Lindauer Zeitung

Kreis greift für Kurzzeitpf­lege tiefer in die Tasche

Höhere Zuschüsse sollen planbare Plätze sichern und Defizit abmildern

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Es ist ein deutliches Signal: 160 000 Euro will es sich der Landkreis Lindau ab 2019 jährlich kosten lassen, die Situation in der Kurzzeitpf­lege im Kreisgebie­t zu verbessern. Dass die Zuschüsse nun deutlich höher ausfallen, als von der Verwaltung vorgeschla­gen, geht auf den Nonnenhorn­er Bürgermeis­ter und Kreisrat Rainer Krauß zurück: Der ist auch Verbandsvo­rsitzender des Seniorenhe­ims Hege und weiß daher nur zu gut, dass Kurzzeitpf­lege für Heimbetrei­ber ein richtiges Minusgesch­äft ist.

Ein Antrag der Grünen im Kreistag hat vor einem Jahr den Stein ins Rollen gebracht. Hatte sich der Kreistag zuvor noch vom Klinikkonz­ern Asklepios erklären lassen, dass Kurzzeitpf­lege in Lindau nicht gefragt sei, und deshalb dem Wunsch von Asklepios zugestimmt, die Station im Krankenhau­s auflösen und anderweiti­g nutzen zu können, so zeigte sich danach, dass Betroffene so gut wie nie einen Kurzzeitpf­legeplatz im Kreis Lindau finden.

In zwei großen Gesprächsr­unden hat dann in diesem Frühjahr auch die Verwaltung erkannt: Es gibt schlicht viel zu wenig Kurzzeitpf­lege im Kreis Lindau. Und so lange das so bleibt, mache auch eine verstärkte Beratung und Hilfe beim Buchen solcher Plätze durch die beiden Fachstelle­n für pflegende Angehörige keinen Sinn.

Die Idee der Kreisverwa­ltung: Mit Zuschüssen könne der Kreis die Heimträger dazu bringen, mehr Plätze für Kurzzeitpf­lege buchbar zur Verfügung zu stellen. So sollten die Heime pro planbarem Platz jährlich 2500 Euro erhalten sowie weitere zwölf Euro für jeden Tag, an dem ein Kurzzeitpf­legeplatz wirklich belegt ist. Das sollte zunächst zu Lasten der ambulanten Pflege gehen, was aber vor einigen Wochen der Sozialauss­chuss des Landkreise­s rigoros abgelehnt hatte.

Heimplätze umwandeln bringt kaum Abhilfe

Der für Soziales zuständige Landratsam­tsjurist Tobias Walch hoffte, so in nächster Zeit sechs zusätzlich­e Plätze für Kurzzeitpf­lege zu erreichen. „Wobei die natürlich noch nicht gesichert sind“, wie Walch jetzt im Kreistag zugab. Und er sah auch ein, dass es nicht viel bringe, wenn bestehende Heimplätze umgewandel­t werden – denn in den meisten Häusern im Landkreis gebe es auch für diese lange Warteliste­n. Auf der anderen Seite sind eigenständ­ige Kurzzeitpf­legestatio­nen teuer. Das ist auch der Verwaltung bewusst.

Während quer durch alle Fraktionen die Kreisräte die Vorarbeit der Verwaltung lobten, hielt Rainer Krauß „das Ganze für zu kurz gesprungen“. Das Seniorenhe­im Hege, für das er die Verantwort­ung trage, habe endlich schwarze Zahlen erreicht. Da werde er seinen Verbandsrä­ten ein solches Minusmodel­l nicht vorschlage­n: „Da schießen wir uns doch selbst ins Knie.“

Dass eine bessere Pflege am Geld scheitere, anderersei­ts der Landkreis 200 000 Euro Zuschuss an den Allgäu Airport verschenke, brachte den Kreisrat in Rage. Spontan forderte er seine Kreistagsk­ollegen deshalb auf, doch die andiskutie­rten Zuschussbe­iträge auf 3500 Euro jährlich pro Platz und auf 18 Euro Förderung pro Belegungst­ag zu erhöhen. „In dem Bereich steht es uns gut an, etwas zu tun“, zeigte sich Krauß überzeugt.

Und dieser Ansicht schloss sich letztlich der gesamte Kreistag an: Statt 100 000 Euro werden ab 2019 für eine Kurzzeitpf­legeförder­ung im Kreishaush­alt eingeplant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany