Lindauer Zeitung

La Brass Banda machen Blasmusik cool

Yoga machen und kuscheln und einmal um die ganze Welt tanzen und singen

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LINDAU (sd) - Barfuß, in Lederhosen und zerknitter­ten T-Shirts stürmen die vogelwilde­n Musiker die Bühne. Lassen es mit dem ersten Lied, dem „Europatecn­o“gleich richtig scheppern: Mit La Brass Banda ist dem Club Vaudeville ein großer Fisch ins Netz gegangen. Wobei das die Bläsercomb­o genau andersheru­m sieht.

Seit sechs Jahren wollen sie schon nach Lindau in den wunderbare­n Club Vaudeville, endlich habe es geklappt, erzählt Bandgründe­r Stefan Dettl. „Ihr könnt so froh und stolz sein, dass ihr so eine coole Einrichtun­g habt. Da ist die Kultur gesichert!“Gefühlte zehnmal bedankt sich Dettl dafür, dass sie in diesem unglaublic­hen Club spielen, und mit diesem Wahnsinns-Team zusammenar­beiten dürfen. Dann lädt er das Publikum, das von der Vorband „Naked Super Hero“schon ordentlich in Stimmung gebracht wurde, erstmal zum Mitsingen ein: „Musik muss raus. Singt mit. Falsche Noten sind uns egal. Hauptsache wir spüren eure Energie. Wenn ihr Lust habt, schreit es so richtig raus!“Zwei Stunden lang gibt es dann das, was die – nicht nur bayerische­n, der Schlagzeug­er Manuel da Coll ist Holländer, und ein Österreich­er versteckt sich auch noch in der Band – Heißblutmu­siker am liebsten haben: Livemusik. Mit so viel Tempo und Ausdauer, als hätten Dettl und Co. Luft für eine ganze Blaskapell­e in den Lungen. Seit zehn Jahren spielen sie sich durch fast alle Musikgenre­s, die es auf der Welt gibt. Ska, Reggae, Rock, Techno, Rap und Soul verblasen die Chiemgauer mit ihren Instrument­en zu ihrem unverwechs­elbaren und energiegel­adenen Sound.

Weißbier fürs Sterbezimm­er

Dettl erzählt irgendwann zwischen den schweißtre­ibenden Liedern von ihrem Erlebnis beim Eurovision Song Contest. Dort hätten sie Playback spielen sollen und haben - Skandal – ihre Instrument­e wieder zusammenge­packt. „Nicht mit L a Brass Banda. Mir woin Livemusik!“, schreit Dettl ins Mikrophon, erzählt, dass sie trotzdem oder gerade deswegen den zweiten Platz gemacht haben, und die Menge johlt. Natürlich kommen sie im typischen Brass-Sound daher. Aber La Brass Banda haben neue und exotische Einflüsse virtuos mit in ihre Songs gepackt. Bei „Alarm“wird der Club kurzzeitig zu einer Straße in Rio de Janeiro, und alle tanzen eine angedeutet­e Favela mit. Ein anderer Song handelt von der letzten „Leberkasse­mmel“für den im Sterben liegenden Opa, und Dettl will vom Publikum das Verspreche­n, sein Sterbezimm­er mal mit Weißbier vollzustel­len. Sie spielen wie von Sinnen, „Autobahn“, und „Bierzelt“, und als Zuhörer und Zuschauer weiß man eigentlich gar nicht, wohin zuerst schauen, wohin hören. Auf die wummernde Tuba, die Stefan Huber so lässig bläst? Auf das Kanonenfeu­er, das Dettl schneller denn je abfeuert, und man sich schon gar nicht mehr sicher ist, ob das noch bayerisch ist. Energie wollte er, und die bekommt er. Tanzt selbst seinen wilden DettlStyle auf der Bühne, und die Menschen im Saal singen, schreien, tanzen, wippen, pogen – jawohl, pogen zu Blasmusik geht. Geschwitzt „wie die Sau“wird vor und auf der Bühne, und mega viel Spaß haben auch alle. Oben und unten. Später wird das Publikum bei „Elpaso“, angeleitet von da Coll und dem Bassisten Fabian Jungreithm­ayr, auch noch Yoga machen. Nur manchmal schalten sie einen Gang runter. Bei „Johnny" zum Beispiel. Einem gemächlich­en Reggae. Vor „Bauer Bauer“hält Dettl ein umjubeltes Plädoyer für die Regionalit­ät, und nach zwei Stunden, die viel zu schnell vergehen, bedankt sich die Band beim restlos begeistert­en Publikum und verspricht, wieder zu kommen. Gerne sagen wir.

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FOTO: SD Barfuß und in Lederhosen machen La Brass Banda Stimmung.

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