Anbau könnte in Hege Platz für Kurzzeitpflege schaffen
Verbandsräte zeigen „positive Grundstimmung“– Letztlich ist das Thema aber eine Frage des Geldes
WASSERBURG - Es könnte ein Lichtblick werden für pflegende Angehörige: Der Landkreis hat vor gut einer Woche beschlossen, Kurzzeitpflegeangebote finanziell zu unterstützen. Jetzt hat sich die Verbandsversammlung des Seniorenheims Hege noch einmal mit dem Thema beschäftigt – und die Räte können sich grundsätzlich vorstellen, ihr Haus in Wasserburg zu erweitern und so künftig fest planbare Kurzzeitpflegeplätze anzubieten. Jetzt muss jedoch erst mal gerechnet werden. Denn entscheidend ist für die Verbandsräte: Ein solches Engagement dürfe nicht finanziell zu Lasten der ständigen Bewohner gehen, sprich höhere Heimkosten verursachen.
Es gibt viel zu wenig Kurzzeitpflegeplätze im Landkreis Lindau. Das hat nicht nur die Kreisverwaltung in einer Bestandsaufnahme in den vergangenen Monaten erfasst. Das wissen Rainer Krauß und Christoph Brinz aus eigener Erfahrung: Krauß ist Vorsitzender des Zweckverbands Seniorenheim Hege, Brinz dessen Geschäftsführer. Und als solcher erhält er tagtäglich Anrufe von Familien oder Partnern, die dringend einen Kurzzeitpflegeplatz für einen pflegebedürftigen Angehörigen suchen.
Doch fast immer muss Brinz diesen Menschen eine Absage erteilen. Das Seniorenheim Hege mit seinen 88 Betten ist ständig komplett belegt, die Warteliste bis zu 300 Namen lang. Heimplätze für Kurzzeitpflege frei zu lassen, kommt deshalb für die Verantwortlichen nicht in Frage. Vorstellen könnten sie sich aber, das Haus zu erweitern, etwa durch einen kleinen Anbau. Doch das müsse dann finanziell vertretbar sein – „wir können keine defizitären Aufgaben übernehmen“, ist für den Geschäftsführer klar.
Die auf Antrag von Rainer Krauß vom Kreistag beschlossenen höheren Zuschüsse für planbar belegbare Kurzzeitpflegebetten sind nun für die Verbandsräte in Hege ein Grund gewesen, sich am Donnerstagabend in nichtöffentlicher Sitzung noch einmal intensiver mit dem Thema Kurzzeitpflege zu beschäftigen. „Nach dem Kreistagsbeschluss herrschte bei uns nun eine grundsätzlich positive Stimmung“, schilderte Brinz im Gespräch mit der LZ: „Die Verbandsräte waren erfreut, dass der Landkreis sich finanziell stärker beteiligen will.“
Auf der Basis, dass der Kreis ab kommendem Jahr den Heimträgern für jeden buchbaren Kurzzeitpflegeplatz jährlich 3000 Euro zahlen will und zusätzlich für jeden wirklich belegten Platz pro Tag weitere 18 Euro, wolle der Zweckverband die schon vor einigen Wochen geborene Idee eines Heimanbaus doch noch einmal genauer prüfen und vor allem berechnen lassen.
Mit Anbau könnte Hege mehr Platz schaffen
Denkbar wäre ein dreigeschossiger Anbau an dem in Richtung Wasserburg ausgerichteten Gebäudeflügel. Das ist in Hege bereits vor einigen Monaten als Erweiterungsmöglichkeit kurz andiskutiert worden. Mit jeweils vier Zimmern pro Etage könnten dann insgesamt zwölf neue Heimplätze entstehen. Wobei Brinz es aus organisatorischen Gründen bevorzugen würde, Kurzzeitpflege an einer Stelle in einem Stockwerk zu konzentrieren. Grundsätzlich werde es sich aber auch in einem solchen Fall im Seniorenheim Hege weiterhin um eingestreute Plätze handeln, kündigt Brinz an.
Eine erste Kostenschätzung für einen Anbau ohne Keller ging im Sommer von rund einer Million Euro Baukosten aus. „Das müssen wir nun genauer planen und berechnen“, so der Geschäftsführer. Denn klar sei für alle Beteiligten des Zweckverbands Seniorenheim: Ein solches Engagement von Hege für ein größeres Kurzzeitpflegeangebot im unteren Landkreis dürfe das Seniorenheim finanziell nicht zusätzlich belasten. Derzeit schreibt das Wasserburger Haus nämlich „eine schwarze Null“. Und das soll auch so bleiben. So ist es für den Verbandsvorsitzenden Rainer Krauß unvorstellbar, dass die fest in Hege lebenden Senioren höhere Heimgebühren zahlen müssten, damit dort mehr Kurzzeitpflegeplätze entstehen.
Vor diesem Hintergrund werde man in nächster Zeit auch das Gespräch mit Landrat Elmar Stegmann suchen so Brinz gegenüber der LZ. Denn wenn die in den nächsten Monaten ermittelten Baukosten deutlich über einer Million liegen sollten, dann ist nach Ansicht des Zweckverbands Seniorenheim Hege doch noch einmal der Landkreis gefragt.
„Die Verbandsräte waren erfreut, dass der Landkreis sich finanziell stärker beteiligen will.“Christoph Brinz „Das müssen wir nun genauer planen und berechnen.“Christoph Brinz