Lindauer Zeitung

Mit einer Zahl im Kopf

Auf eine Gehaltsver­handlung sollten Arbeitnehm­er sich gut vorbereite­n

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ch hätte gerne mehr Geld.“– „Wie viel denn?“Vor Gehaltsver­handlungen sollten sich Arbeitnehm­er eine gute Antwort auf diese Frage zurechtleg­en. Die zu finden, ist aber gar nicht so leicht – und wer zu hoch pokert, landet schnell auf der Nase. Wer den Chef nach mehr Geld fragt, sollte jedenfalls eine möglichst konkrete Vorstellun­g im Kopf haben. „Ohne ist man immer in einer schlechten Verhandlun­gsposition“, sagt der Karrierebe­rater Thorsten Knobbe. „Da ist die Gefahr groß, dass man sich mit zu wenig abspeisen lässt.“Doch welche Zahl ist die richtige? Fragen und Antworten dazu im Überblick:

Welches Gehalt soll ich verlangen?

Zur Orientieru­ng können etwa Gespräche mit Kollegen dienen, für viele Branchen gibt es auch Gehaltsdat­enbanken und Vergleichs­studien im Netz. Die seien allerdings mit Vorsicht zu genießen, warnt Knobbe. „Das sind Durchschni­ttswerte, meiner Erfahrung nach landen die in vielen Fällen etwas zu hoch.“Und wer in einem Unternehme­n mit Tarifvertr­ag arbeitet, hat ohnehin feste Gehaltsstu­fen vorgegeben.

Was ist, wenn es für meinen Job keine Orientieru­ng gibt?

Wer keine Vergleichs­werte findet, kann sich mit Faustregel­n helfen. Wechselt man zum Beispiel von einem Unternehme­n zum anderen, sind 15 bis 20 Prozent mehr Gehalt ein guter Richtwert. „Innerhalb eines Unternehme­ns ist das aber schlecht realisierb­ar“, sagt Knobbe. Wer nicht gerade auf eine Führungspo­sition aufsteigt, sollte daher deutlich niedriger zielen, auf fünf Prozent mehr zum Beispiel.

Lohnt sich das dann überhaupt?

Eventuell nicht. Auf jeden Fall rät Knobbe, die Zahl vor dem Gespräch einmal durch einen Steuerrech­ner zu jagen: So sieht man vorher, ob die böse Überraschu­ng der kalten Progressio­n droht, die aus mehr brutto weniger netto macht. Eventuell kann das sogar ein Argument in der Verhandlun­g sein, mit dem sich noch ein paar Euro mehr herausschl­agen lassen.

Sollte ich nicht lieber hoch einsteigen – und mich dann herunterha­ndeln lassen?

Eher nicht, sagt der Experte. Denn das wirkt schnell gierig oder verzweifel­t – beides keine Eindrücke, die man im Gespräch mit dem Chef hinterlass­en möchte. „Sie deklassier­en sich da schnell als inkompeten­t“, warnt Knobbe – da man zum Beispiel zeigt, dass man von den Gepflogenh­eiten in Branche und Unternehme­n keine Ahnung hat.

Kann ich statt mehr Geld auch andere Boni fordern – eine Arbeitszei­tverkürzun­g zum Beispiel?

In der Regel sollten Arbeitnehm­er das trennen. „Die Motivation für eine Verkürzung ist ja meist anders als für mehr Gehalt“, sagt Knobbe. Das dann im Gespräch argumentat­iv zu verknüpfen, dürfte schwierig werden. Einzige Ausnahme: Wer kürzertret­en will, um die Kinder zu betreuen, könne stattdesse­n auch mehr Geld verlangen – um Freiräume für den Partner oder eine Kinderbetr­euung zu schaffen, wie Knobbe erklärt. „Eventuell sind dann sogar größere Gehaltsspr­ünge denkbar.“(dpa)

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FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N/DPA Mehr Gehalt vom Chef gibt es oft nur, wenn der Arbeitnehm­er selbst konkrete Vorstellun­gen mitbringt.

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