Lindauer Zeitung

Bunte Liste findet die Echt Bodensee Card gut

Vertreter laden Kritiker und Befürworte­r zu einer regen Diskussion ein

-

LINDAU (isa) - Die Echt Bodensee Card (EBC) ist umstritten. Während Nonnenhorn und Wasserburg die neue Gästekarte ab 2018 einführen wollen, lehnen andere Seegemeind­en, wie etwa Kressbronn, sie ab. Dagegen wollen die Landkreise Sigmaringe­n, Bodenseekr­eis und Lindau die Karte etablieren. Aber die Stadt Lindau hat bisher noch keine Entscheidu­ng getroffen.

Um sich eine Meinung zu bilden, hat die Bunte Liste Vertreter des Lindauer Tourismus, der Hotellerie, des Arbeitskre­ises Verkehr und des Landratsam­tes zu einer Info- und Diskussion­sveranstal­tung in den Gasthof Köchlin eingeladen. Am Ende stand für die Bunten fest: Die EBC ist eine Mobilitäts­karte, die die Chance in sich birgt, dass Lindauer Gäste ihr Auto vor ihrer Ferienunte­rkunft stehen lassen und stattdesse­n mit der Bahn oder dem Bus die Region erkunden. Deshalb steht die Bunte Liste der Einführung der EBC positiv gegenüber.

„Zur Zeit Kleinkleck­erlesdorf“

Carsten Holz von Lindau Tourismus machte aus seinem Standpunkt keinen Hehl: „Ich finde die EBC sinnvoll und echt gut.“Die EBC sei bestens geeignet, weil sie den Gästen die Möglichkei­t biete, kostenlos verbilligt auf den öffentlich­en Nahverkehr und die Bahn umzusteige­n, um die Region, ohne im Stau zu stehen, zu erkunden. Zudem erklärte Holz, dass auch die Finanzieru­ng durchdacht sei. Nämlich, indem die Stadt einen Euro mehr an Kurtaxe erhebt.

„Vom Produkt und der Sache her gut“, fanden die Hoteliers Erwin Brugger und Karl Nitsche, der zudem noch die Meinung der Hotelverei­nigung Lindau vertrat, die EBC. Allerdings machten diese Kritikpunk­te sie zu Gegnern der neuen Gästekarte: „Es müssten die Schiffe dabei sein und die Möglichkei­t, mit dem Zug rund um den See zu fahren“, fand Brugger und meinte: „Das, was jetzt zur Zeit ist, ist Kleinkleck­erlesdorf.“

Dass die EBC „nicht das richtige Tool für Lindau“sei, meinte auch Nitsche und verwies auf die kurze durchschni­ttliche Verweildau­er der Gäste, die zumindest gegen das Bodo-Angebot spricht. „Wenn jemand zweieinhal­b Tage in Lindau ist, der möchte sich Lindau und Bregenz anschauen und auf den See. Außerdem sollen die Touristen ihr Geld in Lindau ausgeben und nicht in Ravensburg.“

Dass es gelänge, in Zukunft auch die Schifffahr­t mit ins Boot zu holen, davon war jedoch Laura Brombeis überzeugt, die als Privatpers­on der Veranstalt­ung beiwohnte und nicht als Vertreteri­n des regionalen Tourismusm­anagements des Landkreise­s. Der Landkreis habe mit dem Bodo-Beitritt die Voraussetz­ungen für die EBC geschaffen und an der „Bodenseefl­otte sind wir dran“. Eine EBC, „in die der ÖPNV und der ÖPSV (österreich­ischer Personenna­hverkehr) integriert sein sollen, das ist auch mein Ziel“, betonte Holz und entgegnete Nitsches Argument der abziehende­n Kaufkraft damit, dass die EBC ihrerseits auch Gäste anderer Gemeinden nach Lindau brächte.

Kritisch standen Brugger wie auch Nitsche dem Mehraufwan­d, der durch die EBC auf die Gastgeber zukäme, gegenüber. Für das „Handling“, wie Nitsche die elektronis­che Datenerfas­sung und -weitergabe an die Meldestell­e der Stadt sowie das Pfandsyste­m der Karte zusammenfa­sste, benötige er eineinhalb Personalst­ellen mehr. Dagegen sah Adi Hiller-Zürn, Hotelier aus Wasserburg und ehemaliger Vorsitzend­er der Touristikg­emeinschaf­t Wasserburg, diesen Aufwand als selbstvers­tändlich an: „Wir sind Dienstleis­ter. Das ist unser Job.“Was ihm allerdings ebenso wenig gefiel wie seinen beiden Kollegen, war die „Zwangsmitg­liedschaft“, wie Nitsche die Tatsache bezeichnet hatte, dass alle Gastgeber dazu gezwungen sind, mitzumache­n, wenn die Stadt die EBC beschließt. Alle drei Hoteliers kritisiert­en, dass zwischen Politik und Touristike­rn kein Austausch stattfinde.

Was es mit der „Datenkrake“auf sich habe, wonach Internet-HotelAnbie­ter Zugriff auf die Daten der Gäste erlangten, konnte an diesem Abend wegen fehlender Informatio­nen nicht geklärt werden. Brombeis berichtete, dass lediglich der erste und letzte Buchstabe des Namens des Gastes gespeicher­t werde, „der Rest ist verschlüss­elt und codiert“. Und Holz versichert­e: „Der Datenschut­z ist kein Problem.“

Nachdem die Bunten-Stadträte Uli Kaiser, Matthias Kaiser, Ulrike Lorenz-Mayer und Max Strauß in der EBC eine Chance für weniger Verkehr in Lindau sahen, fasste Alexander Kiss zusammen: „Wir glauben, dass die EBC ein Mehrwert für Lindau und die Hoteliers ist.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany