Plattenkiste
S ound-Fetischisten aufgepasst: Das neue Album der kanadischen Indierocker Destroyer hat alles, um beim Test teurer Boxen so richtig Spaß zu machen. Musikalisch ist diesmal nur solide Mittelklasse angesagt – zumindest wenn man die Platte mit früheren Werken des Projekts von Dan Bejar vergleicht.
Ein so volles, perfektes Klangbild wie auf „Ken“hört man selten. Der Multiinstrumentalist aus Vancouver schaltet schon im Opener „Sky’s Grey“mit fetten Keyboards in den Überwältigungsmodus, lässt durchgängig üppige Gitarren perlen und in Uptempo-Songs wie „In The Morning“oder „Cover from The Sun“die Drums nach Herzenslust krachen. Der Bass erinnert nicht nur bei „Tinseltown Swimming in Blood“an New-Order-Alben der 80er- und 90er-Jahre.
„Ken“entpuppt sich damit als eine weitere DestroyerHommage an vergangene PopDekaden. Bejar hat aus seiner Verehrung für David Bowie keinen Hehl gemacht, auch den als „Yachtmusik“verspotteten Softpop der 70er-Jahre baute er in tollen Alben wie „Kaputt“(2011) und „Poison Season“(2015) sorgfältig nach. Etwas Seifiges haftete DestroyerSongs dank großzügiger Saxofon-Soli, trauriger Klavier-Passagen und Bejars Schmeichlerstimme immer an, aber Kritiker und Fans liebten ihn.
Das muss sich auch mit „Ken“nicht ändern, die Platte hat immer noch manche Highlights zu bieten, etwa die schwerelose Ballade „Saw You at The Hospital“oder „Ivory Coast“. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, dass Bejar hier am Ende einer Entwicklung angelangt ist. (dpa)
Live: 18.11. München, Ampere; 21.11. CH-Zürich, Rote Fabrik.