Aktivistin
Eine Welt ohne Atomwaffen, das ist der Traum der Schwedin Beatrice Fihn (34) und ihrer Mitstreiter. Sie setzen sich seit mehr als zehn Jahren für ein Verbot ein. Ein Engagement, das für manche unrealistisch oder gar weltfremd klingen mag. Doch das Nobelpreiskomitee sah das offenbar anders.
Die Geschäftsführerin ist überwältigt. „Wir bekamen den Anruf nur ein paar Minuten vor der offiziellen Verkündung“, sagte sie am Freitag vor ihrem Büro in Genf. „Wir waren schockiert, dann haben wir gekichert und einen Moment gedacht, der Anruf war vielleicht ein Scherz.“Sie seien zutiefst dankbar, sagte Fihn.
Keine 20 Quadratmeter misst das unscheinbare Büro mit Blick ins Grüne, in dem Fihn mit ihren drei Kollegen sitzt. Größer ist die Zentrale nicht. Die Arbeit passiert schließlich in den 450 Mitgliedsorganisationen in über 100 Ländern. Die Räumlichkeiten liegen im vierten Stock des Weltkirchenrates, der Zentrale der Ökumenischen Bewegung. Der Rat hat im Viertel der Vereinten Nationen in Genf ein großes Gebäude. Hier stehen Kisten herum mit Kampagnenmaterial, an die Wände sind Merkzettel gepinnt. Und dann das übliche Schreibtischchaos: neben Laptops und Bildschirmen Papierstapel, Kaffeebecher. An der Tür hängt ein Aufkleber – und das nicht erst seit der Nobelpreisvergabe: „Everything is awesome“steht darauf: „Alles ist großartig“.
Die Direktorin hofft, dass der Friedensnobelpreis den Kampf für eine atomwaffenfreie Welt weiterbringen wird. Nun sei es einfacher, für den Vertrag zum Verbot von Atomwaffen zu werben. Im Herbst 2016 erklärte Fihn in einer Talksendung im Norddeutschen Rundfunk ihre Vision: „Wir hoffen, dass ein solcher Verbotsvertrag Atomwaffen noch mehr brandmarkt, noch mehr delegitimiert. Wir hoffen, dass ihr Besitz für die Atommächte noch unattraktiver wird und dass er sie auch zu mehr nuklearer Abrüstung anspornt.“Die neun Atommächte und Deutschland lehnen das Abkommen ab, für das sich die Ican engagiert einsetzt. (dpa/sle)