Blumenschmuckverein löst sich auf
Bodolzer Verein geht in Dornröschenschlaf, weil niemand den Vorsitz will.
BODOLZ - Der Bodolzer Verein für Blumenschmuck und Dorfverschönerung löst sich zum Ende des Jahres auf: Aus dem siebenköpfigen Vorstandsteam will sich niemand mehr zur Wahl stellen und unter den knapp hundert Mitgliedern hat sich auch niemand gefunden, der ihre Aufgaben übernehmen will.
„Wir werden Schluss machen zum 31. Dezember – weil’s einfach nicht mehr geht“, sagt Angelika Gruber. Sie ist eines der sieben gleichberechtigten Vorstandsmitglieder des Bodolzer Vereins für Blumenschmuck und Dorfverschönerung. Und sie erzählt, dass das Team zwar noch einen letzten Versuch unternommen habe, um den Verein am Leben zu erhalten. Aber dass dabei nur wenig herauskomme, „war uns allen klar“. Schließlich kämpften weitaus größere Vereine mit dem Problem Nachfolger. Auf das Anschreiben an die Vereinsmitglieder und den Aufruf in den Bodolzer Dorfnachrichten hätten sich gerade mal zwei Leute gemeldet, die ihre Unterstützung zugesagt haben. Vorwürfe macht Gruber aber niemandem. „Das ist halt der Trend der Zeit.“
Und es ist ein Trend, den der Verein nicht zum ersten Mal erlebt. Doris Vögele, die Wahrerin des Protokollbuchs und damit der Geschichte des Vereins, bestätigt die Aussage ihrer Vorstandskollegin: Der Verein sei im Laufe seines Bestehens immer mal wieder in den Dornröschenschlaf gefallen. Zuletzt 1997: Damals hatten erst drei Jahre später einige Blumenfreunde den Verein wieder wach geküsst, zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2001. Das feierten die Mitglieder damals anstelle von offiziellen Festlichkeiten mit einem Ausflug zur Blumeninsel Mainau. Zur Erinnerung an dieses Jubiläum pflanzten sie zudem einen Baum am Spielplatz in der Herrengartenstraße.
Der gravierendste Grund, warum Gruber nun für die Auflösung des Vereins plädiert, ist viel Arbeit und mangelndes Interesse. „Wir haben immer ein schönes Programm zusammengestellt, aber wir waren immer unter uns“, beschreibt sie die Entwicklung der vergangenen Jahre und meint mit „wir“den harten Kern von sieben bis zehn Leuten. „Das hat uns gezeigt: Die viele Arbeit fruchtet nicht.“Den Grund für das geringe Interesse sieht Gruber selbstkritisch: „Wir sind alle keine ausgebildeten Gartenspezialisten. Wir haben’s halt nur gemacht, weil’s sonst keiner machen wollte.“
Obstbau bis zu Blumenschmuck
So habe sich der Verein im Laufe der Jahre verändert. Ein weiterer Blick in das ab 1955 geführte Protokollbuch bestätigt dies. Drehte sich im Verein bis 1961 ausschließlich alles um den Obstbau, wandelte sich das später in Richtung Gartenbau und Blumenschmuck. So fanden von 1962 bis 1997 Blumenprämierungen statt, bei denen die Bodolzer ihre Gärten oder Balkonpflanzen bewerten lassen konnten. Seit dem Neustart 2001 ging es dem Verein in erster Linie darum, gärtnerisches Wissen zu vermitteln, mit Fachvorträgen, aber auch Ausflügen zu gärtnerisch sehenswerten Zielen. Auch gab es regelmäßig Pflanzentauschbörsen und Gärtnerhocks.
In den ersten Jahren nach 2001 pflegte der Verein zudem die Blumenbeete am Haus der Generationen, bepflanzte die Laternenpfähle entlang der Bettnauer Straße mit Kletterrosen und veranstalteten mit der Grundschule und dem Kindergarten Pflanzaktionen. Seit dem ersten Stadl-Adventsmarkt ist der Verein auch dort mit weihnachtlichem Blumenschmuck und allem, was die Gärten hergaben, vertreten gewesen. In diesem Jahr verwandelten Mitglieder des Vereins sogar den Dorfbrunnen vor dem Rathaus in einen Osterbrunnen. „Den machen wir auch weiterhin“, versichert Gruber und ist sich sicher: „Die paar Leute, die es dazu braucht, kriegen wir auch ohne Verein zusammen.“
Hoffen auf neue Idealisten
„Vielleicht gibt’s ja mal wieder Idealisten, die das aufgreifen“, sagt Gruber und meint damit, den Verein eines Tages aus dem künftigen Dornröschenschlaf wieder aufzuwecken. Denn genauso wie es keine formalen Hürden geben dürfte, jenen Verein aufzulösen, der zwar Verein, aber kein eingetragener, ist, werden zukünftige Gartenliebhaber keine stacheligen Dornenhecke zu durchbrechen haben.