Kommunalchef
Was die USA für Donald Trump, ist Abensberg für Uwe Brandl. „Abensberg zuerst“, versichert der CSU-Kommunalpolitiker auf seiner Homepage, die „bürgermeisterabensberg.de“heißt. Das Bekenntnis hat einen aktuellen Hintergrund, denn zusätzlich zu seinem Amt als Präsident des Bayerischen Gemeindetags übernimmt Brandl ab 1. Januar 2018 auch noch für zweieinhalb Jahre das des Präsidenten des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB). Brandl wird damit zum ersten Lobbyisten von rund 14 000 Gemeinden und kleineren Städten in ganz Deutschland.
Der 58-jährige promovierte Jurist ist weder Orts- noch Jobnoch Partei-Hopper. Schon früh entschied er sich für die „Schülerunion“, dann für die „Junge Union“. 1993 kandidierte er zum ersten Mal als 33-Jähriger für das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde Abensberg im niederbayerischen Landkreis Kelheim und gewann. Seither verteidigte er den Chefsessel in der 13 500-Einwohner-Stadt ein ums andere Mal – zuletzt in diesem Jahr mit 60,75 Prozent gegen zwei Gegenkandidaten.
Bei aller Liebe zu Abensberg – ganz ausgelastet ist der verheiratete Vater einer Tochter mit dem Chefposten im Abensberger Rathaus doch nicht. Bereits seit 2002 führt er den Bayerischen Gemeindetag, dem kommunalen Spitzenverband von 2029 kreisangehörigen Gemeinden, Märkten und Städten im Freistaat.
Brandl ist ein selbstbewusster Verbandschef und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um kommunale Interessen geht – da kann er auch gegenüber Parteifreunden auf Landesebene hartnäckig unangenehm sein. Ein folgsamer CSU-Parteisoldat ist er nicht. Aber das kommunale Hemd ist den Kommunalpolitikern im Freistaat allgemein näher als der Rock. Dass Bürgermeister in Bayern direkt gewählt werden, trägt zu dieser Haltung bei. Ralf Müller