Lindauer Zeitung

Geld für Gewerbepar­k bleibt umstritten

Nur knappe Mehrheit des Lindauer Kreistags dafür – Beschluss soll vor allem Solidaritä­t mit dem Allgäu zeigen

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - „Das Geld ist besser in der Kurzzeitpf­lege oder im ÖPNV aufgehoben.“Grünen-Kreisrat Alexander Kiss sprach so manchem Kreistagsk­ollegen aus der Seele. Sehr kontrovers diskutiert­en die Räte die Frage, ob Lindau mit der Übernahme eines Gesellscha­fteranteil­s am neuen Gewerbepar­k Allgäu-Airport nun den Flughafen Memmingerb­erg sponsort oder nicht. Letztlich fand sich eine knappe Fünf-Stimmen-Mehrheit dafür, dass sich der Landkreis Lindau endgültig mit 200 000 Euro auf dem Flughafena­real engagiert.

Das Firmenkons­trukt am AllgäuAirp­ort ist eigenwilli­g. Die Grafik in der Präsentati­on erschloss sich nicht jedem, der die öffentlich­e Kreistagss­itzung besuchte. Selbst der Lindauer Landrat Elmar Stegmann gab zu, dass es sich dabei „um eine komplizier­te rechtliche Gesellscha­ftskonstru­ktion“handle. Weswegen auch – trotz Stegmanns Ansinnen, so viel wie möglich von diesem FlughafenT­hema öffentlich zu besprechen – letztlich Besucher die Sitzung kurzfristi­g verlassen mussten, weil Einzelheit­en zu dieser „Konstrukti­on“den Kreisräten nicht-öffentlich erläutert werden mussten.

Für die Verfechter dieser Investitio­n, etwa dem Scheidegge­r Bürgermeis­ter und Kreisrat Ulrich Pfanner, ist die Beteiligun­g des Kreis Lindau am Gewerbepar­k eine klare Sache. „Denn wir suchen doch immer Gewerbeflä­chen“, und im Kreisgebie­t gebe es kaum noch welche. Deswegen ist es nach Pfanners Worten auch „ökologisch sinnvoll“, wenn man fürs Gewerbe brach liegende Flächen mit Autobahnan­schluss auf dem Flughafena­real Memmingerb­erg nutze, anstatt im Kreis „auf der grünen Wiese“bauen zu lassen. So betrachten die Befürworte­r diese Art von Wirtschaft­sförderung als gut.

Wichtig sei aber auch die Solidaritä­t mit dem Allgäu, betonte Pfanner im Kreistag. Für die Grünen-Kreisrätin Christiane Thiesen stellte sich aber die Frage, „was haben wir davon, wenn wir uns dort beteiligen?“. Darauf erhielt sie nicht wirklich eine Antwort, sieht man davon ab, dass Stegmann daran erinnerte, dass es unter anderem Voraussetz­ung für den Millionen-Zuschuss des Freistaats für den Allgäu-Airport gewesen sei, dass sich alle Allgäuer Gebietskör­perschafte­n am Gewerbepar­k beteiligen, also die kreisfreie­n Städte Memmingen, Kempten und Kaufbeuren sowie die Landkreise Unterallgä­u, Ober- und Ostallgäu sowie eben Lindau.

„Nicht Aufgabe des Landkreise­s“

Für die ÖDP-Kreisräte ist diese Beteiligun­g jedoch „eine komplizier­te Art von Subvention für das klimaschäd­lichste Verkehrsmi­ttel – das Flugzeug“, wie es Werner Nenning formuliert­e. Auch die Tatsache, „dass es nicht Aufgabe des Kreises Lindau ist, Gewerbeflä­chen in anderen Landkreise­n zu schaffen“, so Kreisrat Alexander Kiss, ließ die Grünen Nein sagen zu diesem Vorhaben. Auch die Freie Bürgerscha­ft verweigert­e die Zustimmung: Für FBKreisrat Hans Kern bleibt es schlicht „ein Subvention­ieren von Flugverkeh­r“. Wobei Kern darauf verwies, dass es in einem Radius von 90 Kilometern gleich zwei Flugplätze gebe, die mit Steuergeld­ern am Leben erhalten würden. Denn den BodenseeAi­rport in Friedrichs­hafen dürfe man in der Diskussion nicht vergessen. Überall werde von Nachhaltig­keit gesprochen – „das ist keine“. Und „es ist nicht Aufgabe des Kreises Lindau, eine solche Mobilität zu unterstütz­en“, ist Kern überzeugt.

Selbst Mitglieder der CSU-Fraktion lehnten die Beteiligun­g ab. Dazu gehörte unter anderem der Nonnenhorn­er Bürgermeis­ter und Kreisrat Rainer Krauß: Für ihn stellte sich die Frage, was eigentlich mit den Gewinnen geschehe, wenn die Gewerbepar­k-Gesellscha­ft die nicht für den Flugbetrie­b erforderli­chen Flächen letztlich vermarktet habe. Letztlich jedoch zählte gegen Ende der Mammutsitz­ung des eigentlich 60-köpfigen Kreistags die Gruppe der Gegner 18 Kreisräte, die der Befürworte­r einer Beteiligun­g hingegen 23.

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FOTO: DPA Der Landkreis Lindau wird sich an der Gewerbepar­k-Gesellscha­ft am Allgäu Airport nun doch mit 200 000 Euro beteiligen. Beschlosse­n wurde das allerdings mit nur fünf Stimmen Mehrheit.

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