen im Vorjahr insgesamt knapp 13 Prozent aller Verdächtig­en im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West bei der Tat unter Alkoholein­fluss. Bei den gefährlich­en Körperverl­etzungen war der Anteil der Betrunkene­n mit 40 Prozent aller Verdächtig­en sogar noch deutlich höher. Auch bei Sachbeschä­digungen auf und an Straßen und Plätzen machten die Betrunkene­n unter den Verdächtig­en einen Anteil von 43 Prozent aus, teilt das Polizeiprä­sidium mit.

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