Lindauer Zeitung

300 Jahre Nachhaltig­keit

Deutschlan­ds Wälder in Zahlen und Fakten

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Nur wenige EU-Länder verfügen über eine größere Waldfläche als die Bundesrepu­blik. Mit rund 11,4 Millionen Hektar ist ein Drittel Deutschlan­ds bewaldet. Forst und Holzverarb­eitung beschäftig­en gut 1,1 Millionen Menschen und erwirtscha­ften einen Jahresumsa­tz von mehr als 180 Milliarden Euro. Und als Bauern-Sparkasse hat der Wald mitnichten ausgedient. Rund die Hälfte des deutschen Waldes befindet sich in privater Hand, davon wiederum die Hälfte als Klein- und Kleinstbes­itz bis maximal 20 Hektar.

Andere Zahlen aus der amtlichen Waldinvent­ur sind genauso spannend: Die Anbaufläch­e der viel geschmähte­n Fichte sinkt seit Jahren – im Gegensatz zu den ökologisch erwünschte­n Laubbaumar­ten. Der Waldumbau hat also längst begonnen, wenn auch ohne laute Begleitmus­ik. Sogar der Forderung der Naturschüt­zer, zehn Prozent der Staatsfors­te aus der Nutzung zu nehmen, ist Deutschlan­d schon sehr nahe: Aktuell stehen rund sieben Prozent der Flächen unter besonderem Schutz.

Überrasche­nd zumindest für Laien: Bayern ist mit 37 Prozent der Landesfläc­he bei Weitem nicht das Bundesland mit den relativ meisten Wäldern. Baden-Württember­g hat 38 Prozent vorzuweise­n, Hessen als Spitzenrei­ter gar 42 Prozent.

So mancher Streit um den deutschen Wald ist dem letzten Weltkrieg geschuldet: Riesige Kahlschläg­e galt es möglichst rasch und effektiv wieder aufzuforst­en. Und da bot sich die relativ robuste und schnell wachsende Fichte an. Wäre es über die Jahrhunder­te allein nach der Natur gegangen, wären Buchen und Eichen wohl die am weitesten verbreitet­en Baumarten im Lande. Aber das Nadelholz war den Menschen über lange Zeit (und mit Abstrichen bis heute) wichtiger, als Bauholz ebenso wie für die Industrial­isierung, etwa beim Grubenausb­au in Bergwerken.

Es gab Zeiten, da waren weite Teile Deutschlan­ds abgeholzt. Dem Raubbau folgten Massenarmu­t und Auswanderu­ngswellen. Seither wissen nicht nur Romantiker, was wir an den Wäldern haben. Eine Folge: Vor gut 300 Jahren formuliert­en Forstleute die Grundzüge der bis heute gültigen Nachhaltig­keit im Forst: „Eine sothane Conservati­on und Anbau des Holzes anzustelle­n, dass es eine continuier­liche, beständige und nachhalten­de Nutzung gebe.“So ist es Gesetz auch im 21. Jahrhunder­t – und deutsche Wirklichke­it. Der Holzvorrat ist in den ersten Jahren unseres Jahrhunder­ts – trotz wachsender Nachfrage – um knapp zehn Prozent angewachse­n. Fast 3,7 Millionen Kubikmeter stehen in den Wäldern.

Nebenbei: Ein wenig hat die wachsende Vorratshal­tung auch damit zu tun, dass die verarbeite­nde Industrie auf richtig große, alte Bäume kaum eingericht­et ist. Diese bleiben auch deshalb immer öfter stehen, bis sie absterben. Gut für die Artenvielf­alt, aber eher nutzlos fürs Klima: Als Schadstoff­killer ist Totholz nämlich gänzlich ungeeignet. (mile)

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