Natascha Kohnen ist ein Anti-Söder
Der SPD-Landesvorstand hat ihre Vorsitzende als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl gekürt
MÜNCHEN (lby) - Ein ungewöhnlicher Ort für eine Pressekonferenz. Es ist der erste Auftritt der bayerischen SPD-Landesvorsitzenden Natascha Kohnen nach ihrer Kür zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl. Er findet statt in einem Laden, der zugleich Buchhandlung und Coffeeshop ist, gleich neben der Uni. Viele Studenten tummeln sich hier. „Ich mag es ungemein gerne hier“, sagt Kohnen. Hier sei sie aufgewachsen, in der Nähe sei sie zur Grundschule gegangen. „Ich fühle mich hier wohl.“
Seit Sonntagnachmittag ist Kohnen Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl. Der formale Akt auf einem Parteitag steht zwar noch aus, doch der Landesvorstand hat die 50-Jährige nun einstimmig nominiert – und das einige Wochen früher als gedacht. Und: Kohnen soll auch stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende werden. Die bisherige Parteivize Aydan Özoguz will zugunsten Kohnens verzichten.
Kohnen ist Quereinsteigerin
Damit ist Kohnen die unangefochtene Frontfrau der Bayern-SPD für das wichtige Landtagswahljahr 2018. Sie soll die SPD nach dem Debakel bei der Bundestagswahl, als die SPD in Bayern auf nur noch 15,3 Prozent abstürzte, wieder stabilisieren. Kohnen ist eine Quer- und Späteinsteigerin in die Politik. Ein SPD-Parteibuch hat die studierte Biologin, die lange als Lektorin arbeitete, erst seit 2001. Zunächst war sie lange erfolgreich kommunalpolitisch aktiv, im bayerischen Landtag sitzt sie seit 2008. Wenig später schlug sie der damalige SPD-Landeschef Florian Pronold als Generalsekretärin vor, auf den Posten gewählt wurde sie 2009.
Der nächste große Karrieresprung folgte dann vor einigen Monaten: Erst im Mai wurde Kohnen zur neuen SPD-Landesvorsitzenden und damit zur Nachfolgerin Pronolds gewählt. Als designierte Spitzenkandidatin sagt Kohnen nun, die SPD müsse wieder Lösungen für die Probleme der Menschen bieten. Man müsse Werte wieder in den Vordergrund stellen, vor allem Menschlichkeit. „Wir müssen die Menschen mit klaren Antworten gewinnen“, sagt Kohnen, der allerdings auch manche in ihrer Partei vorwerfen, keine solchen klaren Antworten zu geben. Sie sagt, die SPD brauche wieder eine klare Ausrichtung als „linke Volkspartei“. und dass die Menschen sich „eine klare Erkennbarkeit“wünschen.
Mit ihrer ruhigen Art soll Kohnen eine Art Gegenentwurf sein zum möglichen CSU-Spitzenkandidaten Markus Söder. Sie sagte bei ihrer Kür zur Generalsekretärin einst selbst: „Den Söder mache ich nicht.“Sie möge keine generalsekretärstypische Polemik.