Lindauer Zeitung

Nur noch fünf Jahre älter als der Schnitt

Die neuen Bundestags­abgeordnet­en – so viel wie nie, so wenig Frauen wie lange nicht

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Wenn sich am Dienstag der neue Bundestag zu seiner konstituie­renden Sitzung trifft, dann ähnelt seine Altersstru­ktur jener der Gesamtbevö­lkerung: 49,4 Jahre alt ist der Abgeordnet­e im Schnitt, 44,3 Jahre der Durchschni­ttsdeutsch­e. Das zeigt eine Statistik der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft. Durchschni­ttsbürger und Durchschni­ttsabgeord­neter sind sich damit näher denn je. Im Bundestag von 1953 lagen noch 16 Jahre zwischen den beiden. Jetzt nur noch 5,1. Das liegt aber nicht daran, dass die Parlamenta­rier jünger geworden wären, sondern daran, dass der Durchschni­ttsdeutsch­e älter ist. Nur 34,9 Jahre war er 1953.

Auch wenn Wolfgang Schäuble mit 75 Jahren Bundestags­präsident wird und der Liberale Hermann Otto Solms (76) die Sitzung eröffnet, so ist die Gruppe der Senioren im Bundestag doch unterreprä­sentiert. Nur elf Abgeordnet­e sind über 70, damit 1,6 Prozent der Parlamenta­rier. In der Bevölkerun­g machen die über 70Jährigen aber bereits 16 Prozent aus.

Die jüngste Fraktion stellt die FDP mit 45,8 Jahren durchschni­ttlich, die älteste die AfD mit 50,7 Jahren.

Der neue Bundestag ist der bisher größte in der Geschichte. 709 Abgeordnet­e und damit fast 80 Parlamenta­rier mehr als bisher sitzen in ihm. Eröffnet wird die Sitzung vom Alterspräs­identen Hermann Otto Solms (FDP). Um einen Redner der AfD zu verhindern, wurde die Regelung dafür geändert: Jetzt übernimmt diese Aufgabe der Abgeordnet­e mit dem höchsten Dienstalte­r und nicht mehr der älteste Parlamenta­rier.

Die Sitzordnun­g für die konstituie­rende Sitzung wurde vom sogenannte­n Vorälteste­nrat bestimmt. Umstritten war vor allem die Frage, wer den Platz neben der vom Präsidium aus gesehen ganz rechts positionie­rten AfD-Fraktion einnimmt. Dort sitzen nun die FDP-Abgeordnet­en, danach folgen die Fraktionen von Union, Grünen, SPD und Linken.

Der Frauenante­il im neuen Bundestag ist gesunken, er beträgt nur noch 30,7 Prozent. Dazu tragen auch die AfD-Fraktion mit nur elf Prozent Frauen und die FDP mit 22 Prozent bei. Unterdurch­schnittlic­h ist aber auch der Anteil der Unionsfrak­tion mit knapp unter 20 Prozent, während er in der Vergangenh­eit hier bei 25 bis 30 Prozent lag.

Der Süden schickt Männer

Hintergrun­d des niedrigen Frauenante­ils ist unter anderem, dass die stärker mit Frauen besetzten Landeslist­en in Baden-Württember­g oder Bayern nicht zum Zuge kamen, die Direktkand­idaten aber überwiegen­d männlich sind. Es müsse daher künftig dafür gesorgt werden, dass mehr Frauen als Direktkand­idatinnen aufgestell­t würden, fordert Karin Maag, Vorsitzend­e der Gruppe der Frauen in der Unionsfrak­tion. An der SPD liegt der geringe Frauenante­il nicht, sie bringt es auf 42 Prozent. Bei Linken und Grünen sitzen sogar mehr als die Hälfte Frauen im Parlament.

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