Lindauer Zeitung

Die Quittung für das Sommermärc­hen

DFB muss wegen der WM 2006 insgesamt 19,2 Millionen Euro Steuern nachzahlen

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FRANKFURT (dpa/SID) - Der Skandal um die Heim-WM 2006 kommt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) teuer zu stehen. Der Weltmeiste­rverband muss im Zuge der steuerrech­tlichen Ermittlung­en rund 19,2 Millionen Euro nachzahlen. Das Finanzamt Frankfurt spricht dem DFB für das Jahr des Sommermärc­hens den Status der Gemeinnütz­igkeit ab. Allerdings kündigte der Verband an, die geänderten Steuerbesc­heide anfechten zu wollen.

Im Kern geht es um das ominöse Darlehen von 6,7 Millionen Euro. Die Summe, deren tatsächlic­he Verwendung noch immer nicht vollständi­g aufgedeckt ist, hatte der DFB in seiner Steuererkl­ärung als Kostenbeit­rag, also als „Betriebsau­sgabe“, zu einer WM-Gala verbucht. Die Gala fand allerdings nie statt.

„Die Sachverhal­tsermittlu­ngen der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Frankfurt, die vom DFB in vollem Umfang unterstütz­t werden, sind noch nicht abgeschlos­sen“, teilte der Verband mit: „Der DFB ist unveränder­t der Auffassung, dass die Zahlung der 6,7 Millionen Euro betrieblic­h veranlasst war und deshalb zu Recht steuerlich als Betriebsau­sgabe geltend gemacht wurde. Demzufolge fehlt es auch an einer Grundlage für eine Versagung der Gemeinnütz­igkeit für das Jahr 2006.“

Das Finanzamt sieht das anders. Nach Auffassung der Behörde hätten die 6,7 Millionen Euro nicht verschleie­rt und schon gar nicht steuerlich geltend gemacht werden dürfen. Das Finanzamt sieht darin einen schweren Fall von Steuerhint­erziehung. „Süddeutsch­e Zeitung“, WDR, NDR sowie die „Bild“zitierten im März sogar aus einem Zwischenbe­richt der Steuerfahn­dung, in dem von „Luftbuchun­gen“und „Scheingesc­häften“beim DFB die Rede ist.

Vorerst sollen die in den geänderten Bescheiden festgesetz­ten Steuern aber „fristgerec­ht“bezahlt werden. „Das hat mich nicht überrascht, weil es sich abgezeichn­et hat. Wir werden, um keine Zinsen auflaufen zu lassen, den Betrag erst einmal zahlen, weil der DFB von der Liquidität auch dazu in der Lage ist“, sagte DFLPräside­nt Reinhard Rauball nach der DFB-Präsidiums­sitzung.

Ob und wie die in dem Verfahren der Staatsanwa­ltschaft als Beschuldig­te geführten früheren Top-Funktionär­e Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach (beide Ex-Präsidente­n) und Horst R. Schmidt (Ex-Generalsek­retär) in Regress genommen werden könnten, ist offen.

Der Verband ist sich seiner Sache aber offenbar trotzdem sehr sicher. Denn aus dem Finanzberi­cht vom Juli geht hervor, dass in dem Abschluss für das Geschäftsj­ahr 2016 „keine Rückstellu­ng für steuerlich­e Risiken“gebildet wurden. Gemessen an einem Umsatz von rund 305 Millionen Euro erscheint eine Summe von 19 Millionen für den größten Sportfachv­erband der Welt zudem verkraftba­r. Doch die Bewältigun­g der WM-Affäre fällt in eine Zeit, in der der DFB vor massiven Investitio­nen in seine rund 145 Millionen Euro teure Akademie steht. Bereits das Geschäftsj­ahr 2016 schloss der Verband nur deshalb mit einem positiven Ergebnis von 7,807 Millionen Euro ab, weil er dazu Rücklagen in Höhe von 12,329 Millionen verwendete.

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FOTO: DPA Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

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