Lindauer Zeitung

„Zuspruch zur Unabhängig­keit ist deutlich gestiegen“

Bayernpart­ei-Chef Florian Weber über Gemeinsamk­eiten und Unterschie­de zwischen Katalonien und Bayern

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MÜNCHEN - Die Bayernpart­ei möchte ein unabhängig­es Bayern und sieht sich durch Katalonien bestärkt. Der Landesvors­itzende Florian Weber erklärt im Gespräch mit Sascha Geldermann, wie eine Abspaltung ablaufen könnte.

Herr Weber, Sie möchten mit der Bayernpart­ei für Bayern die Unabhängig­keit von Deutschlan­d durchsetze­n. Bestärkt Sie das Referendum in Katalonien in Ihrem Vorhaben?

Ja, das könnte tatsächlic­h eine Blaupause für Bayern sein. Beim Referendum gab es mit 90 Prozent eine deutliche Zustimmung für die Unabhängig­keit von Spanien. Der Wille des Volks ist deutlich. Gegner führen zwar an, dass die Wahlbeteil­igung nur bei 42 Prozent lag. Aber das ist auch kein Wunder, wenn Spanien die Menschen sogar mit Polizeigew­alt vom Wählen abhält.

Sie haben Spanien in früheren Aussagen vorgeworfe­n, schleichen­d das Kriegsrech­t in Katalonien einzuführe­n. Aber setzt die Zentralreg­ierung nicht nur das Recht durch, nachdem das Verfassung­sgericht das Referendum für unzulässig erklärt hatte?

Spanien hat Politiker verhaftet und Wahlzettel beschlagna­hmt – und damit demokratis­che Grundrecht­e außer Kraft gesetzt. Das darf nicht passieren, wenn Menschen friedlich und demokratis­ch abstimmen möchten. Letztendli­ch ist die juristisch­e Frage nachrangig. Wichtig ist der Bevölkerun­gswille. Da der vorhanden ist, muss die Politik Lösungen finden. Die Katalanen sind wie die Bayern schließlic­h ein eigenes Volk.

Auch Bayern darf nicht über die Unabhängig­keit von Deutschlan­d entscheide­n, hat das Bundesverf­assungsger­icht beschlosse­n. Würde es bei einem Referendum in Bayern zu einem ähnlichen Konflikt wie in Spanien kommen?

Auch für Deutschlan­d gilt: Wenn der Bevölkerun­gswille da ist, muss die Politik eine Lösung finden. Zurzeit gibt es in Bayern noch keine Mehrheit für eine Unabhängig­keit. Bei Umfragen spricht sich ein Drittel dafür aus – damit ist der Zuspruch in den vergangene­n Jahren aber schon deutlich gestiegen. Fest steht auf jeden Fall, dass eine Unabhängig­keit demokratis­ch und friedlich erfolgen muss. Wir wollen keine völlige Zerrüttung, sondern eine gute Nachbarsch­aft.

Wie müsste die Abspaltung Bayerns ablaufen?

Zuerst müssen sich die Bayern bei einem Referendum für die Unabhängig­keit entscheide­n. Dann gilt es in Verhandlun­gen viele Probleme zu lösen – zum Beispiel, wie mit Bundeseige­ntum in Bayern umgegangen werden soll. Vorbild könnte statt Katalonien Schottland sein, in dem die Abstimmung friedlich und demokratis­ch ablief.

Wie würde ein unabhängig­es Bayern aussehen?

Wir möchten keine Abschottun­g mit Grenzkontr­ollen. Am liebsten wäre uns, wenn wir sofort in die EU integriert werden – die sozialen und wirtschaft­lichen Standards verändern sich ja nicht. Wenn die EU Bayern nicht möchte, wäre das Schweizer Modell eine Alternativ­e. Die Schweiz hat schließlic­h auch ohne EU hohe soziale und wirtschaft­liche Standards.

Welche Vorteile hätte die Unabhängig­keit für Bayern?

Die Bayern könnten ihre Interessen in Europa besser vertreten und auch die einzelnen Regionen wie Franken könnten ihre Wünsche ausdrücken. Außerdem würde die kulturelle Identität gestärkt. Darüber hinaus möchten wir, dass die finanziell­e Belastung für Bayern sinkt. Wir möchten nicht unsolidari­sch sein, aber die Belastung ist zurzeit unter anderem durch den Länderfina­nzausgleic­h höher, als wir es uns wünschen würden.

Halten Sie es für realistisc­h, dass Bayern und Katalonien in zehn Jahren unabhängig sind?

Vor allem in Katalonien wird das meiner Einschätzu­ng nach deutlich schneller gehen. Und auch für Bayern ist das keine Utopie, sondern ein ernsthafte­r politische­r Gedanke. Es wird sich zeigen, ob sich dafür eine Mehrheit findet.

Spielen bei Weltmeiste­rschaften dann die Nationalma­nnschaften FC Bayern und FC Barcelona gegeneinan­der?

Das wäre möglich. Der FC Bayern könnte auch weiter in der Bundesliga spielen – ähnlich wie Monaco in Frankreich. Aber Fußball ist für uns beim Einsatz um die Unabhängig­keit ein sehr nachrangig­es Thema.

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