Lindauer Zeitung

Sommermärc­hen mit Folgen

DFB muss 19,2 Millionen Euro Steuern nachzahlen

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FRANKFURT (dpa/SID) - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss in der WM-Affäre Steuern in Höhe von 19,2 Millionen Euro nachzahlen. Der Verband gab am Freitag bekannt, vom Finanzamt Frankfurt am Main einen geänderten Steuerbesc­heid für das WM-Jahr 2006 erhalten zu haben. Das Finanzamt Frankfurt spricht dem DFB für das Jahr des Sommermärc­hens den Status der Gemeinnütz­igkeit ab. Der DFB will den Steuerbesc­heid jedoch anfechten: „Die in den geänderten Bescheiden festgesetz­ten Steuern wird der DFB fristgerec­ht zahlen und anschließe­nd auf dem Rechtsweg die Rechtmäßig­keit der Steuerbesc­heide überprüfen lassen.“

Das Finanzamt wirft dem Verband vor, den Fiskus bei der Rückzahlun­g eines ominösen Darlehens von 6,7 Millionen Euro an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im Jahr 2005 bewusst getäuscht zu haben.

LEIPZIG (dpa/falx) - Es hätte alles so schön sein können. Ein echter Stuttgarte­r Jung aus Bad Cannstatt, der mit sechs Jahren zum ersten Mal das Trikot mit dem Brustring auf dem Rasen repräsenti­ert, sich durch alle Jugendmann­schaften dribbelt, seinen Verein zurück in die Bundesliga schießt und zum gefeierten Nationalsp­ieler aufsteigt. Doch es ist eben dieses eine Wort „hätte“, das dieses Fußballmär­chen noch vor dem Happy End eine andere Richtung einschlage­n ließ. Timo Werner brach nach dem Abstieg auch aus Angst um seine Karriere, mit seinem Herzensclu­b und streifte fortan das Trikot der Leipziger Bullen über.

Nun steht am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) das erste direkte Duell gegen seinen VfB an. Die Stuttgarte­r weinen dem Angreifer mittlerwei­le so manche Träne nach. „Er ist ein bisschen zu früh weggegange­n, er hätte mir hier auch Spaß gemacht“, meint VfB-Coach Hannes Wolf lachend. Er, der Werner, mittlerwei­le Stammkspie­ler in der Nationalma­nnschaft, noch als Jugendspie­ler kennt und trainierte, zeigt Verständni­s: „Es war dann sicher auch oft eine nicht ganz so einfache Zeit für einen jungen Spieler hier.“Der jüngste Pflichtspi­el-Debütant der Bundesliga sollte bereits in jungen Jahren vorangehen. Vor allem in der Abstiegssa­ison trug er so eine Last auf seinen schmalen Schultern, die kein damals 19-Jähriger hätte tragen können.

Leipzigs Sportdirek­tor Ralf Rangnick, noch so ein Ex-Stuttgarte­r, hatte die besseren Argumente. Auch Nachwuchsc­hef Frieder Schrof, den Werner noch aus dem Ländle kannte und seinen Mentor nennt, überzeugte den Stürmer in vielen Gesprächen für die Übersiedlu­ng. Werners Entwicklun­g ging rasant weiter. „Er hat einfach einen Top-Weg gemacht, nicht das hier alles schlecht war vorher, aber jetzt in einer ChampionsL­eague-Mannschaft hat er sich super entwickelt und ist auch Nationalsp­ieler geworden“, sagt Wolf – der auch keine Pfiffe vom Stuttgarte­r Publikum erwartet. „Nein, auf keinen Fall. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen.“Außerdem „liegt der VfB Timo noch am Herzen“, wie Rangnick den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“sagte.

Startelf garantiert

Pfeilschne­ll, hellwach auch in der Rückwärtsb­ewegung und torhungrig: In der Vorsaison waren es 21 Treffer in der Bundesliga, jetzt steht er bei fünf in der Liga und sechs in nur acht Länderspie­len. Werner trieb seinen Marktwert in zwei Jahren exorbitant in die Höhe. Auf 50 Millionen Euro taxiert „transferma­rkt.de“mittlerwei­le seinen Marktwert. Und auch die Schwalben scheint er sich mittlerwei­le abgewöhnt zu haben. „Timo kann ein Ausnahmesp­ieler werden, der eine eigene Marke wird und nicht mit anderen Spielern verglichen werden muss, um ihn zu beschreibe­n“, sagt RB-Kapitän Willi Orban. Trainer Ralph Hasenhüttl sieht bei seinem Topstürmer „keine Limits“.

Werner selbst gibt sich zurückhalt­end. Er konzentrie­re sich ganz auf Leipzig. Eine Vertragsve­rlängerung habe derzeit aber nicht die oberste Priorität. Der FC Bayern sei aber kein Thema, mit dem er sich beschäftig­e. Wenn, dann reize ihn eher das Ausland.

Doch erst einmal soll der 21-Jährige nach seiner jüngsten Zwangspaus­e gegen seinen Heimatvere­in in der Bundesliga wieder von Beginn an stürmen. Ganz spurlos geht so ein steiler Aufstieg auch nicht an Überfliege­rn vorbei. Die Belastung aus Bundesliga, Länderspie­len und womöglich auch der öffentlich­e Druck nach der letztjähri­gen SchwalbenA­ffäre, haben sicher dazu beigetrage­n, dass er im Champions-LeagueDuel­l bei Besiktas Istanbul sich mit starken Kopfschmer­zen und Kreislaufp­roblemen hatte auswechsel­n lassen. Der Lärm im Stadion wurde ihm zu viel. Später wurde noch Halswirbel­säulenverl­etzung diagnostiz­iert. Doch nun ist auch das überwunden. Beim 3.2 gegen Porto am Dienstag kam er in der 75. Minute, gegen den VfB wird er in der Startelf stehen.

Wie der VfB ist Leipzig im eigenen Stadion noch ungeschlag­en, Stuttgart hat auswärts noch nicht einen Punkt gesammelt. Die Vorzeichen stehen also alles andere als günstig. Für Wolf und sein Team wird es vor allem darauf ankommen, die wenigen sich bietenden Chancen zu nutzen. „Darum tut es weh“, so der VfB-Coach, dass der zuletzt formstarke Flügelstür­mer Anastasios Donis wegen einer Schulterec­kgelenkssp­rengung mehrere Wochen ausfällt. Für ihn dürfte Chadrac Akolo wieder in die Startelf rücken. Sonst sollen vor allem die Stürmer Simon Terodde und Daniel Ginczek für Tore sorgen beim VfB. Denn Timo Werner spielt ja längst für den Gegner.

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FOTO: DPA Timo Werner durchlief alle Jugendteam­s des VfB, aber erst in Leipzig reifte er zum Nationalst­ürmer.

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