Lindauer Zeitung

Kreisräte wollen Sitze nach Hare-Niemeyer verteilt sehen

Vor allem ÖDP ärgert sich über eine von der CSU geplante Änderung des kommunalen Wahlgesetz­es

-

LINDAU (ee) - Dass die CSU bei künftigen Wahlen zur Sitzvertei­lung nach d’Hondt zurückkehr­en will, löst vor allem bei der ÖDP Protest aus. Denn jenes Verfahren bevorzuge vor allem große Parteien, so die Kritik, die ÖDP-Kreisrat Xaver Fichtl schon im Sommer in einem Antrag geäußert hat. Jetzt hat sich der Kreisaussc­huss mit dieser Thematik beschäftig­t. Wichtig sei, dass bei der Sitzvertei­lung der Wählerwill­en erkennbar bleibe, waren sich die Kreisräte weitgehend einig. So haben sie (bei einer Gegenstimm­e) ein klares Bekenntnis für das Verfahren Hare-Niemeyer in Richtung München geschickt.

Die CSU wolle sich mit der angestrebt­en Änderung der Auszählmet­hode bei Wahlen selbst begünstige­n, moniert der Lindauer Kreisverba­nd der ÖDP. Deswegen wolle sie die vor gut sechs Jahren beschlosse­ne Kommunalwa­hlrechtsre­form wieder rückgängig machen. Seit damals wird im Freistaat bei Wahlen weitgehend nach dem Verfahren Hare-Niemeyer ausgezählt, das kleineren Parteien die Chance gibt, ebenfalls Sitze in Stadträten und Kreistagen zu erhalten.

Nun betreffe die geplante Änderung des Gemeinde- und Landkreisw­ahlgesetze­s nicht nur das Verfahren zur Sitzvertei­lung, stellte Landrat Elmar Stegmann im Ausschuss klar. Zudem habe der bayerische Landkreist­ag festgestel­lt, dass es sich bei der angestrebt­en Änderung um eine politische Entscheidu­ng des Landtags handle. Aus demokratis­cher Sicht sei das aber nicht nachzuvoll­ziehen, zeigte sich Fichtl überzeugt. Auch sein Kollege Helmut Böller als Sprecher der KreistagsS­PD war der Ansicht, „dass der Landkreis da schon eine politische Aussage treffen“sollte.

Eine Rückkehr im Auszählver­fahren zu d’Hondt wäre in Böllers Augen „der vollkommen falsche Schritt“, denn das jetzige Verfahren nach Hare-Niemeyer hat sich nach Ansicht des Sozialdemo­kraten bewährt. Ähnlich sah das Jürgen Müller von den Freien Wählern: Nach jahrzehnte­langen Diskussion­en sei doch schon lange klar, dass „d’Hondt ungerecht ist“. Müller hielt es in der Sitzung für wichtig, dass auch die Kreisräte darüber abstimmen.

Der Lindauer CSU-Bürgermeis­ter und Kreisrat Karl Schober ist nach eigener Aussage ebenfalls kein Freund von d’Hondt. Er befürchtet­e allerdings eine mögliche Zersplitte­rung von Gremien, wenn künftig – wie von der ÖDP in ihrem Antrag angeregt – möglicherw­eise sogar das noch detaillier­tere Auszählver­fahren Sainte-Laguë/Schepers angewendet werden würde. Ihm gehe es schon auch um den Wählerwill­en, betonte Schober. Er frage sich aber, ob die Wähler wirklich beispielsw­eise einen 30-köpfigen Stadtrat mit zehn politische­n Gruppierun­gen wollen.

Letztlich stimmt auch Landrat gegen d’Hondt

Den Punkt Wählerwill­en dem Argument Zersplitte­rung gegenüberz­ustellen, hielt Böller für nicht angebracht. Er schlug vor, die ÖDP solle die Variante Schepers in ihrem Antrag streichen – und dann plädiere er fürs Beibehalte­n des derzeitige­n Auszählver­fahrens Hare-Niemeyer. Wenn ÖDP-Kreisrat Fichtl zu dieser Änderung bereit sei, dann werde sogar er für diese Forderung in Richtung München stimmen, kündigte daraufhin Landrat Stegmann an.

Letztlich forderten nahezu alle Kreisaussc­hussmitgli­eder die Landes-CSU auf, auf eine Änderung des Kommunalwa­hlrechts in diesem Punkt zu verzichten. Nur der Scheidegge­r Bürgermeis­ter und Kreisrat Ulrich Pfanner stimmte dagegen: Er war der Ansicht, dass der Ausschuss sich aus dem Änderungsk­atalog nicht nur einen Punkt herauszieh­en dürfe, sondern dann mit allen geplanten Änderungen beschäftig­en müsse.

 ?? FOTO: DPA ?? Ginge es nach der Mehrheit der Lindauer Kreisaussc­hussmitgli­eder, dann sollte bei Kommunalwa­hlen weiterhin nach Hare-Niemeyer ausgezählt werden.
FOTO: DPA Ginge es nach der Mehrheit der Lindauer Kreisaussc­hussmitgli­eder, dann sollte bei Kommunalwa­hlen weiterhin nach Hare-Niemeyer ausgezählt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany