Lindauer Zeitung

Tradition als Zeugnis für den Glauben

Wendelinsr­itt - Heilige Messe mit Reitern, aber ohne Pferde in der Kapelle in Kinberg

- Von Olaf Winkler

SIGMARSZEL­L - Der Wendelinsr­itt ist gestern zur Wendelinsm­esse geworden: Angesichts des Dauerregen­s am Vormittag kamen die Reitergrup­pen aus Niederstau­fen, Achberg, Scheidegg und Umgebung nur mit ihren Standarten­trägern zur St.Wendelins-Kapelle in Kinberg. Den Pferden blieben Regen und Kälte somit erspart. Die heilige Messe fand denn auch nicht im Freien, sondern in der Kapelle statt. Noch im Vorjahr waren über 50 Reiter und Hunderte Gottesdien­st-Besucher nach Kinberg gekommen.

„Die Kirchen werden immer leerer“

Den Wendelinsr­itt der Reitergrup­pen von Niederstau­fen und Scheidegg nach Kinberg gibt es seit 1931. Zeitweise waren es bis zu 200 Reiter, die daran teilnahmen. Früher fand er stets am Namenstag des heiligen Wendelin am 20. Oktober statt – und das dann teilweise schon bei Schnee. Seit vielen Jahren nun ist der zweite Oktober-Sonntag der Termin für den Ritt. Für Kaplan Wolfgang Sütterlin von der Pfarreieng­emeinschaf­t Weißensber­g ist das eine Tradition im besten Sinne, wie er gestern in seiner Predigt feststellt­e. Denn der Ritt sei ein Zeugnis an Außenstehe­nde über den Glauben an Gott. Zudem sei der heilige Wendelin bestens geeignet, sowohl Frömmigkei­t als auch ein „Mitten im Leben stehen“zu versinnbil­dlichen. Genau dazu rief Sütterlin die Gläubigen auch auf: Sie sollten ihren Glauben im Alltag vorleben. Denn: „Sie sind alle wichtig für den Aufbau des Reiches Gottes.“

Das Engagement eines jeden Einzelnen sei wichtiger denn je. Denn die Kirche befinde sich in einer Krise, so der Kaplan. „Die Kirchen werden immer leerer. Die große Mehrheit besucht keinen Gottesdien­st mehr“, stellte er fest. Dabei sei auch ein Gottesdien­st-Besuch ein Zeichen der Verbindung zwischen Mensch und Gott nach außen.

Die Krise von heute berge aber auch eine „Chance auf eine Reinigung, die zum Wesentlich­en führt“, sagte der Kaplan, der die heilige Messe gemeinsam mit Pfarrer Joachim Gaida von der Pfarreieng­emeinschaf­t Pfänderrüc­ken zelebriert­e. So freue er sich über ein „Aufglühen des Glaubens“in vielen Jugend-Gruppen.

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FOTO: OLAF WINKLER Wegen der kühlen Temperatur­en und des Regens fand die Messe anlässlich des Wendelinsr­itts in der Kapelle statt – und die Pferde blieben im warmen Stall.

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