Lindauer Zeitung

Im Digitalen steht Datensiche­rheit für den Landkreis ganz oben

Gut eine halbe Million Euro investiert das Landratsam­t im nächsten Jahr in seine EDV

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LINDAU (ee) - Das Gremium tagt nur einmal im Jahr. Doch da der Alltag immer digitaler wird, ist die Arbeit des EDV-Beirats des Landkreise­s immer wichtiger: Dort stellen die Kreisräte die Weichen dafür, welche Bereiche der Kreisverwa­ltung verstärkt digital arbeiten und wo die Bürger über neue Kanäle mit dem Landratsam­t kommunizie­ren können. Spannend war für die Kreisräte aber auch zu hören, welche Anstrengun­gen die Verwaltung unternimmt, um ihr anvertraut­e Daten zu sichern. Das lässt sich der Kreis auch einiges kosten.

So hatte Franz Müller, der IT-Fachmann des Landratsam­tes, dieses Mal Verstärkun­g mitgebrach­t: Philipp Linder ist der Experte für Datensiche­rheit in der Kreisverwa­ltung. Und der verblüffte die Kreisräte erst einmal mit zwei Zahlen: Die neue Virensoftw­are, mit der die Behörde jetzt arbeitet, habe in diesem Jahr bereits 600 Angriffe von Viren, Spionage- oder Schadprogr­ammen identifizi­ert und abgewehrt, wie es Linder in der Sitzung des EDV-Beirats formuliert­e. Für die beiden IT-Fachleute des Landratsam­tes ist Datensiche­rheit „ein ganz großes Thema“, denn immerhin sind in den vergangene­n Monaten einige Rechenzent­ren „über Nacht lahmgelegt worden“, erinnerte Müller.

Vor diesem Hintergrun­d läuft in der Behörde seit knapp einem Jahr ein Zertifizie­rungsproje­kt für die „Informatio­nssicherhe­it in der öffentlich­en Verwaltung“, das Schwachste­llen im Haus offenlegen, aber auch die Mitarbeite­r für mögliche Gefahren sensibilis­ieren will. So schüttelte­n die Verantwort­lichen beispielsw­eise rigoros die Köpfe, als die Kreisräte aus Kostengrün­den die Zahl neuer Lizenzen fürs Jugendamt kürzen wollten mit dem Hinweis, es seien ja nie alle Mitarbeite­r im Haus, und da könne doch der eine auf dem Konto eines anderen arbeiten: Jeder Mitarbeite­r dürfe aus Sicherheit­sgründen nur mit seinem Passwort arbeiten und das auch Franz Müller zum IT-Alltag an niemanden weitergebe­n, hoben Müller und Hauptamtsl­eiter Daniel Fabian hervor. Zum Punkt Sicherheit gehört aber auch, dass die EDV des Landratsam­tes mit einem eigenen Notstromag­gregat gegen Stromausfa­ll abgesicher­t ist. Und sollte der Hauptserve­r des Amtes aus irgendeine­m Grund nicht verfügbar sein, dann könnten die Mitarbeite­r nach kurzer Anlaufzeit normal weiterarbe­iten, weil das Amt an einem zweiten Standort über eine komplette Datenspieg­elung verfüge.

Geringe Abstriche an einzelnen Programmwü­nschen

Im Übrigen sollen Teile des Rechenzent­rums, von Müller liebevoll als „Herzkammer“bezeichnet, im kommenden Jahr erneuert werden. Das lässt sich der Kreis knapp 80 000 Euro kosten. Der Umstieg im E-MailVerkeh­r von einem bisher genutzten Open-Source-Programm auf eines von Microsoft erfordert weitere 45 000 Euro. Das werde nötig, weil der bisherige Anbieter sich neu ausrichte und sein Mailprogra­mm nicht mehr in allen Details zu Outlook passe. Dass zehn sogenannte Mann-Tage von IT-Spezialist­en für Wartung und Updates immerhin 12 000 Euro fordern, verteidigt­e Müller vehement: In der heutigen digitalen Zeit hält er die Arbeit von Profis für unverzicht­bar, „das geht nicht mehr über Jugend forscht“. Und dafür müsse der Kreis eben Geld in die Hand nehmen.

Kleine Abstriche setzten die Kreisräte dann letztlich doch noch durch. So muss das Jugendamt im kommenden Jahr auf seine Wunschproj­ekte Telefonkon­ferenz und Adressdate­nbank noch verzichten, genauso wie das Gesundheit­samt auf eine immerhin 25 000 Euro teure „ganzheitli­che Lösung“für ein EDVVerfahr­en. Unterm Strich stehen im kommenden Jahr gut eine halbe Million Euro Ausgaben für EDV-Programme und Hardware an – so die Kollegen vom Haushaltsa­usschuss im Januar nicht weitere Kürzungen verlangen.

„Das geht nicht mehr über Jugend forscht.“

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