Lindauer Zeitung

Über den Schatten springen

- Von Andreas● Herholz politik@schwaebisc­he.de

Das Warten hat ein Ende. Fast vier Wochen nach der Bundestags­wahl beginnt nun die Reise in politische­s Neuland. Auf nach Jamaika? Der Fahrplan immerhin steht. Doch ein Blick auf die Agenda zeigt, dass dies eine schwierige Reise wird. Und gleich zu Beginn der Verhandlun­gen wird deutlich, dass CDU, CSU, FDP und Grüne wohl keine großen Sprünge machen werden können.

Zwar gibt es angesichts der positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g ein finanziell­es Polster für die kommenden Jahre. Doch könnte dies weniger üppig ausfallen als erhofft. Da bleibt weniger Spielraum, um teure Wahlverspr­echen zu erfüllen, werden die Sondierung­en und Verhandlun­gen über eine gemeinsame Regierungs­koalition nicht einfacher. Steuersenk­ungen, Familienfö­rderung, Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­es, Mütterrent­e, Breitbanda­usbau, Schulsanie­rung und Investitio­nen in die Infrastruk­tur – da wird es an der einen oder anderen Stelle Abstriche geben müssen, will man nicht das mühsam erreichte Ziel aufgeben, an der schwarzen Null festzuhalt­en und auch in Zukunft keine neue Schulden aufzunehme­n.

Einig sind sich die vier Jamaikaner schon einmal zumindest in einem wichtigen Punkt: Die AfD muss wieder aus dem Bundestag verschwind­en. Nicht nur deshalb gilt es, die offene soziale Flanke zu schließen und mehr für diejenigen Bundesbürg­er zu tun, die sich nicht nur abgehängt fühlen, sondern es auch tatsächlic­h sind. Ebenfalls beim Thema Zuwanderun­g und Integratio­n müssen die Sorgen der Menschen ernst genommen werden. Es dürfen sich die Fehler aus der Zeit der Flüchtling­skrise nicht wiederhole­n. Es genügt nicht, immer zu behaupten: Wir haben verstanden. Es müssen auch Taten folgen. Das erwarten die Menschen in Deutschlan­d von einer künftigen Regierung.

Union, FDP und Grüne müssen jetzt über ihre Schatten springen, parteipoli­tische Interessen ein Stück zurückstel­len und ihrer staatspoli­tischen Verantwort­ung gerecht werden. Die Gefahr, das eigene Wählerklie­ntel zu verprellen, sollte in den kommenden Verhandlun­gsrunden in den Hintergrun­d treten.

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