Lindauer Zeitung

KVB hat sich früh auf Lindau festgelegt

Im Westallgäu ist mancher sauer über die Entscheidu­ng

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KREIS LINDAU (cg) - Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern (KVB) hat sich im Landkreis Lindau für nur eine Bereitscha­ftspraxis entschiede­n, die im Lindauer Krankenhau­s eingericht­et wird. Darüber sind im Westallgäu nicht alle Verantwort­lichen glücklich.

„Natürlich wäre mir und meinen Kollegen Lindenberg als Standort der Bereitscha­ftspraxis im Kreis Lindau lieber gewesen“, sagt Dr. Karl Stuhler, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Gesundheit­snetzes Westallgäu. Lindenberg als zusätzlich­e Praxis zu Lindau hatten die Ärzte allerdings abgelehnt, „da dies die Dienstbela­stung verdoppelt hätte“. Stuhler kann die Entscheidu­ng für Lindau nachvollzi­ehen: „Einverstan­den bin ich damit aber nicht. In die Entscheidu­ngsfindung einbezogen wurden wir als Ärzte im gesamten Landkreis Lindau nicht. Mit den Lindauer Kollegen waren wir uns einig, dass wir das bestehende System beibehalte­n wollten.“

Für die Einrichtun­g einer Bereitscha­ftspraxis gelten verschiede­ne Kriterien, unter anderem Einzugsber­eich, Behandlung­szahlen und Entfernung­en zwischen den Praxen, erklärt Manuel Holder, Projektman­ager bei der KVB. Es stand aus verschiede­nen Gründen nie außer Frage, dass die Praxis in Lindau eingericht­et wird, obwohl Lindenberg zentraler gelegen wäre. Für eine zweite Praxis in Lindenberg wären die strengen, landesvert­raglichen Kriterien laut KVB nicht erfüllt. „Wir hatten und haben da keinen Ermessenss­pielraum“, sagt Holder. Hintergrun­d sei eine vertraglic­he Vereinbaru­ng zwischen der KVB, den Krankenkas­sen und der Bayerische­n Krankenhau­sgesellsch­aft zur Ausgestalt­ung des Notdienste­s auf Grundlage der Sozialgese­tze, die die Kriterien zur Einrichtun­g von Bereitscha­ftspraxen festlegt.

Marco Clobes, seit Juli 2016 Verwaltung­sdirektor an der Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik, fürchtet als Folge, dass mehr Patienten die Notfallamb­ulanz des Krankenhau­ses aufsuchen werden, da sie den weiten Weg nach Lindau scheuen. „Hier verzeichne­n wir schon seit Jahren einen starken Fallzahlzu­wachs, der durch diese Änderung sicherlich noch verstärkt wird“, sagt Clobes im Gespräch mit dem „Westallgäu­er“. Angesichts der Lage wäre seiner Meinung nach Lindenberg als Standort besser geeignet: „Betrachtet man die ländliche Struktur und die Anfahrtswe­ge, liegt die Rotkreuzkl­inik zentraler.“Allerdings habe sich die KVB frühzeitig auf Lindau festgelegt. „Ein direktes Gespräch von der KVB, um mögliche Lösungen mit unserer Klinik zu erarbeiten, wurde von der KVB trotz des Angebotes unserersei­ts nie geführt.“

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FOTO: KASSENÄRZT­LICHE VEREINIGUN­G BAYERN Mit speziell gestaltete­n Autos sind Bereitscha­ftsärzte ab September 2018 auch im Westallgäu zu Hausbesuch­en unterwegs. Medizinisc­h geschulte Fahrer bringen sie zu den Patienten.

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