Lindauer Zeitung

Freigelass­ene Wölfe seltener gesichtet

Totes Schaf könnte Hinweis auf die drei noch lebenden Tiere geben

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GRAFENAU (dpa) — Die im Nationalpa­rk Bayerische­r Wald mutwillig aus einem Gehege freigelass­enen Wölfe werden immer seltener gesichtet. Die Zahl der Hinweise sei deutlich zurückgega­ngen, sagte der Sprecher des Nationalpa­rks, Gregor Wolf, am Samstag im niederbaye­rischen Grafenau. Bei zwei der drei noch lebenden Tiere hätten Fachleute noch eine ungefähre Ahnung, wo sich diese aufhalten könnten. Vom dritten Wolf gebe es nur wenige Informatio­nen. Möglicherw­eise sei er in Tschechien.

Fotofallen auswerten

Unterdesse­n ist in Lohberg (Landkreis Cham) ein totes Schaf auf einer Weide gefunden worden. Nach Angaben der Polizei war es am Freitagmit­tag von einem Raubtier gerissen worden. Es sei „zu großen Teilen aufgefress­en“gewesen. Es war aber unklar, ob sich ein Wolf über das Schaf hergemacht hatte. Ein Suchtrupp des Nationalpa­rks war bis in den Abend in der Gegend unterwegs, um nach einem Wolf Ausschau zu halten. Die mit Betäubungs­pfeilen und Gewehren bewaffnete­n Experten hätten aber kein Tier in der Gegend gesehen, sagte Sprecher Wolf.

Der Fundort des toten Schafs liegt etwa 25 Kilometer Luftlinie von dem Freigehege bei Lindberg (Landkreis Regen) entfernt, aus dem sechs Wölfe vor gut einer Woche entlaufen waren. Zwei der Wölfe wurden erschossen, ein anderer war wenige Stunden nach seinem Entwischen von einem Zug erfasst worden. Unbekannte hatten nach Angaben der Polizei ein Vorhängesc­hloss an einem Tor entfernt. Das Gehege war mit einem durchgehen­den, vier Meter hohen Zaun gesichert, der im unteren Bereich unter Strom stand.

Um die Wölfe besser lokalisier­en zu können, sollen Fachleute nun täglich sogenannte Fotofallen auswerten, erklärte Sprecher Wolf vom Nationalpa­rk. Dafür seien spezielle Kameras an bestimmten Orten aufgestell­t und aufgehängt worden, die automatisc­h Bewegungen von Tieren aufnehmen.

Täter noch nicht ermittelt

Bei der Polizei sind am Samstag zwei mutmaßlich­e Sichtungen von Wölfen eingegange­n. Ein „graues hundeartig­es Wesen“soll am frühen Morgen eine Bundesstra­ße nahe Chamerau (Landkreis Regen) überquert haben, wie ein Sprecher berichtete. Abends soll erneut ein Wolf durch Lohberg gestreift sein. Ein Anrufer meldete den Beamten einen in der Nähe eines Grundstück­s. Polizisten hätten die Meldungen überprüft, jedoch keine Wölfe entdeckt.

Neben den Wölfen wird weiter nach dem oder den Unbekannte­n gesucht, die das Tor zum Wolfsgeheg­e geöffnet haben. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat das bayerische Umweltmini­sterium 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt.

 ?? FOTO: ANETT KALMAR ?? Der Screenshot aus einem Video vom 6. Oktober zeigt einen Wolf neben einer Straße bei Lindberg im Bayerische­n Wald. Eine Familie hatte auf der Fahrt zum Kindergart­en die Wölfe gesichtet und mit einem Mobiltelef­on aus dem Auto gefilmt.
FOTO: ANETT KALMAR Der Screenshot aus einem Video vom 6. Oktober zeigt einen Wolf neben einer Straße bei Lindberg im Bayerische­n Wald. Eine Familie hatte auf der Fahrt zum Kindergart­en die Wölfe gesichtet und mit einem Mobiltelef­on aus dem Auto gefilmt.

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