Tirol oder Düren ist einerlei
Der VfB Friedrichshafen hat die Alpenvolleys beim Bundesligaauftakt sicher im Griff
FRIEDRICHSHAFEN - Vor dem Start der Volleyball-Bundesliga haben viele Experten eine spannende Saison prognostiziert, mit überraschenden Ergebnissen. Den Powervolleys aus Düren gelang am Samstagabend zum Auftakt eine solche. Meister Berlin wurde mit 3:0 nach Hause geschickt – obwohl die Gastgeber im Grunde nur mittelmäßig spielten. Der VfB Friedrichshafen gab sich im Heimspiel gegen die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching, trotz des sperrigen Namens gerade eines der spannendsten Projekte im Volleyball, beim 3:0 (25:23, 25:14, 25:18) am Sonntag jedoch keine Blöße. Sehr zur Freude der 2000 Zuschauer in der ZF-Arena.
Die Gäste zeigten sich im ersten Satz auf Augenhöhe mit dem Supercupgewinner. Einen 4:7-Rückstand holte das Team von Trainer Stefan Chrtiansky auf und ging nach der zweiten technischen Auszeit mit 19:14 in Führung.
Das Spiel des österreichischbayerischen Gemeinschaftsprojekts, das dank einer Wildcard seine Bundesligapremiere feierte, verunsicherte den VfB zunächst. Trainer Vital Heynen reagierte und brachte Simon Tischer (Zuspiel), Daniel Malescha (Diagonal) sowie Athanasios Protopsaltis (Außen-Annahme) für die schwächelnden Tomas Kocian, Bartlomiej Boladz und Andreas Takvam. Es war zwar David Sossenheimer, der drei Punkte in Folge zum 17:19 machte, doch die Hereinnahme von Protopsaltis erwies sich als goldrichtig. Der Grieche, mit 1,80 Metern recht klein für einen Volleyballer, streckte sich nach jedem Ball und verwirrte so den gegnerischen Block. Ab dem 21:22 war er nicht mehr zu halten. Drei Punkte in Folge und der VfB hatte nach langem Zittern den ersten Satzball. Ein Aufschlagfehler der Gäste (Igor Oskar Grobelny) und fertig war der Satz.
„Er ist ein Energiebündel und wenn er reinkommt, dann rüttelt er alle wach“, sagte David Sossenheimer, der mit 17 Punkten der punktbeste Spieler war und zum MVP gewählt wurde. „Ich weiß, warum ich ihn behalten habe. Dieser Mann ist so verrückt wie ich“, sagte auch VfBTrainer Vital Heynen. Heynen gab seiner Mannschaft in den Sätzen zwei und drei gute Noten. „Über den ersten Durchgang werden wir noch reden müssen. Ansonsten haben wir das gezeigt, was ich liebe.“
Alpenvolleys-Macher Hannes Kronthaler, ist trotz der Niederlage glücklich, in der deutschen Bundesliga mitspielen zu dürfen. „Ich habe mir das Spiel Düren gegen Berlin angeschaut und auch die Partie gegen den VfB in der ZF-Arena zeigt, welches Potenzial die deutsche Bundesliga hat.“In Deutschland werde „sauber und professionell“gearbeitet und das Resultat sei auch der zweite Platz der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Und weiter: „Ich bin sicher, dass die Bundesliga in ein paar Jahren den Vergleich mit anderen großen Ligen in Europa nicht scheuen muss. Die Vereine stehen auf gesunden Beinen“.
Etwas differenzierter sieht es David Sossenheimer. „Wir sollten erst am Ende der Saison Bilanz ziehen, doch ich hätte mir gewünscht, dass die Alpenvolleys die meisten Heimspiele in Unterhaching macht (es sind drei in Deutschland, sieben in der Olympiahalle in Innsbruck, die Red.).“Sein Trainer Vital Heynen ist da eher pragmatisch. „Wir sollten uns immer mit den Besten messen. Wenn diese Mannschaften aus Europa kommen, dann habe ich kein Problem.“
Meister Berlin patzt
Für viele Zuschauer in der ZF-Arena war es kein außergewöhnliches Spiel. Ob der Gegner Alpenvolleys oder Düren heißt, scheint dem gemeinen Fan eher einerlei. Wichtig ist die Qualität der Spiele. „Ich denke, dass die Zuschauer trotz Bilderbuchwetter und verkaufsoffenem Sonntag in Friedrichshafen ein unterhaltsames und gutes Spiel gesehen haben“, sagte Peter Turkowski, der Interimsgeschäftsführer des VfB.
Also alles wie immer? Nein. Die Alpenvolleys haben gezeigt, wo der VfB verwundbar ist. Und der Meister hat schon ein Spiel verloren. Es dürfte eine spannende Saison werden.