„Wir haben hundert Prozent gegeben“
Lindauer holen sich in der großen Drei-Länder-Show den Gesamtsieg
LINDAU/BREGENZ - Abgerechnet wird am Schluss. Genauer genommen in der letzten Sendung der großen Drei-Länder-Show: Da haben sich die Lindauer nach einer spannenden Aufholjagd den Siegerpokal erkämpft. Einigen von ihnen ist dieser aufregende Ausflug in die Fernsehwelt noch nicht genug: Sie liebäugeln mit neuen TV-Herausforderungen.
Jetzt ist endlich raus, was das Lindauer Team schon seit Wochen weiß, aber niemandem verraten durfte. Lindau hat den Wettstreit gegen Österreich und die Schweiz gewonnen. Nachdem am Sonntag die letzte von drei Folgen im ZDF gezeigt wurde, durften sie sich jetzt auch richtig offiziell feiern lassen. Und so zogen sie dann in ihren grünen Trikots über die Insel. Das geheimnisvolle Dauergrinsen ist lautem Jubel gewichen. Endlich.
Die sechs Spieler haben im Bregenzer Strandbad um die Wette Stühle gestapelt, Karotten geschält, Wassereimer geschleppt und sind übers Wasser gelaufen. Drei Tage lang. Drei Tage im September, an denen es fast immer geregnet hat. Es hat ihnen trotzdem Spaß gemacht. Aber zum Spaß allein sind sie nicht angetreten.
Sie sind ein eingeschworenes Team. Das spürt sogar der Fernsehzuschauer. Während ihre Konkurrenten bisweilen gelangweilt wirken, sind die Lindauer immer miteinander im Gespräch, feuern sich gegenseitig an. Einige kannten sich vorher schon, aber so richtig zusammengeschweißt hat sie erst die Show. Denn so unterschiedlich die Frauen und Männer auch sind, sie hatten ein gemeinsames Ziel: gewinnen. Dass ausgerechnet Matthias Steiner, der ehemalige Weltklasse-Gewichtheber, ihr Teamkapitän war, passte perfekt. Und so wurde dessen Lied „Heut wer‘n ma‘s reiss‘n“zu ihrem Motto. Vor allem im Finale.
Lindauer Team wusste meist nicht, was es erwartet
„Wir waren das ehrgeizigste Team“, sagte Karl-Heinz Strube, der im wirklichen Leben Banker und leidenschaftlicher Tennisspieler ist. „Wir haben hundert Prozent gegeben.“Dabei wussten sie meist nicht, was sie erwartet. „Uns wurde bei den Actionspielen nur gesagt, wie das Spiel funktioniert“, erklärt Peter Koerner, der als fitter Sportlehrer eigentlich nichts zu befürchten hatte. Trotzdem war ihm immer bewusst: „Man kann sich auch blamieren.“Schließlich war klar, dass seine Schüler sich die Show anschauen.
Jeder hat ein Spiel, das er lieber aus seinem Gedächtnis streichen würde. Markus Gottschalk ärgert sich immer noch über seinen Fahrfehler beim Stand-Up-Paddeling, Annabel Hartmann will nicht mehr an den Geschmackstest denken und Peter Koerner isst Gemüse zukünftig sicher lieber als es zu wiegen. Doch sie haben auch dazugelernt und neue Strategien entwickelt. Während sie anfangs beim Wissensspiel nur zögerlich den Buzzer drückten, stürzten sie sich später fast schon im Hechtsprung auf den roten Knopf. „Es gab ja keine Minuspunkte bei einer falschen Antwort“, sagte Nadja Koerner, die als Ersatzfrau und beim Klatschen im Publikum das Team verstärkte.
Als an drei Sonntagen die Show über den Bildschirmen flimmerte, saßen die TV-Gladiatoren längst Zuhause im Trockenen. Die zweite Show haben sich alle zusammen bei den Koerners angeschaut. „Ich habe immer wieder Nachrichten aufs Handy bekommen, dass ich doch in die Kamera winken soll“, amüsiert sich Peter Koerner. Denn die Show wurde vom ZDF als Livesendung angekündigt.
Nach der Ausstrahlung hatten die Lindauer ihre ersten Fans. Allen voran die eigenen Kinder. „Meine Tochter will mich jetzt jeden Tag im Fernsehen sehen“, sagt Karl-Heinz Strube lachend. Und auch die Kinder von Peter und Nadja Koerner haben ihren Papa, der in der zweiten Sendung Lindau in einem kleinen Film vorstellen durfte, gleich erkannt.
Nicht nur die. „Ich habe viel Zuspruch bekommen“, sagte Peter Koerner lachend, „vor allem für die Szene, in der ich mich ausziehe.“Als er mit dem Kamerateam auf der Insel unterwegs war, mutmaßten zwei Mädchen, ob das der neue Bachelor sei. Und über Facebook kam schon die erste Autogrammanfrage. Durch die Show, da sind sich alle sicher, sind nicht nur sie kurz in den Mittelpunkt gerückt: „Das war eine Werbung für Lindau.“
John Kelly kommt bei den Lindauern gut an
Von Andrea Berg bis Caught in the Act: Die Lindauer haben viele Prominente gesehen. Manche waren authentisch, andere wiederum „waren anders, wenn die Kamera an war“, war die Erfahrung von Nadja Koerner. Beatrice Egli bekommt viel Lob, aber auch John Kelly. „Er hat in einer kleinen Videobotschaft meine Tochter auf sein nächstes Konzert eingeladen“, sagt Karl-Heinz Strube. „Das hat sie sich bestimmt 60 Mal angeschaut.“
„Die Erfahrung war mega, aber ich möchte es nicht machen“, sagt Nadja Koerner zur Arbeit im Fernsehen. Annabel Hartmann findet es faszinierend, zu sehen, was man aus all den Aufnahmen später daraus macht. „Das Bad wirkte im Fernsehen so riesig.“Doch nicht alle wollen es mit einem einmaligen Ausflug im TV bewenden lassen: Markus Gottschalk, durchtrainierter Calisthenics-Fan und Judoka, überlegt, ob er sich bei „Ninja Warriors“bewirbt, Peter und Karl-Heinz wollen zu „Schlag den Henssler“. KarlHeinz Strube: „Man leckt schon Blut.“
Aber am Sonntag, da haben sie erst mal gefeiert – und gemeinsam überlegt, wo ihr Pokal stehen soll. „Wir suchen noch einen ehrenvollen Platz. Vielleicht hat jemand eine Idee“, sagt Strube. Peter Koerner hätte da noch eine Anmerkung: „Wir geben ihn aber erst her, nachdem wir uns im goldenen Buch eingetragen haben“, sagt er lachend.
„Man kann sich auch blamieren.“Peter Koerner