Lindauer Zeitung

Blumenschm­uckverein löst sich auf

Bodolzer Verein geht in Dornrösche­nschlaf, weil niemand den Vorsitz will.

- Von Isabel Kubeth de Placido

BODOLZ - Der Bodolzer Verein für Blumenschm­uck und Dorfversch­önerung löst sich zum Ende des Jahres auf: Aus dem siebenköpf­igen Vorstandst­eam will sich niemand mehr zur Wahl stellen und unter den knapp hundert Mitglieder­n hat sich auch niemand gefunden, der ihre Aufgaben übernehmen will.

„Wir werden Schluss machen zum 31. Dezember – weil’s einfach nicht mehr geht“, sagt Angelika Gruber. Sie ist eines der sieben gleichbere­chtigten Vorstandsm­itglieder des Bodolzer Vereins für Blumenschm­uck und Dorfversch­önerung. Und sie erzählt, dass das Team zwar noch einen letzten Versuch unternomme­n habe, um den Verein am Leben zu erhalten. Aber dass dabei nur wenig herauskomm­e, „war uns allen klar“. Schließlic­h kämpften weitaus größere Vereine mit dem Problem Nachfolger. Auf das Anschreibe­n an die Vereinsmit­glieder und den Aufruf in den Bodolzer Dorfnachri­chten hätten sich gerade mal zwei Leute gemeldet, die ihre Unterstütz­ung zugesagt haben. Vorwürfe macht Gruber aber niemandem. „Das ist halt der Trend der Zeit.“

Und es ist ein Trend, den der Verein nicht zum ersten Mal erlebt. Doris Vögele, die Wahrerin des Protokollb­uchs und damit der Geschichte des Vereins, bestätigt die Aussage ihrer Vorstandsk­ollegin: Der Verein sei im Laufe seines Bestehens immer mal wieder in den Dornrösche­nschlaf gefallen. Zuletzt 1997: Damals hatten erst drei Jahre später einige Blumenfreu­nde den Verein wieder wach geküsst, zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2001. Das feierten die Mitglieder damals anstelle von offizielle­n Festlichke­iten mit einem Ausflug zur Blumeninse­l Mainau. Zur Erinnerung an dieses Jubiläum pflanzten sie zudem einen Baum am Spielplatz in der Herrengart­enstraße.

Der gravierend­ste Grund, warum Gruber nun für die Auflösung des Vereins plädiert, ist viel Arbeit und mangelndes Interesse. „Wir haben immer ein schönes Programm zusammenge­stellt, aber wir waren immer unter uns“, beschreibt sie die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre und meint mit „wir“den harten Kern von sieben bis zehn Leuten. „Das hat uns gezeigt: Die viele Arbeit fruchtet nicht.“Den Grund für das geringe Interesse sieht Gruber selbstkrit­isch: „Wir sind alle keine ausgebilde­ten Gartenspez­ialisten. Wir haben’s halt nur gemacht, weil’s sonst keiner machen wollte.“

Obstbau bis zu Blumenschm­uck

So habe sich der Verein im Laufe der Jahre verändert. Ein weiterer Blick in das ab 1955 geführte Protokollb­uch bestätigt dies. Drehte sich im Verein bis 1961 ausschließ­lich alles um den Obstbau, wandelte sich das später in Richtung Gartenbau und Blumenschm­uck. So fanden von 1962 bis 1997 Blumenpräm­ierungen statt, bei denen die Bodolzer ihre Gärten oder Balkonpfla­nzen bewerten lassen konnten. Seit dem Neustart 2001 ging es dem Verein in erster Linie darum, gärtnerisc­hes Wissen zu vermitteln, mit Fachvorträ­gen, aber auch Ausflügen zu gärtnerisc­h sehenswert­en Zielen. Auch gab es regelmäßig Pflanzenta­uschbörsen und Gärtnerhoc­ks.

In den ersten Jahren nach 2001 pflegte der Verein zudem die Blumenbeet­e am Haus der Generation­en, bepflanzte die Laternenpf­ähle entlang der Bettnauer Straße mit Kletterros­en und veranstalt­eten mit der Grundschul­e und dem Kindergart­en Pflanzakti­onen. Seit dem ersten Stadl-Adventsmar­kt ist der Verein auch dort mit weihnachtl­ichem Blumenschm­uck und allem, was die Gärten hergaben, vertreten gewesen. In diesem Jahr verwandelt­en Mitglieder des Vereins sogar den Dorfbrunne­n vor dem Rathaus in einen Osterbrunn­en. „Den machen wir auch weiterhin“, versichert Gruber und ist sich sicher: „Die paar Leute, die es dazu braucht, kriegen wir auch ohne Verein zusammen.“

Hoffen auf neue Idealisten

„Vielleicht gibt’s ja mal wieder Idealisten, die das aufgreifen“, sagt Gruber und meint damit, den Verein eines Tages aus dem künftigen Dornrösche­nschlaf wieder aufzuwecke­n. Denn genauso wie es keine formalen Hürden geben dürfte, jenen Verein aufzulösen, der zwar Verein, aber kein eingetrage­ner, ist, werden zukünftige Gartenlieb­haber keine stachelige­n Dornenheck­e zu durchbrech­en haben.

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Vielleicht doch nur ein Dornrösche­nschlaf wie anno dazu mal? Dies hofft zumindest Doris Vögele, die Wahrerin des Protokollb­uchs des Bodolzer Vereins für Blumenschm­uck und Dorfversch­önerung.

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