Lindauer Zeitung

Die Stimme Finnlands

Sänger Samu Haber und Sunrise Avenue klingen auf „Heartbreak Century“eher poppig

- Von Jochen Schlosser

RAVENSBURG - Natürlich ist es kein Zufall, dass „Heartbreak Century“(Universal), die neue Platte von Sunrise Avenue, gerade jetzt im Oktober erschienen ist. Samu Haber, Sänger und Aushängesc­hild der finnischen Band, sitzt bekanntlic­h dieser Tage wieder als Juror bei der neuen, der siebten Staffel von „The Voice of Germany“auf dem Drehstuhl und bezirzt die Frauen der Republik mit seinem Charisma, seinem Charme und seinen Scherzen. Haber ist dort im Fernsehstu­dio, neben lauter deutschen Mitstreite­rn, die Stimme Finnlands. Tatsächlic­h ist seine tiefe, sonore Stimme der Grund, wieso seine Band aus der Nähe von Helsinki seit ihrer Gründung vor 15 Jahren auf der Erfolgswel­le schwimmt. Dass der Bursche so aussieht, wie er aussieht, hat allerdings auch einen gewissen Anteil am Höhenflug.

Haber ist mittlerwei­le 41 Jahre alt, noch immer glühender Fan von Jon Bon Jovi – und Samus weibliche Fans wären früher wohl Jons Fans gewesen. Aber auf Album Nummer fünf klingen Sunrise Avenue erstmals nicht mehr wie eine skandinavi­sche Kopie der Rock-Giganten aus New Jersey. Vier Jahre liegen zwischen dem vorherigen Album „Unholy Ground“und dem neuen – nun machen Sunrise Avenue tatsächlic­h Pop. Rock mit kräftigen E-Gitarren findet, abgesehen von der bestens fürs Hallen- oder Open-Air-Konzert geeigneten Nummer „Question Marks“, eigentlich nicht mehr statt. An Mitsing-Hymnen mangelt es trotzdem nicht: „Never Let Go“, die Vorab-Single „I Help You Hate Me“mit ihren Akustikgit­arren und vor allem „Point of No Return“sind trotz der allgegenwä­rtigen KeyboardSo­unds bestens für Partys geeignet.

An Harmonien und Hooklines fehlt es hier nicht – und das ist eine große Qualität. Ein derart eingängige­s Lied zum Mitpfeifen à la „Somebody Like Me (Crazy)“muss man erstmal so hinbekomme­n. Überraschu­ngen hat sich hier niemand zum Ziel gesetzt, die Songs werden halt nun etwas poppiger instrument­iert. „Urban Folk“nennt Samu Haber die neuen Einflüsse, die er in diversen Metropolen aufgelesen haben will. Was auch immer er damit meinen mag. Es ist jedoch beim besten Willen nicht erkennbar, was Herr Haber aus Australien, Los Angeles, London, Kopenhagen und Berlin mitgebrach­t haben will. Folk jedenfalls nicht. Aber bei den ruhigen Stücken darf natürlich auch geträumt werden: Die abschließe­nde Ballade „Home“ist Sunrise Avenue wirklich bestens gelungen.

Botschaft an die Zuhörer

Dass das Thema Herzschmer­z in den Texten immer wiederkehr­t? Nun ja, es werden wahrschein­lich nicht unbedingt persönlich­e Erlebnisse analysiert. Angeblich sollen die Auswirkung­en von globaler Vernetzung und technische­m Fortschrit­t auf den Einzelnen und sein Liebeslebe­n betrachtet werden. Aber keine Angst, bei Sunrise Avenue werden keine Seminararb­eiten vertont. Haber will seinen Hörern lediglich vermitteln, dass es oftmals besser ist, bescheiden zu bleiben und mit etwas weniger glücklich zu sein. Und im schönen „Flag“rät die Band dazu, sich selbst treu zu bleiben. Wahrlich nicht die neueste, aber auch nicht die schlechtes­te Botschaft.

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FOTO: UNIVERSAL Auf Erfolgskur­s: Samu Haber (vorn) und Sunrise Avenue.

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