Damit Lindau von unten trocken bleibt
An verschiedenen Orten im Stadtgebiet arbeitet Lindau am Hochwasserschutz.
- Seit 15 Jahren arbeiten Verwaltung und Stadtrat mit dem Freistaat am Hochwasserschutz für Lindau. Viele Millionen sind bereits verbaut, bei anderen Projekte hat noch nicht mal die Planung begonnen. Die Verantwortlichen der Garten- und Tiefbaubetriebe haben dem Stadtrat jetzt einen Überblick verschafft.
Wer ist verantwortlich?
Seit Kurzem haben die GTL mit Pius Hummler einen Fachbereichsleiter Straßen- und Gewässerschutz. Da Hans Schupp die Hochwasserfreilegung der Ach aber seit mehr als zehn Jahren verantwortlich betreut, wird er zwei angelaufene Projekte noch zu Ende führen.
Was ist bei der Ach abgeschlossen?
Die Bauarbeiten laufen seit 2007. Seit Jahren schon ist die Ach im Unterlauf ausgebaut, sodass dort im Extremfall 30 Kubikmeter Wasser in den Bodensee fließen können, ohne dass die Ach über das Ufer tritt. Damit passt fast doppelt so viel Wasser durch wie früher, als im Jahr 2002 die Häuser in der Achstraße so stark unter Wasser standen, dass die Stadt einige Gebäude evakuieren musste. Da bei einem hundertjährigen Hochwasser die Menge aber auf bis zu 45 Kubikmeter pro Sekunde ansteigt, haben Freistaat und Stadt im Hinterland Rückehaltebecken angelegt, in die Wasser überläuft. Damit wird der Abfluss entlastet. Nach Ende des Hochwassers fließt das Wasser dann kontrolliert und langsam ab. Fast 400 000 Kubikmeter fassen die fertigen Becken in Hugelitz, Schlauenberg, Dunkelbuch und Spitalmühle. Nun fehlt nur noch das Becken Oberreitnau, für das die Stadt bereits eine Baugenehmigung hat. „Wir wollen dieses Jahr in die Ausschreibung gehen“, nächstes Jahr soll der Bau beginnen, sagt Schupp. Dann sollte die Ach auch bei einem wirklichen Extremhochwasser sicher in ihrem Bett bleiben.
Wie weit sind die Maßnahmen beim Motzacher Tobelbach?
Weil der Motzacher Tobelbach in die Ach mündet, war der von Anfang an in die Planungen der Ach einbezogen. Auch dort ist ein Rückhaltebecken in Streitelsfingen schon lange fertig, zudem ist der Unterlauf ausgebaut. Schupp wird noch den Ausbau des oberen Laufs betreuen, der im kommenden Jahr geplant ist. Dann steht noch der Bereich zwischen Haug am Brückele und Kemptener Straße aus, der im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Vorplatzes beim Reutiner Rathaus in Teilen freigelegt und hochwassersicher gestaltet werden soll. Einen Zeitplan gibt es dafür noch nicht.
Wann geht die Stadt den Rickenbach an?
Damit die Firma Dornier und andere Anlieger des Rickenbachs kein Hochwasser mehr fürchten müssen, hat die Stadt schon länger geplant – und einen Teil auch schon genehmigt. Los geht es mit dem Ausbau des Unterlaufs zwischen Dorniergelände und Mündung. „Baubeginn wird wahrscheinlich noch dieses Jahr sein“, kündigt Hummler an. Sieben Kubikmeter Wasser pro Sekunde müssen für ein Extremhochwasser dort durchpassen. Dabei seien zum Teil Eingriffe in private Grundstücke nötig. Das werde man mit den Anliegern frühzeitig besprechen. Nötig ist zudem ein 33 000 Kubikmeter großes Rückhaltebecken Sandbichel, das allerdings auf Weißensberger Gemarkung liegt. Das nötige Planfeststellungsverfahren soll in Kürze, der Bau kann nicht vor 2019 beginnen. Laut Hummler stehen Grundstücksverhandlungen über etwa vier Hektar Fläche an. Die Gesamtkosten für beide Abschnitte des Rickenbachs schätzt Hummler auf 1,5 Millionen Euro, von denen die Stadt etwa 600 000 Euro zahlen muss. Den Rest trägt der Freistaat.
Wann wird Hoyren hochwassersicher?
Auch in Hoyren ist der Grubach mehrfach über die Ufer getreten. Vor Jahren hat die Stadt deshalb eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen. Verschiedene kleine Maßnahmen habe man auch bereits umgesetzt, berichtet Schupp auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Damit habe man wichtige Verbesserungen erreicht. Anderes steht noch aus. Einen Zeitplan gibt es dafür nicht. Hochwassersicher ist inzwischen außerdem das Krankenhaus, in das über die Notaufnahme früher auch regelmäßig Wasser eingelaufen ist. Stadt und Landkreis haben gemeinsam das Gelände so modelliert, dass Wasser bei Überschwemmungen am Krankenhaus vorbei abfließt.
Was ist mit dem Hammerbach?
Im Bereich des bisherigen Tannergebäudes und beim früheren MercedesGelände ist es ebenfalls mehrfach zu Überschwemmungen gekommen. Schupp bestätigt auf Anfrage der LZ, dass es auch für den Bereich eine Machbarkeitsstudie gibt, dass dort aber bisher noch keine Maßnahmen umgesetzt wurden.
Welche Maßnahmen sieht die Stadt Lindau zum Hochwasserschutz der Insel vor?
Zuletzt im Juni des vergangenen Jahres war zu sehen, dass die Ufer der Insel nicht überall hoch genug sind, um den See bei hohem Pegelstand abzuhalten. Vor allem am Kleinen See ist Wasser bis an Häuser herangelaufen. Im Zuge der Arbeiten an Inselhalle und Parkhaus macht die Stadt den Bereich hochwassersicher. Zwischen Parkhaus und Seebrücke sind im Frühjahr Geländemodellierungen geplant, damit die Feuerwehr dort auch im Extremfall keinen Damm mehr bauen muss. Als Maßstab gelte ein hundertjähriges Hochwasser plus 50 Zentimeter für Wellenschlag, sagt Hummler. Das hätte beim Pfingsthochwasser 1999 ausgereicht. Vor dem Maria-Martha-Stift hält Hummler Veränderungen des Geländes für nicht so gut, weil sonst die Wiese nicht mehr für das Kinderfest geeignet wäre. Deshalb plant er dort eine Ufermauer, die zugleich Sitzmöglichkeiten bieten soll. Danach würde Wasser nur noch bei sehr hohem Pegelstand auf den Spielplatz fließen, was Hummler für vertretbar hält.
Handlungsbedarf sieht er auf der anderen Seite der Insel, im Bereich zwischen Hafen und Spielbank. Bis zu 1,5 Meter sollte Lindau das Ufer in manchen Bereichen anheben, damit nirgends Wasser in die Insel eindringen kann. Geländemodellierungen seien stellenweise möglich, woanders nur Stützmauern. Nötig seien dazu Verhandlungen mit dem Freistaat, der für diese Maßnahmen hinsichtlich Planung und Kosten federführend sei.