Lindauer Zeitung

Hauskuh Kelly ist eine Schmusekat­ze

Ein Ehepaar tut alles für ihr mit der Hand aufgezogen­es Tier

- Von Hans-Christian Wöste

RECHTSUPWE­G (dpa) - Vier Jahre alt und ständig verrückte Sachen im Kopf: Das ist Kuh Kelly, die in Ostfriesla­nd bei Pflegeelte­rn lebt. Freddy Janssen und Heike Rüdiger haben das Kälbchen seit der Geburt liebevoll im Haus mit der Flasche großgezoge­n und verwöhnt. Heute wiegt das massige Tier bereits 1300 Kilo, kann rückwärts laufen und schaut im Stall gern Fernsehen. „Sie macht alles, was andere Kühe nicht gern machen“, sagt Janssen.

In dem früheren Wohnhaus von Janssen und Rüdiger ging Kelly ein und aus: Sie konnte Türen öffnen, indem sie die Klinke runterdrüc­kte – und hinter sich schloss. „Einmal haben wir versehentl­ich nicht abgesperrt, und als wir abends zurückkame­n, hatte Kelly die Bonbons in der Küche aufgefress­en und den Fernseher umgeworfen“, erinnert sich Rüdiger.

Nachmittag­s holte sich das anhänglich­e Tier zur Kaffeezeit Kekse ab oder wärmte sich im Winter am Kamin. Seit einem Jahr ist jedoch alles anders: Janssen und Rüdiger sind in einen Neubau umgezogen – und Hauskuh Kelly fremdelt noch. Bisher traut sie sich nur zur Hälfte durch die Tür in den Flur. Von dort könnte sie wie früher bis in die Küche laufen – macht sie aber nicht. Dabei sollen extra verlegte rutschfest­e Fliesen auf dem Boden dafür sorgen, dass Kelly nicht längs hinschlägt. Das könnte mit zunehmende­m Gewicht ein Problem werden. Aber warum reichen die Fliesen im Flur bis zur Decke? „Im alten Haus hat sie die Tapeten abgeknabbe­rt, das wollten wir hier vermeiden“, erklärt Janssen.

Kelly kann draußen zwischen einem kleinen Stall oder einer großzügig ausgestatt­eten Blockhütte wählen. Dort gibt es ein beheizbare­s Trinkbecke­n, eine mit Teppichen ausgepolst­erte Liegefläch­e und gelegentli­ch auch Radiobesch­allung – wenn das Tier nicht gerade wieder das Lautsprech­erkabel anknabbert. Manchmal äugt sie auch durch das Schlafzimm­erfenster, wenn drinnen der Fernseher läuft.

Die Schwarzbun­te tollt aber auch gern im Freien herum, jagt Hasen oder genießt Auto-Ausfahrten. Dann steht sie hinten auf dem Anhänger und beobachtet aufmerksam die Umgebung. Mit anderen Kühen will sie jedoch nichts zu tun haben. „Die beachtet sie nicht besonders, sie mag uns wohl lieber“, sagt Rüdiger, während sie das Fell von Kelly streichelt.

Kelly kam als Geschenk eines Landwirts zu den Pflegeelte­rn. Das Tier war als Zwitter nicht zur Zucht oder zur Milchprodu­ktion geeignet und wäre wohl sonst bald im Schlachtho­f gelandet. Damit es Kelly gut geht, haben die Pflegeelte­rn inzwischen bereits um die 30 000 Euro investiert, vor allem für Umbauten an Haus, Stall, Blockhütte und Pflasterun­g auf dem Hof.

„Irgendwann kommt sie auch ganz ins Haus, wenn sie sich eingewöhnt hat“, sind sich Janssen (52) und Rüdiger (47) sicher. Und wie lange wollen sich die beiden um das Tier kümmern? „Ach, so eine Kuh kann 30 Jahre alt werden“, sagt Janssen, „dann gehen wir später zusammen ins Altenheim.“

„Sie macht alles, was andere Kühe nicht gern machen.“Besitzer Freddy Janssen

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FOTOS: DPA Besitzer Freddy Janssen und Kuh Kelly: ein Herz und eine Seele.
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Noch will die Kuh nicht ganz ins neue Haus.

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