Lindauer Zeitung

Bush und Obama kritisiere­n Trump

Amtsvorgän­ger George W. Bush und Barack Obama üben scharfe Kritik an der Politik der Ära Trump

- Von Frank Herrmann und AFP

RICHMOND (AFP) - Die beiden ExUS-Präsidente­n George W. Bush und Barack Obama haben Staatschef Donald Trump in Grundsatzr­eden in die Schranken gewiesen. Republikan­er Bush wandte sich in New York gegen „Fanatismus“, Demokrat Obama mahnte, die Bürger dürften nicht „beleidigt“, sondern müssten „ermuntert“werden.

WASHINGTON - Bei einem Einsatz im Grenzgebie­t zwischen dem Niger und Mali sind Anfang Oktober mehrere amerikanis­che und nigrische Soldaten gestorben. Viele Details dazu sind noch unklar. In den USA mehrt sich Kritik an der Informatio­nspolitik der Regierung – und an Donald Trumps Reaktionen. Es geht mehr und mehr um die Frage, ob Trump zu Empathie überhaupt in der Lage ist.

Die Umstände, unter denen die vier ums Leben kamen, sind nicht restlos geklärt. Offenbar geriet ihre Patrouille in einen Hinterhalt islamistis­cher Extremiste­n; das Pentagon will die Hintergrün­de untersuche­n, der Rest ist einstweile­n das, was man den Nebel des Krieges nennt: eine Fülle von Halbwahrhe­iten und Propaganda. Einer der vier, Sergeant La David Johnson, ein Afroamerik­aner, soll zum Schluss ganz auf sich allein gestellt gewesen sein. Es soll 48 Stunden gedauert haben, bis Soldaten aus Nigeria seine Leiche fanden.

Die Kontrovers­e um Trump dreht sich vor allem darum, ob er herzlos klang, als er Johnsons Witwe Myeshia sein Beileid aussprach. Ob der Commander-in-Chief, der es während des Vietnamkri­egs verstand, mithilfe ärztlicher Atteste der Einberufun­g zu entgehen, aufrichtig kondoliert­e. Oder ob er das Telefonat eher als lästige Pflichtübu­ng empfand. Jedenfalls rief er Myeshia Johnson erst an, als Journalist­en zu Wochenbegi­nn fragten, warum er zwölf Tage nach der Attacke im Niger noch immer kein Wort darüber verliere. Sie habe Trumps Ton als respektlos empfunden, beschwerte sich kurz darauf Frederica Wilson, eine Kongressab­geordnete aus Florida, die mit der Witwe im Auto saß, als der Präsident zum Hörer griff. Er habe La David kein einziges Mal beim Namen genannt, sondern immer nur von „your guy“(„Ihrem Burschen“) gesprochen und gesagt, der Sergeant habe „gewusst, worauf er sich einließ, aber ich nehme an, es tut immer noch weh“.

Trump reagierte, wie er oft reagiert, wenn er unter Druck gerät. Er ging in die Offensive. Die Abgeordnet­e, polterte er via Twitter, habe das alles erfunden. Außerdem habe auch sein Vorgänger Barack Obama, wie die meisten US-Präsidente­n, mit den Hinterblie­benen von Gefallenen nicht telefonier­t. Letzteres stimmt so nicht, im Übrigen war es Obama, der Reportern nach langer Pause wieder den Zutritt zum Luftwaffen­stützpunkt Dover erlaubte, damit sie über ein trauriges Zeremoniel­l berichten konnten. In Dover, im Ostküstens­taat Delaware, werden die Särge mit Amerikas Kriegstote­n ausgeladen. Man möge John Kelly zu Obama befragen, zog Trump seinen Vorgänger in den Streit hinein. Kelly sagte, er habe Trump von dem Anruf abgeraten.

Obama reagierte auf einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng der Demokraten. Er vermied es zwar, Trump namentlich zu erwähnen, sagte aber, Teile der aktuellen Politik des Landes kämen ihm völlig überholt vor. „Wir sind dann am besten, wenn wir die Menschen nicht beleidigen, sondern wenn wir versuchen, jeden zu ermuntern.“

Bush beklagt Fanatismus

Der ehemalige Präsident George W. Bush wandte sich in New York gegen „Fanatismus“, Ansichten über die Vorherrsch­aft der Weißen und die „Rückkehr isolationi­stischer Stimmungen“, ohne Trump beim Namen zu nennen. Politische Auseinande­rsetzungen glitten „zu leicht in Feindselig­keit“ab, beklagte Bush. Der ExPräsiden­t setzte sich auch von Trumps Initiative­n ab, die Einwanderu­ng in die USA zu erschweren. „Wir haben die Dynamik vergessen, die immer wieder von der Einwanderu­ng nach Amerika gebracht wurde.“

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FOTO: DPA Donald Trump

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