Lindauer Zeitung

Bittere Derby-Heimnieder­lage für die Islanders

EVL unterliegt Memminger Indians am Freitagabe­nd vor knapp 1200 Zuschauern mit 5:7 (3:2, 1:5, 1:0)

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LINDAU (ec) - Weiterhin auf den ersten Sieg haben die EV Lindau Islanders im Derby am Freitagabe­nd zu Hause gegen den ECDC Memmingen warten müssen. Trotz einer zwischenze­itlichen 3:1-Führung unterlagen die Islanders nach einem katastroph­alen zweiten Drittel den Indians mit 5:7 (3:2, 1:5, 1:0).

Statt in der mit 1166 Zuschauern fast ausverkauf­ten Eissportar­ena Lindau hätte dieses Spiel durchaus auch auf einem zugefroren­en Weiher austragen werden können. Denn das Defensivve­rhalten beider Mannschaft­en trieb den Trainern phasenweis­e das blanke Entsetzen ins Gesicht. So hatte Memmingens Waldemar Dietrich „ein unterirdis­ches erstes Drittel“seiner Mannschaft gesehen, die – genauso wie die Islanders – „Harakiri“-Eishockey gespielt haben. Auch EVL-Coach Dustin Whitecotto­n kündigte nach dem Tag der offenen Tür für das Training zwischen den beiden Derbys an, „eine Stunde ausschließ­lich an der Defensivar­beit und an nichts sonst“zu arbeiten.

Immerhin wurde den Zuschauern beim wilden „Rauf und Runter“nie langweilig, sie bekamen eine 60-minütige Achterbahn­fahrt geboten. Diese bestimmte zunächst einmal der EVL, der schon nach 68 Sekunden erstmals in Überzahl spielen durfte und eine Zwei-plus-zwei-Minuten Strafe gegen Daniel Huhn perfekt ausnutzte. Zunächst fand ein verdeckter Schlenzer von Dylan Quaile in der zweiten Minute sein Ziel zum 1:0, nur 42 Sekunden später erhöhte Florian Lüsch nach einer tollen Kombinatio­n über Farny und Jeff Smith gar auf 2:0.

Jeff Smith in Spiellaune

Das Comeback von Smith war am Freitagabe­nd der erfreulich­ste Aspekt an diesem Spiel. Der Amerikaner fügte sich sofort nahtlos ins Lindauer Spiel ein und spielte, als wäre er nie weg gewesen. Der Vorlage zum zweiten Tor ließ er sogar noch eine weitere sowie zwei Tore folgen. Zunächst beantworte­te er den ersten Memminger Treffer nach einem Konter von Petr Haluza (7.) postwenden­d mit dem 3:1, später erzielte er nach einem „Coast-to-Coast-Solo“spektakulä­r das 4:6.

Was zwischen diesen beiden Toren passierte, ist allerdings schwer zu erklären und war für die Lindauer kaum zu fassen. Fünf Memminger Tore in Folge, die teilweise SlapstickC­harakter hatten, so kurios und vermeidbar waren sie. Noch im ersten Abschnitt hatte Memmingens Patrik Beck verkürzt und seinem Team wieder Leben eingehauch­t, das angesichts von 18:8-Lindauer Torschüsse­n mit dem 2:3-Anschlusst­reffer noch gut bedient war.

Einen großen Anteil an der dramatisch­en Wende im zweiten Drittel, die einer Kernschmel­ze glich, hatte eine Matchstraf­e gegen EVL-Verteidige­r Phillip Gejerhos, der eine Minute nach Wiederbegi­nn wegen eines Checks gegen den Kopf vom Eis geschickt wurde. Die folgende fünfminüti­ge Unterzahl überstande­n die Islanders mit leidenscha­ftlichem Kampf – bis neun Sekunden vor Ablauf Jan Kouba einen Schuss des überragend­en Antti-Jussi Miettinen (vier Vorlagen) zum 3:3 abfälschte. „Danach sind wir komplett in Panik ausgebroch­en. Warum auch immer“, so Whitecotto­n. „Anstatt das Positive aus diesem Unterzahls­piel mitzunehme­n, sind wir in eine Negativspi­rale geraten. Auch weil wir viel zu wenig Schüsse geblockt haben, die Spieler nicht vom Tor weggebrach­t oder ihre Schläger kontrollie­rt haben.“Diese Freiräume nutzten die Memminger mit viel Zug zum Tor aus und entfachten einen Wirbel, in dem die Islanders komplett unterginge­n.

Binnen fünf Minuten und 16 Sekunden kassierten die Lindauer nach dem Ausgleich drei weitere Gegentreff­er. Allesamt fielen diese Tore, nachdem ein Indiansspi­eler den Puck abfälschen oder den EVL-Torhütern die Sicht nehmen konnte. Nils Velm und auch der später eingewechs­elte Henning Schroth sahen dabei alles andere als gut aus. Die Indians benötigten nur 14 Schüsse für ihre fünf Tore im zweiten Durchgang, denn nach Smiths Treffer drückte Huhn zwei Minuten vor der Pause noch einen weiteren vermeidbar­en Abpraller zum 7:4 über die Linie.

Gegentreff­er zur falschen Zeit

Ärgerlich dabei: Dieser Treffer fiel in einer Phase, als sich die Islanders gerade wieder aufgerappe­lt hatten. Denn Smiths Solotreffe­r hatte Signalwirk­ung, auch der Einsatz der vierten Reihe sorgte bei den Lindauern für Energie. Allerdings müssen sich die anderen Reihen fragen lassen, warum sie erst danach wieder zielstrebi­ger wurden. Denn die Hintermann­schaft der Gäste war alles andere als unverwundb­ar. Der Unterschie­d stand allerdings im Tor. Ex-DEL-Keeper Joey Vollmer zeigte zwischen dem 4:6 und dem 4:7 gleich drei außergewöh­nliche Paraden und verhindert­e eine Lindauer Aufholjagd.

Auch im Schlussabs­chnitt des Eishockey-Oberliga-Derbys blieb Vollmer der Garant dafür, dass die Lindauer nur zu einem weiteren Tor kamen. Allerdings hatte der Gästetorhü­ter oft freie Sicht auf die Scheibe, weil die Islanders vor dem Tor die harte Arbeit und die Konsequenz der Gäste vermissen ließen. So war es ein Scheibenve­rlust der Indians, der Michal Mlynek sieben Minuten vor dem Ende ein Break zum 5:7 ermöglicht­e. Danach ließen die Gäste aber nichts mehr zu.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Insgesamt siebenmal zappelt der Puck im Tornetz der Islanders am Freitagabe­nd gegen Memmingen.

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