Kurzzeitpflege erregt die Gemüter
Im Landkreis fehlen Kurzzeitpflegeplätze. Ein Thema, das die Gemüter bei der Diskussion mit Christian Alex, dem Landesvorsitzenden des Gesundheits- und Pflegepolitischen Arbeitskreises der CSU, sichtlich erregte. „Es ist fünf nach zwölf“, mahnte die Seniorenbeauftragte der Gemeinde Wasserburg, Annemarie Beck. Und der Seniorenbeauftragte der Gemeinde Bodolz sagte: „Die Bayerische Staatsregierung weiß das seit Jahren und lässt die Leute trotzdem zappeln.“Hatte Zweckverbandsvorsitzender des Seniorenheims Hege und Bürgermeister der Gemeinde Nonnenhorn, Rainer Krauß, eingangs bereits angesprochen, dass der Zweckverband keine Kurzzeitpflegeplätze einrichten könne, weil diese Art der Pflege nicht wirtschaftlich sei, und der Verband wiederum nichts unternehmen wolle, was ihn in eine wirtschaftliche Schieflage brächte, gestand Alex „einige Fehlentwicklungen“bei diesem Thema ein. „Bei der Kurzzeitpflege geht’s ums Geld. Man kann aber nicht sagen, man macht keine Kurzzeitpflege, weil sie sich nicht rechnet. Die Versorgung muss zwar wirtschaftlich sein, aber sie darf am fehlenden Geld nicht scheitern.“Eine Lösung sah er darin, die Landkreise in die Pflicht zu nehmen: „Die Kurzzeitpflege muss entsprechend finanziell aufgestellt sein, dass der Betreiber kein Minus erwirtschaftet. Aber das kann sich auch ein Landkreis leisten“, war sich Alex sicher. Allerdings sprach er sich gegen eine gesetzliche Lösung aus. „Was wir brauchen ist Geld, um Kurzzeitpflegeplätze einzurichten.“Christoph Brinz, Geschäftsführer des Seniorenheims Hege und Gemeinderat in Scheidegg, kritisierte, dass wegen der fehlenden politischen Rahmenbedingungen die Problematik auf die Kommunen abgewälzt werde. Und er sah darin auch ein gesellschaftliches Problem: „Die Problematik in unserer Gesellschaft ist, dass die Alten nicht zählen. Bei der Kinderbetreuung übernimmt die Gemeinde das Defizit. Aber Altenheime müssen kostendeckend sein.“„Mir fehlt da die eindeutige Zuordnung und Zuweisung der Aufgaben“, sagte auch Krauß. „Bei den Kindergärten wissen wir’s. Aber bei der Kurzzeitpflege steht nirgends, dass der Landkreis oder die Kommune zuständig ist. Es gibt niemanden, der in der Pflicht steht, damit niemand zahlen muss.“Auf die Frage einer Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes, wenn denn Kurzzeitpflegeplätze geschaffen würden, woher die Pflegekräfte dann kommen sollen, sah Alex die Lösung im Pflegeberufsgesetz. Darüber hinaus sah er auch den Berufsstand in der Pflicht, sein Image zu verbessern: „Wir müssen den Beruf attraktiv gestalten. Und er darf auch nicht mehr schlecht geredet werden. Wir müssen deutlich machen, dass in diesem Beruf Tolles geleistet wird. Das muss aus der Pflege herauskommen.“Die Anregung einer Dame aufnehmend, den Zivildienst wieder einzuführen, sprach sich Alex für ein soziales Jahr aus, bei dem junge Männer und Frauen gefordert seien, und erntete für diese Idee einen Riesenapplaus. Denn dies bedeute, wie Alex sagte: „Ein Mal im Leben nicht Ego, sondern sich für die Gemeinschaft engagieren.“(isa)