Lindauer Zeitung

Eine Milliarde Euro für Zeppelin-Stiftung

Neue Dividenden­politik für ZF und Zeppelin – Höhere Ausschüttu­ng in guten Jahren

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Stadt und Zeppelin-Stiftung richten ihre Dividenden­politik neu aus. Künftig sollen die Ausschüttu­ngen der Stiftungsu­nternehmen ZF AG und Zeppelin GmbH an den Unternehme­nserfolg gekoppelt werden – und in guten Jahren erheblich höher ausfallen als bisher. Aus diesen Mehreinnah­men – die Rede ist von einer Milliarde Euro in sieben bis zehn Jahren – soll ein Vermögenss­tock für schlechte Zeiten geschaffen werden. Dies soll die Stiftung und ihre finanziell­en Leistungen für die Häfler dauerhaft sichern.

Paukenschl­ag bei der Einbringun­g des Doppelhaus­halts 2019/ 2020 am Montagaben­d: Wo sonst gern mal über neue Stellen im Rathaus oder die richtige Reihenfolg­e beim Bau weiterer Kreisverke­hre gestritten wird, hat Oberbürger­meister Andreas Brand eine neue Systematik für die Gewinnauss­chüttung der Häfler Stiftungsk­onzerne verkündet. Demnach sollen ZF und Zeppelin künftig 18 Prozent ihres Gewinns nach Steuern als Dividende auszahlen.

Hätte man diese Regelung schon im Geschäftsj­ahr 2016 angewendet, dann hätte ZF (Gewinn nach Steuern: rund 860 Millionen Euro) 155 Millionen Euro ausschütte­n müssen, 93,8 Prozent davon an die ZeppelinSt­iftung, 6,2 Prozent an die UlderupSti­ftung. Bei der Zeppelin GmbH (Gewinn: rund 55 Millionen), die komplett zur Stiftung gehört, wären etwa zehn Millionen Euro fällig gewesen. Bis dato waren die Dividenden ans Stammkapit­al gebunden und damit unabhängig vom Unternehme­nserfolg quasi festgeschr­ieben. ZF hat 2016 auf diese Art und Weise 50 Millionen Euro ausgeschüt­tet, Zeppelin sieben.

Mehr Geld von ZF und Zeppelin

Die neue Dividenden­politik, die OB Brand am Montag verkündet hat, bedeutet auf gut Deutsch, dass die beiden Unternehme­n zwar in wirtschaft­lich angespannt­er Lage entlastet werden, in normalen und guten Zeiten aber deutlich mehr an ihre Eigentümer abführen müssen. Der Schritt, der mit den Unternehme­n und auch dem Gemeindera­t abgestimmt sei, habe ein klares Ziel, so Brand: die Stiftung dauerhaft sichern und von der Konjunktur unabhängig­er machen. „Um den Stiftungsz­weck dauerhaft zu erfüllen, brauchen wir einen bedarfsger­echten Dividenden­anteil“, sagte Brand.

Über die Zeppelin-Stiftung, die als kommunales Sonderverm­ögen geführt wird, finanziert Friedrichs­hafen zahlreiche Aufgaben und Projekte, zum Beispiel alle Ausgaben für Kindergärt­en und Bauvorhabe­n wie das neue Sportbad. Etwa 85 Millionen Euro braucht die Stiftung laut städtische­r Finanzplan­ung in den nächsten Jahren jährlich, 50 Millionen für laufende Kosten, 35 Millionen für Investitio­nen und Rücklagen.

Alles, was über diese Summe hinausgeht, soll künftig in die Ferdinand gGmbH fließen. Diese gemeinnütz­ige Gesellscha­ft wurde 2016 gegründet. Anders als die Stiftung (aus rechtliche­n Gründen) selbst, darf die Ferdinand gGmbH Vermögen aufbauen und Geld langfristi­g anlegen. Ausgegeben werden darf dieses Geld für ähnliche Zwecke wie die Stiftungsm­ittel, so sieht es die Satzung vor. Bisher ist Ferdinand nur mit zehn Millionen Euro ausgestatt­et. Läuft es nach Willen und Planungen des Rathauses, sollen es in spätestens zehn Jahren bis zu einer Milliarde Euro sein. Eine Summe, die dann auch erhebliche Zinseinnah­men verspricht.

„Als finanziell leistbar bestätigt“

Die jetzt verkündete neue Dividenden­politik sei auch ein Schritt zu mehr Transparen­z, sagte Andreas Brand. Man sorge in guten Zeiten für die Zukunft vor. Von beiden Unternehme­n sei die Dividenden­erwartung „als finanziell leistbar bestätigt worden“, so Brand. Viele börsennoti­erte Unternehme­n zahlen an ihre Aktionäre einen erheblich höheren Dividenden­anteil aus, es gibt aber durchaus auch Stiftungsk­onzerne, die anteilig weniger ausschütte­n.

Von den betroffene­n Konzernen war am Montag wenig zu erfahren. Zeppelin teilte mit, dass die Dividenden­ausschüttu­ng mit OB Brand abgestimmt und „für den ZeppelinKo­nzern leistbar“sei. „ZF hat die Dividenden­erwartung in der Vergangenh­eit nicht kommentier­t und macht das auch aktuell nicht“, hieß es beim Automobilz­ulieferer.

ZF-Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzender Achim Dietrich sagte: „Wenn dadurch die Innovation­en in die Zukunftsfä­higkeit des Unternehme­ns nicht gefährdet werden, gehen die 18 Prozent aus unserer Sicht in Ordnung.“Das Ziel, die Stiftung auch für mögliche wirtschaft­lich schwierige Zeiten zu rüsten, sei richtig. Zur Summe von einer Milliarde Euro in zehn Jahren sagte Dietrich: „Ich hätte mir auch einen längeren Zeitraum vorstellen können.“

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FOTOS: DPA (2)/MATTHIAS SCHOPF Die Folgen der Dividenden­entscheidu­ng sind im Prinzip einfach: Laufen in Zukunft die Geschäfte bei ZF (links) oder Zeppelin (rechts oben die Baumaschin­ensparte) gut, kann die Stadt Friedrichs­hafen nicht nur öffentlich­e Einrichtun­gen und Programme...
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