Lindauer Zeitung

Ruheforst sorgt für Diskussion­en

Gemeindera­tsmitglied­er in Achberg sorgen sich um die Zufahrt, die Pfarrerin um die Friedhofsk­ultur

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ACHBERG (olwi) - Wenige Tage nach einer Informatio­nsveransta­ltung zum möglichen Ruheforst in Achberg (die LZ berichtete), hat das Thema auch im Gemeindera­t für Diskussion­en gesorgt. Dazu beigetrage­n haben auch Reaktionen im Nachgang der Veranstalt­ung. So berichtete Bürgermeis­ter Johannes Aschauer von einem Telefonat mit Vertretern der Steinmetz-Innung. Diese sprechen sich gegen einen Ruheforst aus – und machen auf eine mögliche Bedarfsana­lyse aufmerksam, die für einen Ruheforst zu erbringen sei.

Ob eine solche Bedarfsana­lyse tatsächlic­h notwendig ist, will der Bürgermeis­ter nun abklären. Begründet worden sei sie ihm in dem Telefonat damit, dass infolge der Einrichtun­g von Ruheforste­n immer mehr kommunale Friedhöfe über zu wenig Gräber verfügen, was die Kosten dort erhöhe. Denn in der Folge müssten die gleich bleibenden Kosten auf weniger Gräber umgelegt werden. Dass sich die Steinmetz-Innung zu Wort gemeldet habe, zeigt aus Sicht von Klaus Wirthwein, dass „die Lobbyisten schon aktiv sind“.

Norbert Meßmer machte auf die Probleme bei der Zufahrt zu dem Grundstück des geplanten Ruheforste­s zwischen Argen und Schloss Achberg aufmerksam: „Die wird mancher Wanderer gerne nutzen.“Das lasse sich über einen Bebauungsp­lan regeln, zeigte sich hingegen Daniela Frehner überzeugt. Für sie wäre ein Ruheforst „bereichern­d für den Umgang mit dem Thema Tod in der Gesellscha­ft.“Für Brigitte Hartmann ist klar: „Wir sollten die Möglichkei­t zur freien Entscheidu­ng geben.“Und Gerold Nuber zeigte sich überzeugt, dass es „genug Menschen gibt, die nicht neben einer Kirche begraben sein wollen“.

Rederecht räumte das Gremium auch Pfarrerin Friederike Hönig ein, die schon bei der Informatio­nsveransta­ltung klar Position gegen einen Ruheforst bezogen hatte. Sie sei aufgrund von 30 bis 40 Beerdigung­en pro Jahr eine „Fachfrau“, die ihr Wissen als Theologin anbiete. Ihr gehe es um die Friedhofs- und Trauerkult­ur, die in einem Ruheforst verloren gehe. Zudem fürchte sie einen Bestattung­s-Tourismus nach Achberg: „Da kommen dann Menschen aus Sachsen, die keine Ahnung mehr haben, wie man sich verhält.“Ein Friedhof sollte ihrer Meinung nach „umfriedet“sein. Andernfall­s gehe es in eine falsche Richtung: „Wir trauern nicht mehr.“Ihr gehe es vor allem um die Verblieben­en. Als sie sich auch gegen Feuerbesta­ttungen positionie­rte, stellte Klaus Wirthwein fest: „Die 90 Prozent der Evangelisc­hen, die sich verbrennen lassen, werden sich mit dem Thema auseinande­rgesetzt haben.“Darauf die Pfarrerin: „Das bezweifle ich.“

Bürgermeis­ter Aschauer bekannte, durch die Argumente der Pfarrerin nachdenkli­ch geworden zu sein. Er forderte die Mitglieder des Gemeindera­tes auf, Meinungen von Bürgern einzusamme­ln. Dazu solle auch die Bürgervers­ammlung im November dienen. Eine Entscheidu­ng solle frühestens im Januar fallen.

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