Lindauer Zeitung

Weil die Mutter bei den Großeltern schaute

Kike Hernandez überragt beim Triumph der L.A. Dodgers über Baseball-Champion Chicago

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CHICAGO (SID) - Oma und Opa Hernandez warfen in Puerto Rico mal wieder den Generator an. Anders ist der Fernseher nicht in Gang zu setzen, doch der Aufwand lohnte sich: Sie wurden Zeuge, wie ihr Enkel das Spiel seines Lebens ablieferte. Kike Hernandez sorgte dafür, dass die Los Angeles Dodgers zum ersten Mal seit 29 Jahren wieder im Finale der Major League Baseball (MLB) stehen. Hernandez war der „unlikely hero“, der unerwartet­e Held, beim entscheide­nden 11:1-Sieg über Titelverte­idiger Chicago Cubs im berühmten Wrigley Field. Drei Homeruns, darunter ein Grand Slam, gelangen dem Outfielder am bislang größten Tag seiner Karriere. L.A. entschied das Play-off-Halbfinale mit 4:1 für sich.

Alles passte an diesem Abend. Und Kike Hernandez hatte die richtige Unterstütz­ung. „Kurz vor dem Spiel habe ich meiner Mutter geschriebe­n und gefragt, wo sie das Spiel schaut. Sie antwortete, dass sie zu den Großeltern geht“, sagte Hernandez: „Wir haben alle Spiele gewonnen, wenn sie dort war.“Die Serie hielt.

Zuletzt hatte Los Angeles 1988 die World Series erreicht, damals gelang den früheren Brooklyn Dodgers ihr sechster Titelgewin­n. Im Finale 2017 geht es von Dienstag an gegen die Houston Astros oder die New York Yankees; der Rekordmeis­ter aus dem „Big Apple“führt im Halbfinale der American League 3:2.

Für Kike Hernandez war der Tag in Chicago auf vielfältig­e Weise ein ganz besonderer. „Mir ist einiges im Kopf herumgegan­gen“, sagte der 26-Jährige. „Ich wollte, dass das Spiel schnell zu Ende geht, damit ich meinen Vater umarmen kann. Alles andere war mir erst einmal egal. Ohne ihn wäre ich nicht hier.“Enrique Hernandez Sr., Scout beim Ligakonkur­renten Pittsburgh Pirates, war zuletzt schwer krank. „Er hat dem Krebs in den Hintern getreten“, sagte der Sohn, „das ist für mich alles sehr emotional. Auch, weil meine Landsleute so viel durchmache­n.“Hernandez dachte an seinen Dad – und an Hurrikan Maria, der Puerto Rico schwer getroffen hat.

Ein Sieg für Dad – und Puerto Rico

Der 26-Jährige machte seine Heimat in schwierige­n Zeiten mit einer außergewöh­nlichen Leistung stolz. Er ist erst der zehnte Profi, dem in einem Play-off-Spiel drei Homeruns gelangen. Das Sahnehäubc­hen war der Grand Slam – ein Schlag auf die Tribüne, bei dem alle Bases besetzt sind und der vier Punkte bringt. Der Volltreffe­r sorgte im dritten Inning für die 7:0-Führung. Die Cubs, im Vorjahr nach 108 Jahren Wartezeit wieder World-Series-Gewinner, erholten sich nicht davon. „Wir haben nicht nur den Meister geschlagen“, sagte Hernandez stolz. „Wir haben es in einem leeren Stadion gemacht. Wir haben die Herzen ihrer Fans gebrochen, sie sind früh gegangen.“

Hernandez, der Mann des Tages, war übrigens auch deshalb erfolgreic­h, weil er nicht auf seine Mutter gehört hat: „Sie hat gesagt, ich soll einfach versuchen, den Ball zu treffen. Aber wer will das? Jeder will Homeruns.“Im Idealfall drei, Grand Slam inklusive.

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FOTO: AFP „Jeder will Homeruns“: Enrique „Kike“Hernandez.

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