Geldanlage an der Börse
Experten vom Fondsverband BVI beantworteten SZ-Leserfragen zum Thema Aktien- und Fondssparen
RAVENSBURG - Was ändert sich durch die Investmentsteuerreform am 1. Januar 2018 für Sparer und Anleger? Welche Rendite bieten Fonds? Fragen zum Wertpapier- und Fondssparen beantworteten bei einer SZTelefonaktion Sebastian Schülke und Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI.
Wir haben verschiedene Investmentfonds. Was ändert sich für uns durch die Investmentsteuerreform? Droht eine höhere Steuerbelastung für Anleger?
Während bisher nur der Anleger besteuert wurde, nicht aber der Fonds selber, müssen Fonds künftig auf bestimmte Erträge 15 Prozent Steuern zahlen. Das vermindert die Ausschüttungen an Fondsanleger. Zum Ausgleich erhalten Fondssparer ab 2018 einen Teil ihrer Ausschüttungen und Veräußerungsgewinne steuerfrei: Bei Aktienfonds werden 30 Prozent steuerfrei gestellt, bei Mischfonds 15 Prozent, bei offenen Immobilienfonds 60 Prozent oder sogar 80 Prozent, wenn der Schwerpunkt im Ausland liegt. Unter dem Strich steigt die Steuerbelastung für Privatanleger nicht.
Seit über 20 Jahren besitzen wir Aktienfonds. Sollen wir die besser noch in diesem Jahr verkaufen, weil die Steuerfreiheit für Kursgewinne ab dem 1. Januar 2018 wegfallen soll?
Nein, das wäre nicht sinnvoll. Denn Wertsteigerungen von Fonds, die bis zum Jahresende 2017 entstehen, werden auch ab 2018 nicht steuerpflichtig. Diese Gewinne bleiben also für Sie auch steuerfrei. Das gilt für alle Fondsanteile, die vor 2009 erworben wurden. Erst die Wertsteigerungen, die ab 2018 entstehen, unterliegen künftig der Besteuerung. Allerdings gibt es hier einen Freibetrag von 100 000 pro Person. Die meisten Anleger bleiben also davon verschont.
Ich möchte Geld für fünf bis zehn Jahre anlegen. Lieber Mischfonds oder Aktienfonds?
Aktienfonds bieten langfristig die höchsten Renditechancen. Dafür sind die Schwankungen bei Aktienfonds in der Regel größer als bei Mischfonds, die neben Aktien auch in Anleihen anlegen. Für Aktienfonds sollte man einen möglichst langen Anlagehorizont haben. Fünf Jahre sind da allerdings eher die Untergrenze.
Für meinen 15-jährigen Sohn möchte ich monatlich 100 Euro auf die hohe Kante legen. Ich dachte an Aktien aus dem Automobilbereich. Was meinen Sie?
In Einzelaktien zu gehen ist wenig sinnvoll. Besser ist ein Aktienfonds, der breit streut und sich nicht nur auf eine Branche konzentriert. Es würde sich also ein Aktienfondssparplan anbieten. Überlegen Sie aber, ob Sie die gesamten 100 Euro monatlich in Aktienfonds investieren wollen. Sollte Ihr Sohn hin und wieder Geld benötigen, könnten Sie auch aufteilen: 50 Euro monatlich in Aktienfonds, 50 Euro auf das Sparkonto, wo das Geld keinen Wertschwankungen unterliegt und jederzeit verfügbar ist.
Die Aktienkurse sind auf Rekordniveau. Sollen wir unseren Sparplan mit Aktienfonds weiterführen? Oder droht der nächste Börsenrückgang?
Führen Sie den Fondssparplan weiter, wenn Sie Vermögen aufbauen wollen. Mit einem Fondssparplan können Sie vom Auf und Ab an den Börsen profitieren. Bei hohen Kursen erwerben Sie weniger Fondsanteile, bei niedrigen Kursen mehr Fondsanteile. Auf Dauer ergibt sich so ein günstiger durchschnittlicher Kaufpreis.
Ich bin 47 und möchte zusätzlich zur gesetzlichen Rente monatlich 200 Euro für das Alter zurücklegen. Soll ich in Aktienfonds anlegen?
Je länger die Ansparphase, desto geringer wird das Kursrisiko bei Aktienfonds. Bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren bietet sich daher in der Tat ein Aktienfondssparplan an, wenn man bestrebt ist, mit den vorhandenen Sparmitteln ein möglichst großes Vermögen aufzubauen. Um nicht alles auf eine Karte zu setzen, könnten Sie die 200 Euro monatlich auf zwei oder drei verschiedene Fonds verteilen.
Wo bieten sich die besseren Renditechancen? Bei Fonds mit deutschen Aktien oder internationalen Aktien?
Das lässt sich vorab nicht sagen, in der Vergangenheit haben Aktienfonds Deutschland im Schnitt höhere Renditen geboten. Beispielsweise wären aus monatlich 200 Euro 20 Jahre lang eingezahlt in Aktienfonds Deutschland, am Ende über 90 000 Euro geworden. Das entspricht einer Rendite von gut sechs Prozent jährlich. Bei Aktienfonds international wären es am Ende dagegen rund 80 000 Euro gewesen. Das entspricht einer Rendite von fünf Prozent jährlich.
Ich erbe eine größere Summe Geld. Wie lege ich das am besten an?
Das hängt von Ihren Anlagezielen und Ihrer Risikobereitschaft ab. Wenn Sie sich selbst nicht ständig um die Anlage kümmern wollen, kommt vielleicht eine Vermögensverwaltung mit Fonds in Betracht. Je nach persönlicher Neigung wird dabei das Geld auf Aktien, festverzinsliche Anlagen und Immobilien aufgeteilt.
Der Arbeitgeber bietet Vermögenswirksame Leistungen (VL) an. Ist das sinnvoll? Wenn ja, wie spare ich das Geld am besten?
Nutzen Sie das Angebot Ihres Arbeitgebers. Auch wenn es jeden Monat nur ein kleiner Betrag ist, zahlt sich das auf Dauer aus. Die besten Renditechancen haben Sie bei einer aktienbasierten Anlage, also mit Aktienfonds. Je nach der Höhe Ihres Einkommens, zahlt der Staat noch eine Prämie dazu.
Lohnt sich für meinen Enkel, der seit zwei Jahren berufstätig ist, ein Riestervertrag mit Fonds?
Ein Riestervertrag mit Fonds lohnt sich fast immer. Zum einen fördert der Staat Riesterverträge mit Zulagen und Steuervergünstigungen. Zum anderen haben Riesterverträge mit Fonds langfristig die höchsten Renditechancen. Zudem sind sämtliche Einzahlungen einschließlich der Zulagen bei Rentenbeginn garantiert.
Ich bin selbständig und möchte 200 000 Euro für die Altersvorsorge anlegen, Anlagehorizont 15 Jahre. Was empfehlen Sie?
Sie sollten das Geld breit streuen und nicht einseitig anlegen. Grundsätzlich gibt es vier Anlageklassen: Immobilien, Aktien, Anleihen und Liquidität. Anleihen bieten kaum noch eine Verzinsung, so dass langfristig vor allem Aktien und Immobilien in Betracht kommen. Sie müssten sich überlegen, welche Aufteilung auf die verschiedenen Anlageklassen Ihren Bedürfnissen entspricht. Ich rate Ihnen dazu einen Termin mit Ihrem Berater zu vereinbaren.
Mein Bankberater empfiehlt die Anlage von regelmäßig 100 Euro in einen Aktienfonds zur Aufbesserung der Rente. Was passiert, wenn ich den Betrag nicht mehr aufbringen kann?
Nichts, denn mit Fondssparplänen sind Sie sehr flexibel. Es gibt keine feste Laufzeit. Die Sparraten können Sie jederzeit senken, erhöhen oder auch ganz aussetzen, und das Kapital ist für Sie immer verfügbar.
Wie funktioniert ein Dividendenfonds?
Diese Fonds investieren breitgestreut in dividendenstarke Aktien und schütten diese an die Anleger aus. Derzeit können Anleger in der Regel zwischen drei und vier Prozent erreichen. Solche Erträge sind mit verzinslichen Anlagen aktuell auch nicht annähernd zu erreichen.
Komme ich bei einem Dividendenfonds jederzeit an mein Geld?
Ja, Sie können Dividendenfonds jederzeit zum aktuellen Tageskurs wieder veräußern.
ETF`s gelten als kostengünstig, doch gibt es auch Nachteile?
Nachteilig kann sein, dass ein ETF sich nicht besser entwickeln kann, als der zugrunde gelegte Index. Bei einem Indexrückgang macht ein ETF den vollen Verlust mit. Ein gut gemanagter Fonds kann dagegen den Index schlagen.