Ein Schrittmacher gegen Sodbrennen
Ärzte in Memmingen informieren über Therapiemöglichkeiten bei Reflux-Krankheit
MEMMINGEN (mz) - Reflux-Beschwerden wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen gehören zu den Volkskrankheiten Nummer eins in Deutschland. Ihr Auftreten hat sich in den vergangenen 30 Jahren verzehnfacht. Welche Therapie für welchen Patienten die richtige ist, erklärten Ärzte des Reflux-Zentrums am Klinikum Memmingen jetzt bei einer Informationsveranstaltung (siehe auch Infokasten ). „Die häufigste Ursache für einen dauerhaften Reflux ist eine Verschlussschwäche der Speiseröhren-Schließmuskulatur, häufig in Folge eines Zwerchfellbruchs“, erläuterte Oberarzt Matthias Missel von der Medizinischen Klinik II am Klinikum Memmingen.
„Den meisten Reflux-Patienten helfen säurehemmende Medikamente, sogenannte Protronenpumpenhemmer. Diese sollten aber wegen ihrer Nebenwirkungen nicht unkritisch und nicht dauerhaft eingenommen werden“, betonte Missel vor rund 70 Zuhörern. In seltenen Fällen könne ein Reflux zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Engstellen in der Speiseröhre (Stenosen) oder – noch seltener – zu Gewebeveränderungen wie Speiseröhrenkrebs führen. Bei anhaltenden Beschwerden oder Beschwerden, die auf Medikamente nur unzureichend ansprächen, sei deswegen eine weitere Abklärung im Reflux-Zentrum am Klinikum Memmingen sinnvoll: „Mit spezialisierter Diagnostik, wie einer Magenspiegelung oder einer Druckund Säure-Messung in der Speiseröhre, können wir die Ursachen der Reflux-Krankheit sowie das weitere Vorgehen klären“, sagte Missel.
Oft noch sehr jung
Bei einigen Patienten könne eine Operation die Therapie der Wahl sein, wie Chirurg Heinz Schlosser von der Klinik für Allgemein-, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Klinikum Memmingen erklärte: „Das sind dann oft noch sehr junge Patienten, die nicht ihr ganzes Leben lang Medikamente schlucken wollen.“Bei einer Operation legen Schlosser und Kollegen einen Teil des Magens als Manschette um den Mageneingang und reduzieren so den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Die Operation erfolge minimal-invasiv, also mit kleinen Schnitten. „Die Vorund Nachteile der Therapieoptionen besprechen wir mit dem Patienten in der Sprechstunde.“
Der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre kann laut Schlosser auch durch ein sogenanntes EndoStim-System verhindert werden: „Das ist eine Art Schrittmacher, der unter den linken Rippenbogen implantiert wird.“Der Schrittmacher stimuliert den Speiseröhren-Schließmuskel und verhindert so den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Mithilfe eines externen Programmiergeräts kann der Arzt den Schrittmacher individuell einstellen und so an den Lebensstil und die Wünsche des Patienten anpassen. „Das System ist noch relativ neu und wird bisher nur an wenigen Kliniken, wie im Klinikum Memmingen, implantiert“, erklärte Allgemeinchirurgie-Chefarzt Professor Carsten N. Gutt. „Aber die bisherigen Resultate sind durchaus vielversprechend.“