Ausbau der Bahnstrecke nimmt Fahrt auf
Arbeiten für die Elektrifizierung nach München beginnen im Frühjahr.
LINDAU/MEMMINGEN - Nach jahrelangen Diskussionen, Planungen, Genehmigungsverfahren und Vorarbeiten nimmt der Ausbau der Bahnstrecke Lindau-München Fahrt auf. Das gilt auch für die Lindauer Bahnhöfe. Beide Vorhaben haben verschiedene Vertreter der Bahn AG am Montagabend in Memmingen der Presse vorgestellt.
Bis die Baumaschinen für die Elektrifizierung auf der Strecke zwischen Lindau und Hergatz anrücken werden, wird es noch zwei Jahre dauern. Im Frühjahr ist zuerst der eingleisige Abschnitt zwischen Leutkirch und Geltendorf dran (siehe Bericht unten). Danach folgt 2019 die Strecke zwischen Leutkirch und Wangen, dann erst der Landkreis Lindau.
Deshalb betrübt es Projektleiter Matthias Neumaier von der Bahntochter DB Netz AG auch nicht, dass entgegen den ursprünglichen Hoffnungen das Baurecht für die Bereiche Lindau und Wangen erst im Frühjahr kommen wird. Das Eisenbahnbundesamt schaffe das wegen der Fülle der Verfahren nicht früher.
Das gilt auch für das Planfeststellungsverfahren für den neuen Lindauer Bahnhof. Vor den Sommerferien hat die DB Netz AG die Unterlagen eingereicht und Michael Katz, der bei der DB Netz AG Projektleiter für Lindau ist, hofft, dass er in einem Jahr Baurecht hat. Denn dann sollen nicht nur die Arbeiten für die Unterführung Bregenzer Straße beginnen, sondern zeitgleich will die Bahn AG auch das neue elektronische Stellwerk und die Weichenstraße, den sogenannten Westkopf, bauen, der für den neuen Reutiner Bahnhof unerlässlich ist.
Beide Projekte sind eng aufeinander abgestimmt
Die Arbeiten für die Elektrifizierung und für den Knoten Lindau sind aufeinander abgestimmt. So kann die Bahn im Jahr 2020 den Verkehr auf der Strecke zwischen Lindau und Hergatz eingleisig im Wechselbetrieb befahren lassen und muss den Bahnverkehr nicht sperren, wenn das neue Stellwerk in Betrieb ist.
Die Reihenfolge der Arbeiten in Lindau stehen fest: 2019 will die Bahn AG den Übergang Bingger in Hergensweiler umbauen. In Lindau soll das Stellwerk fertig werden, ebenso der Spurplan für den Reutiner Bahnhof. Eine dafür nötige Sperrpause von sechs Wochen will die DN Netz nutzen, um die Oberleitungen zwischen Reutin und Insel zu erneuern. Im Jahr darauf entsteht der neue Bahnhof mitsamt Abstellgleisen und Tankanlage, außerdem soll es Fahrdrähte zwischen Aeschach und der Insel geben, zugleich mit der Sanierung des Bahndamms.
Neumaier und Katz zeigten sich am Montag zuversichtlich, dass mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2020 wie geplant die ersten strombetriebenen Züge von München nach Lindau fahren und dass Fahrgäste dann in Reutin ein- und aussteigen. Stolz berichteten die Bahnbediensteten zudem, dass auf der Strecke nicht nur moderne Regionalzüge fahren werden, sondern auch ein Hochgeschwindigkeitszug aus der Schweiz, der mittels Neigetechnik mit bis zu 160 Stundenkilometern durch das kurvige Allgäu fahren wird. Eine Stunde und 50 Minuten soll die Fahrt von Lindau bis München dann dauern – so schnell schafft es kein Auto bis in die Münchner Innenstadt.
Die Bahner wissen, dass die Zeit bis dahin den Fahrgästen viel Geduld abverlangt. Denn es wird viele Sperrungen geben. Dann werden auf verschiedenen Abschnitten Busse im Einsatz sein. Davon ist Lindau aber erst später betroffen, mit Ausnahme einiger kurzer Sperrpausen, die auch hier schon im kommenden Jahr nötig sein werden. Darüber wird die Bahn AG jeweils frühzeitig informieren, versprach Pressesprecher MichaelErnst Schmidt.
Überhaupt hat sich die Bahn kundenund anwohnerfreundliches Verhalten vorgenommen. So lässt man sich die insgesamt 25 Kilometer Schallschutzwand fast hundert Millionen Euro kosten. Die Bauarbeiten sollen vor allem tagsüber ablaufen, deshalb sind die Sperrungen nötig. Außerdem will man Betroffene jeweils frühzeitig informieren. Das gelte auch für Fahrgäste, die am Schalter aber auch im Internet frühzeitig über ausfallende Züge oder Ersatzverkehr informiert werden. Grundsätzlich gilt aber, dass die Züge von Lindau über Kempten bis München mindestens 20 Minuten länger brauchen als bisher.