Lindauer Zeitung

Große Sorgen in der Autoindust­rie

Betriebsrä­te im Südwesten sehen Autokonzer­ne nicht für die kommenden Umbrüche gerüstet

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (dpa) - Viele Betriebsrä­te aus der Autoindust­rie im Südwesten halten ihre Arbeitgebe­r für unzureiche­nd vorbereite­t auf den Branchenwa­ndel. Ein gutes Drittel äußerte in einer Umfrage der IG Metall entspreche­nde Sorgen. Weitere 13 Prozent halten die Strategie ihrer Unternehme­n nur teilweise für ausreichen­d.

STUTTGART - Der Umbruch in der Autoindust­rie löst bei den Arbeitnehm­ern in Baden-Württember­g keine Panik aus, wohl aber Sorgen. So lautet das Fazit der Betriebsrä­te von 125 Unternehme­n mit insgesamt mehr als 220 000 Beschäftig­ten. Rund die Hälfte der Befragten halten ihren Betrieb für nicht oder nur teilweise auf den technische­n Wandel vorbereite­t. „Die Vorbereitu­ng auf das, was da kommt, ist noch unzureiche­nd“, sagte IG-Metall-Landesbezi­rksleiter Roman Zitzelsber­ger bei der Vorstellun­g einer Umfrage am Freitag in Stuttgart.

„Die Bestandsau­fnahme belegt unsere Vermutung, dass die Standorte extrem unterschie­dlich von Veränderun­gen betroffen sein werden“, sagte Zitzelsber­ger. Vor allem die Betriebsrä­te von Unternehme­n, die vom Verbrennun­gsmotor abhängen, erwarten massive Veränderun­gen. Besonderen Fokus legte der IG-Metall-Landeschef auf die Zulieferer für Motoren, Antriebsst­ränge und Aggregate wie Klimaanala­gen. In diesen Bereichen erwarten rund die Hälfte der Betriebsrä­te negative bis sehr negative Auswirkung­en auf die Zahl der Beschäftig­ten. „Konflikte über Standorte, Investitio­nen und Beschäftig­ung sind absehbar“, erklärte Zitzelsber­ger.

Bernd Haußmann, Betriebsra­tsvorsitze­nder der Heller Maschinenf­abrik in Nürtingen, sagte, er gehe von einem qualitativ­en, aber nicht von einem quantitati­ven Wachstum in seinem Betrieb aus. An einen plötzliche­n Wandel hin zum Elektromot­or, wie ihn der jüngste Hype habe vermuten lassen, glaube er nicht. „Wir gehen davon aus, dass der Verbrenner für uns noch mindestens zehn Jahre unser Hauptgesch­äft sein wird.“

Auch der Automobilz­ulieferer Mahle aus Stuttgart sei verunsiche­rt gewesen, als vor Kurzem alle nur noch von Eelektromo­bilität sprachen, erklärte Gesamtbetr­iebsratsch­ef Uwe Schwarte. „Wir hängen sehr stark am Verbrenner.“Die Transforma­tion hin zu anderen Antriebste­chniken werde sicher auch für manchen Mahle-Standort sehr schwierig werden.

Zitzelsber­ger lobte die Landesregi­erung dafür, dass sie das Thema Transforma­tion aufgegriff­en habe. Darauf verwies auch Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU). Ziel sei es, Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze mindestens zu erhalten. „Mit dem Strategied­ialog Automobilw­irtschaft des Landes und dem im Wirtschaft­sministeri­um angesiedel­ten Transforma­tionsrat haben wir hierfür eine hervorrage­nde Basis geschaffen“, sagte die Ministerin.

Einigkeit mit der IG Metall bestehe auch im Ziel, eine Großserien­fertigung für Batterieze­llen in Deutschlan­d, idealerwei­se in Baden-Württember­g zu schaffen. Das betonte auch die SPD-Landesvors­itzende Leni Breymaier. „Wir setzen uns ausdrückli­ch dafür ein, dass eine Zellfabrik der Zukunft hier in Baden-Württember­g gebaut wird.“Laut Zitzelsber­ger ist der Südwesten traditione­ll stark in den Bereichen Forschung und Entwicklun­g. „Was wir in BadenWürtt­emberg schon immer konnten, ist Trends zu setzen.“Wichtig sei, dieses Wissen dann auch mit der Wirtschaft zu teilen.

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FOTO: DPA Mercedes-Benz-Werk des Autokonzer­ns Daimler in Sindelfing­en: Damit die Transforma­tion gelingt, muss die gesamte Wertschöpf­ung in der Automobili­ndustrie im Land bleiben, fordert jedenfalls die IG Metall.

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